
Sankt-Petersburg, Russia, December 3, 2017: Woman Hands using iphone 7 with icons of social media facebook, instagram, twitter, google application on screen. Smartphone Starting social media app.
- Um Entscheidungen über Strategien und Innovationen treffen zu können, ist eine fundierte Vorstellung darüber notwenig, welche zukünftigen Entwicklungen das eigene Geschäftsmodell und die eigene Branche betreffen könnten.
- Evonik hat in einem Projekt fünf Szenarien entwickelt, wie im Jahr 2040 die Welt aussehen könnte und welche Auswirkungen dies jeweils auf die Spezialchemie hätte.
- Die Zukunftsbilder entwerfen unter anderem die Möglichkeit einer von China, einer von Internetkonzernen oder einer von Handelskonflikten dominierten Wirtschaft.
Am Anfang der nach eigenen Angaben weltweiten größten Studie dieser Art zur Zukunft der Spezialchemie stand die zentrale Frage: Welche großen Kräfte können langfristig auf Unternehmen der Spezialchemie einwirken? Antwort sollen Szenarien liefern, die zeigen, wie die Welt der Zukunft möglicherweise aussehen könnte. Die Betonung liegt hier auf „möglicherweise“: „Unsere Szenarien können Wirklichkeit werden, sie müssen es nicht“, erklärt Harald Schwager, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und zuständig für Innovation. Die Zukunftsbilder sind nicht als Vorhersagen zu verstehen, die zur Wahrscheinlichkeit x oder y eintreten werden. Stattdessen sollen sie einen „Optionsraum“ eröffnen und es so ermöglichen, Produktentwicklungen, Geschäftsmodelle oder Effizienzstrategien auf ihre Zukunftsfähigkeit zu testen.
Um die fünf Szenarien zu entwerfen, haben Wissenschaftler des Unternehmens eine Reihe von Daten und Analysen gesammelt. Als Basis dienten 100 Interviews mit internen und externen Experten aus den Bereichen Chemie, Politik, Wirtschaft sowie weitere Quellen wie internationale Zukunftsstudien und mehr als 15 Workshops. In einem aufwendigen Prozess identifizierten und analysierten die Experten daraus Schlüsselfaktoren und Einflüsse, leiteten mögliche Entwicklungen ab und kombinierten diese zu fünf sehr verschiedenen Szenarien.
Szenario 1: Trügerische Ruhe
Das erste erarbeitete Szenario geht davon aus, dass sich die Welt zwar verändert – aber eher langsam und schrittweise. In der Weltpolitik und dem technologischen Fortschritt hat es in dieser Zukunft im Jahr 2040 zumindest keine drastischen Verschiebungen gegeben, und die Weltwirtschaft wächst in weltweitem Maßstab weiter. Sie profitiert dabei von einer stark wachsenden globalen Mittelschicht und damit einer steigenden Nachfrage.
Da gleichzeitig auch keine größeren neuen Konkurrenten auf den Plan treten, zeichnet dieses Szenario für die etablierten Player in der Spezialchemie zunächst ein positives Bild. Gleichzeitig würde hier jedoch die Suche nach umweltfreundlichen Prozessen in den Hintergrund treten. Damit stiege auch die Wahrscheinlichkeit von plötzlichen und umso radikaleren Eingriffen durch die Gesetzgeber.
Ranking: Die 10 größten Chemieunternehmen der Welt

Diese Bildergalerie zeigt Ihnen das Who is Who der weltweiten Chemiehersteller 2019. Für die Platzierungen wurde jeweils der Umsatz des gesamten Unternehmens berücksichtigt. Die Daten stammen aus der Forbes-Global-2000-Liste.
Bild: industrieblick – Fotolia

Platz 7: Der Merger mit Praxair hat den Industriegasekonzern Linde nach vorne katapultiert. Mit einem Umsatz von 28,2 Mrd. USD (Vorjahr 15,04 Mrd. USD) landet Linde auf Platz 8. Das in über 100 Ländern agierende Unternehmen produziert Industriegase, die anschließend in verschiedenen Bereichen wie dem Energiesektor, der Strahlproduktion, der Chemieverarbeitung, dem Umweltschutz oder der medizinischen Therapien zum Einsatz kommen.
Bild: Linde

NichtNicht mehr in den Top 10 sind folgende Unternehmen: ,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,PPG Industries Inc. sichert sich Platz 9. Die US-Amerikaner sind ein führender Hersteller von Anstrichfarbe, Glas und Chemikalien und hat im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von 15,37 Mrd. US-D erwirtschaften. Die Produktpalette umfasst Schutz- und Dekorationsfarben, Dichtungsmittel, Klebstoffe sowie Industrie- und Spezialchemikalien.
Bild: PPG Industries

Covestro zählt zu den führenden Herstellern von Hightech-Polymerwerkstoffen und schafft es mit einem Umsatz von 13,4 Mrd. USD (Vorjahr 16,37 Mrd. USD) auf Platz 8. Die Produkte und Anwendungslösungen des Unternehmens aus Leverkusen stecken in nahezu allen Produkten des modernen Lebens. Zu den Kunden gehören Unternehmen aus den Bereichen Automobilindustrie, Bauwesen und Elektronik sowie aus der Möbel-, Sport- und Textilindustrie.
Bild: Covestro

Platz 10: Der Düsseldorfer Konsumchemikalienhersteller Henkel ist in diesem Jahr mit dabei unter den Top 10 - was weniger am gewachsenen Umsatz liegt (Henkel schrumpfte von 22,8 auf 22,5 Mio. US-Dollar), sondern an der deutlich schlechteren Performance anderer Chemieunternehmen, darunter der amerikanischen PPG Industries. Bild: Henkel

Platz 8 geht mit einem Umsatz von 24,5 Mrd. USD (Vorjahr 24,05 Mrd. USD) an Air Liquide. Das französische Unternehmen produziert Industriegase und flüssige Gase für Anwendungen in der Öl- und Stahlverarbeitung, in der Papier- und Glasherstellung sowie im Gesundheitswesen und der Halbleiter- und Photovoltaikindustrie. Air Liquide versorgt seine Kunden teilweise mit eigens installierten und gewarteten Pipelines und stellt darüber hinaus Antriebsgase für die Raumfahrt zur Verfügung.
Bild: Air Liquide

Vierter im Jahr 2019 ist der US-Konzern Lyondellbasell mit 34,7 Mrd. US-Dollar Umsatz. (Bild: Lyondellbasell)

Die Top 5 der Liste für 2019 leitet Sabic aus Saudi-Arabien ein, mit einem Jahresumsatz von 32,5 Mrd. US-Dollar. (Bild: Sabic)

Mit einem Umsatz von 49,9 Mrd. USD (Vorjahr 45,31 Mrd. USD) geht Platz 3 an die Bayer AG. Das breite Sortiment an Produkten und die Forschungsschwerpunkte des Leverkusener Konzerns sind auf die Gesundheitsversorgung, den Pflanzenschutz und die Schädlingsbekämpfung ausgerichtet.
Bild: Bayer

Platz 2 geht mit ,einem Umsatz von 66,5 Mrd. US-Dollar (Vorjahr: 71,73 Mrd. US-D) an die BASF. Das Ludwigshafener Unternehmen verfügt über ein umfangreiches Produktportfolio im Bereich der Industriechemikalien und bedient mit seinen Produkten weltweit die Automobil-, Elektro-, Chemie- und Bauindustrie, die Argrar- und Pharmabranche sowie die Öl- und Gasförderindustrie.
Bild: BASF
Szenario 2: Nachhaltigkeits-Paradgima

Im zweiten Szenario haben sich grüne Technologien und Energien weltweit durchgesetzt. Bild:Visions-AD – AdobeStock
Ganz im Gegenteil dazu beschreibt das zweite Szenario, dass Nachhaltigkeit bis 2040 zum bestimmenden ökonomischen Prinzip der Weltwirtschaft wird. Durch digitale Technologien, Durchbrüche in der Biotechnologie und billigen Strom aus erneuerbaren Quellen wird nachhaltiges Wirtschaften möglich und gleichzeitig ökonomisch attraktiv.
Die Industrie – inklusive der Unternehmen in der Spezialchemie – trimmt daher ihre Prozesse, Produkte und Geschäftsmodelle auf Nachhaltigkeit, ohne auf eine weltweite Regulation zu warten. Ökologische Eigenschaften von Produkten sind in diesem Szenario kein Kostenfaktor mehr, sondern versprechen zusätzliche Gewinne und eine Chance zur Differenzierung gegenüber dem Mitbewerber. Ebenfalls wichtiger würden kürzere Wege und damit eine größere Nähe zu Lieferanten und Endverbraucher-Märkten.
Szenario 3: Digitale Champions
Im dritten möglichen Szenario haben die großen Internetkonzerne ihr Wissen und ihre Art zu Denken dazu genutzt, zunehmend in die klassischen Industrien vorzudringen und sich einen Teil von deren Wertschöpfung zu sichern. Die digitalen Champions bilden horizontal vernetzte sowie geschlossene Ökosysteme und beherrschen so die Märkte und den Kontakt zum Anwender.
Produzierende Unternehmen geraten so nach und nach mehr in die Rolle von Auftragsherstellern. Für die etablierten Unternehmen in der Spezialchemie bedeutet dies, dass sie in dieser Zukunft entweder selbst solche Ökosysteme entwickeln oder versuchen, eigene Schaltstellen in dem neuen System zu besetzen – und dabei auch verstärkt digitale Technologien einzusetzen, um mit den Internetkonzernen konkurrieren zu können.
Szenario 4: Turbulente Zeiten
Die Welt im vierten Szenario ist von einem sich in vielen Ländern verstärkenden Nationalismus und damit von einer zunehmenden Deglobalisierung und abnehmender internationaler Solidarität geprägt. Die Gesellschaften sind immer stärker polarisiert und weniger demokratisch geordnet.
Aufgrund von großen Handelshemmnissen und -konflikten müssten Unternehmen in der Spezialchemie verstärkt lokale Lieferketten aufbauen und damit auch bisher bewährte Standortfragen neu diskutieren.
Diese sechs Trends prägen 2019 die Künstliche Intelligenz

Im Vergleich zur vorangegangenen Erhebung im Jahr 2016 beträgt der Zuwachs 9.200 Ingenieurstellen. Bild: goodluz - adobestock

2. Industrielle Anwendungen erfordern Spezialisierung Industrielle Anwendungsmöglichkeiten werden zu einem wichtigen Einsatzfeld für KI, erfordern aber auch eine größere Spezialisierung. Damit IoT- und KI-getriebene Anwendungen, wie Smart Cities, Predictive Maintenance und Industry 4.0 von visionären Konzepten zur Realität werden, müssen einige Kriterien erfüllt sein. Sicherheitskritische Anwendungen verlangen beispielsweise nach einer höheren Verlässlichkeit und Verifizierbarkeit. Wohingegen fortschrittliche mechatronische System Designansätze benötigen, die mechanische, elektrische und andere Komponenten integrieren. Eine weitere Herausforderung ist, dass diese spezialisierten Anwendungen wie zum Beispiel Systeme zur Erkennung von Überhitzung bei Flugzeugtriebwerken oft von dezentralen Entwicklungs- und Serviceteams entwickelt und verwaltet werden. Sie sind somit nicht unter der IT zentralisiert. Bild: Aquarius über Adobe Stock

3. Interoperabilität : Für den Aufbau einer umfassenden KI-Lösung ist die Zusammenarbeit von verschiedenen Systemen, Programmen oder Plattformen essentiell. Die Realität ist, dass es kein einzelnes Framework gibt, das die besten Lösungen für alle Anwendungsbereiche der KI bieten kann. Derzeit konzentriert sich jedes Deep Learning Framework auf einige wenige Anwendungen und Produktionsplattformen, während effektive Lösungen Teile aus mehreren verschiedenen Workflows zusammenführen müssen. Dies erzeugt Reibung und reduziert die Produktivität. Diesem Problem nehmen sich Unternehmen wie ONNX.ai an. Sie bieten eine Umgebung, in der Entwickler, das beste Werkzeug frei wählen, ihre Modelle einfacher teilen und ihre Lösungen auf einer breiten Palette von Produktionsplattformen einsetzen können. Bild: BillionPhotos.com über Adobe Stock

4. Cloud Computing: Gerade Public-Clouds werden zunehmend als Host-Plattform für KI genutzt. Sie werden sich weiterentwickeln, um die Komplexität zu reduzieren und werden die Abhängigkeit von IT-Abteilungen verringern. Leistungsstarke GPU-Instanzen, flexible Speicheroptionen und produktionsreife Containertechnologien sind nur drei Gründe, warum KI-Anwendungen zunehmend Cloud-basiert sind. Für Ingenieure und Wissenschaftler erleichtert die Cloud-basierte Entwicklung die Zusammenarbeit und ermöglicht die bedarfsgerechte Nutzung von Computerressourcen, anstatt teure Hardware mit begrenzter Lebensdauer zu kaufen. Cloud-, Hard- und Softwareanbieter erkennen jedoch, dass diese Technologieplattformen für Ingenieure und Wissenschaftler oft schwierig einzurichten und in ihren Entwicklungsabläufen zu nutzen ist. Bild: Gorondenkoff über Adobe Stock

5. Edge-Computing: Edge-Computing wird KI-Anwendungen in Szenarien ermöglichen, in denen die Verarbeitung lokal erfolgen muss. Edge-Computing für leistungsstarke, immer komplexere KI-Lösungen in Echtzeit wird durch die Fortschritte bei Sensoren und energiesparenden Computerarchitekturen möglich gemacht. Gerade für die Sicherheit in autonomen Fahrzeugen, die ihre Umgebung verstehen und davon ausgehend Verkehrssituationen in Echtzeit bewerten müssen, wird Edge-Computing von entscheidender Bedeutung sein. Bild: wladimir1804 über Adobe Stock

6. Komplexität erfordert eine stärkere Zusammenarbeit : Der zunehmende Einsatz von Machine- und Deep-Learning in komplexen Systemen wird viel mehr Mitarbeiter und eine stärkere Zusammenarbeit erfordern. Datenerhebung, -synthese und -kennzeichnung erhöhen den Umfang und die Komplexität von Deep-Learning-Projekten und erfordern größere, dezentralisierte Teams. System- und Embedded-Ingenieure benötigen Flexibilität bei der Bereitstellung von Inferenzmodellen in Rechenzentren, Cloud-Plattformen und Embedded-Architekturen wie FPGAs, ASICs und Mikrocontrollern. Zusätzlich müssen sie über Fachwissen in den Bereichen Optimierung, Energiemanagement und Wiederverwendung von Komponenten verfügen. Ingenieure, die Inferenzmodelle entwickeln, müssen diese Informationen zusammenführen. Sie benötigen Werkzeuge, um die ständig wachsende Menge an Trainingsdaten zu bewerten und zu verwalten sowie für das Lifecycle-Management der Inferenzmodelle, die sie an Systemingenieure weitergeben. Bild: ristaumedia über Adobe Stock

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Szenario 5: Der chinesische Traum

Das fünfte Szenario sieht 2040 China als absolute politische und wirtschaftliche Führungsmacht. Bild:gui yong nian – AdobeStock
Im Zukunftsbild des fünften Szenarios hat sich China bis 2040 zur weltweiten Führungsmacht entwickelt – sowohl militärisch und politisch als auch ökonomisch. Immer mehr chinesische Unternehmen sind Marktführer bei verschiedenen Schlüsseltechnologien. Daneben ist das Land auch in Fragen des Umweltschutzes führend.
Für (europäische) Unternehmen in der Spezialchemie bedeutet dieses Szenario, dass sie sich mit neuen und stärkeren Konkurrenten aus Asien auseinandersetzen müssten. Gleichzeitig gilt es in dieser Zukunft jedoch auch, vom chinesischen Markt und seiner Innovationskraft zu profitieren. Dafür müssten die Unternehmen ihre Präsenz vor Ort noch ausbauen und sich auch an chinesischen Institutionen beteiligen.
Auf jede Zukunft vorbereitet sein
Alle Zukunftsbilder enthalten somit Entwicklungen, die mittel- bis langfristig relevant für das Geschäft von Spezialchemie-Unternehmen werden könnten. Evonik will daher damit beginnen, „die Ergebnisse des Szenario-Projektes für unsere Innovationsprozesse und Strategien zu nutzen“, wie Chief Innovation Officer Ulrich Küsthardt erklärt. So soll in Workshops der Einfluss der Szenarien etwa auf Geschäftsmodelle, Kundenerwartungen und Materialströme analysiert werden. Darüber hinaus sollen Geschäftszweige oder auch ganze Regional-Organisationen die Szenarien nutzen, um bereits vorhandene Strategien auf Robustheit zu testen, sie bei Bedarf weiter zu entwickeln und neue Strategien zu planen.
Idealerweise funktioniert eine einzelne Strategie oder ein einzelnes Geschäftsmodell in allen der Szenarien gleichermaßen. Da sich die Zukunftsbilder jedoch sehr stark unterscheiden und teilweise gegenseitig widersprechen, wird es in der Praxis vielmehr darum gehen, sich so aufzustellen, dass die Organisation oder das Unternehmen insgesamt auf jede der möglichen Zukünfte vorbereitet ist.
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