
Von der neuen Kurzarbeitsregelung sollen nicht nur die Chemieunternehmen, sondern auch die betroffenen Beschäftigten proftieren, fordert die IG BCE. (Bild Anthony Leopold – stock.adobe.com)
Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis bezeichnete die in der Koalition getroffene Vereinbarung als „akzeptablen Kompromiss“ und „wichtiges Signal gesellschaftlicher Solidarität mit den durch die Corona-Krise besonders betroffenen Beschäftigten“. Die Bundesregierung hatte sich zuvor darauf geeinigt, das Kurzarbeitergeld, das derzeit für Beschäftigte ohne Kinder 60 % und für Beschäftigte mit Kindern 67 % des ausgefallenen Nettoeinkommens ersetzt, anzuheben: Ab dem vierten Bezugsmonat soll der Satz auf 70 bzw. 77 %, ab dem siebten Monat auf 80 bzw. 87 % steigen. Diese Regelung gilt bis Ende 2020.
„Arbeitgeber profitieren doppelt“
Dort, wo die Gewerkschaften über Tarifverträge eine Aufstockung zum staatlichen Kurzarbeitergeld bereits vereinbart hatten, profitierten von diesem Kompromiss nun jedoch vor allem die Unternehmen, meint Gewerkschaftsboss Vassiliadis. „Und das gleich doppelt: Sie sparen sich nicht nur die Aufstockungszahlungen an ihre Beschäftigten, der Staat übernimmt auch noch komplett die Beiträge zur Sozialversicherung“. Die Gewerkschaft erwarte daher, „dass gut verdienende Konzerne unserer Branchen diese ,Windfall-Subventionen‘ an die Beschäftigten weitergeben, die in umfassender Kurzarbeit sind“, so Vassiliadis.
80 % durch tarifliche Aufstockung geschützt
Die IG BCE hatte sich zusammen mit anderen Gewerkschaften in den vergangenen Wochen für eine Aufstockung eingesetzt, da „die bestehende Kurzarbeitergeld-Regelung für Arbeitnehmer mit niedrigen Einkommen und ohne tarifvertragliche Ergänzung existenzgefährdend“ sei. In der Chemieindustrie und den Branchen Bergbau und Energie profitieren nach Angaben der Gewerkschaft aktuell gut 80 % der mehr als 1,1 Mio. Arbeitnehmer von Tarifvereinbarungen, die teils eine Anhebung auf 90 % des letzten Gehalts vorsehen. (jg)
Chemie-Tarifrunde 2019: Die Ergebnisse

Beide Parteien zeigten sich nach Abschluss der Verhandlungen zufrieden. v.l.n.r.: Georg Müller, Verhandlungsführer des BAVC; Ralf Sikorski, stellvertretender Vorsitzender und Verhandlungsführer der IGBCE; Kai Beckmann, Präsident des BACV; Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE (Bild: BAVC)

„Wir haben einen kräftezehrenden Verhandlungsmarathon hinter uns“, sagte der stellvertretende Vorsitzende und Verhandlungsführer der IG BCE, Ralf Sikorski. Zwei Tage hatten Arbeitgeber und Gewerkschaft in zähen Verhandlungen miteinander gerungen. Mit dem Endergebnis zeigten sich beide Seiten zufrieden. (Bild: IG BCE)

„Der Abschluss zeigt, dass sich mit einer starken und kompetenten IG BCE in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten tarifpolitische Innovationen für die Beschäftigten durchsetzen lassen“, sagte der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis. (Bild: IG BCE)

„Es hat sich gelohnt, bis zuletzt für die Belange der Beschäftigten zu ringen“, sagte Verhandlungsführer Ralf Sikorski. „Nichts brennt ihnen derzeit so auf den Nägeln wie die wachsende Arbeitsverdichtung und die Frage finanzieller Sicherheit im Alter.“ (Bild: IG BCE)
![„Wirtschaftlicher Realismus und tarifpolitischer Weitblick prägen den Chemie-Tarifabschluss 2019“, unterstreicht BAVC-Präsident Kai Beckmann. „Wir schaffen neue Spielräume bei der Arbeitszeit, stärken die Qualifizierung im digitalen Wandel und gehen mit der Pflegeversicherung auch sozialpolitisch voran. […] Dieser Abschluss hebt unsere Sozialpartnerschaft auf eine neue Stufe. Wir stellen Fortschritt vor Verteilung – und zeigen damit auch der Politik in Berlin, wie es geht.“](assets/images/e/Kai-Beckmann_BAVC-Pra%CC%88sident-f9e2fc51.jpg)
„Wirtschaftlicher Realismus und tarifpolitischer Weitblick prägen den Chemie-Tarifabschluss 2019“, unterstreicht BAVC-Präsident Kai Beckmann. „Wir schaffen neue Spielräume bei der Arbeitszeit, stärken die Qualifizierung im digitalen Wandel und gehen mit der Pflegeversicherung auch sozialpolitisch voran. […] Dieser Abschluss hebt unsere Sozialpartnerschaft auf eine neue Stufe. Wir stellen Fortschritt vor Verteilung – und zeigen damit auch der Politik in Berlin, wie es geht.“ (Bild: BAVC)
![„In einer Situation mit eng begrenztem Verteilungsspielraum haben wir komplexe Verhandlungen zu einem guten Ende geführt“, urteilte BAVC-Verhandlungsführer Georg Müller. „Mit einer außerordentlich langen Laufzeit und sehr moderaten Entgelterhöhungen konnten wir unsere wichtigsten Ziele erreichen. […] Alles in allem haben wir ein angemessenes und innovatives Paket geschnürt.“](assets/images/c/Georg-Mu%CC%88ller_BAVC-Verhandlungsfu%CC%88hrer-6b5e5e6c.jpg)
„In einer Situation mit eng begrenztem Verteilungsspielraum haben wir komplexe Verhandlungen zu einem guten Ende geführt“, urteilte BAVC-Verhandlungsführer Georg Müller. „Mit einer außerordentlich langen Laufzeit und sehr moderaten Entgelterhöhungen konnten wir unsere wichtigsten Ziele erreichen. […] Alles in allem haben wir ein angemessenes und innovatives Paket geschnürt.“ (Bild: BAVC)

Ein individuelles Zukunftskonto für jeden Beschäftigten und Auszubildenden startet 2020 mit zwei freien Tagen und wächst bis 2022 auf fünf freie Tage pro Jahr oder 23 Prozent eines tariflichen Monatseinkommens. Freie Tage können jährlich genommen, auf Langzeitkonten angespart oder für die Altersvorsorge verwendet werden. Auch eine Auszahlung der Tage in Geld ist möglich. (Bild: a_korn – Fotolia)

Eine Neuerung ist die Einrichtung der bundesweit ersten Pflegezusatzversicherung zum 1. Juli 2021, die für alle Arbeitnehmer ab sechs Monaten Beschäftigung greifen soll. „Mit dem Zukunftskonto und der tariflichen Pflegezusatzversicherung gehen wir einmal mehr neue Wege und gestalten wichtige Themen für eine sichere und gute Zukunft unserer Mitglieder“, meint der IG BCE-Vorsitzende Vassiliadis. (Bild: DigitalGenetics – Fotolia)

Entgelterhöhungen erfolgen in mehreren Stufen: Die Löhne und Gehälter steigen zum 1. Juli 2020 um 1,5 Prozent für zwölf Monate und um 1,3 Prozent zum 1. Juli 2021 für weitere neun Monate. Den Zeitraum bis Juli 2020 decken Einmalzahlungen ab. Von 2021 an steigt zudem die tarifliche Jahresleistung von derzeit 95 auf 100 Prozent eines Monatsgehalts. (Bild: Maksym Yemelyanov – Fotolia)

Entgelterhöhungen erfolgen in mehreren Stufen: Die Löhne und Gehälter steigen zum 1. Juli 2020 um 1,5 Prozent für zwölf Monate und um 1,3 Prozent zum 1. Juli 2021 für weitere neun Monate. Den Zeitraum bis Juli 2020 decken Einmalzahlungen ab. Von 2021 an steigt zudem die tarifliche Jahresleistung von derzeit 95 auf 100 Prozent eines Monatsgehalts. (Bild: Maksym Yemelyanov – Fotolia)
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