Wenn sich Firmenchefs bemüßigt fühlen, die Mächtigen der Weltpolitik zu umgarnen, dann kann das verschiedene Gründe haben. Als Siemens-Chef Joe Kaeser kurz nach der russischen Krim-Annektion vor zwei Jahren Wladimir Putin besuchte, fand er sich sofort im medialen Kreuzfeuer wieder. Dabei tat Kaeser das, wofür er von seinen Shareholdern bezahlt wird: Das Geschäft ankurbeln – damals konkret den Verkauf von Siemens-Zügen.
Eine etwas andere Ausgangslage veranlasste Bayer-Chef Werner Baumann und seinen Monsanto-Kollegen Hugh Grant im Januar dazu, Donald Trump ihre Aufwartung zu machen. Baumann und Grant fürchten um die Genehmigung ihres 66 Mrd.-Dollar-Deals durch die US-Behörden. Deshalb ihre Botschaft an Trump: Die Monsanto-Übernahme durch den deutschen Chemieriesen wird in den USA keine Arbeitsplätze kosten. Wenige Tage zuvor hatte der US-Autokonzern Ford verlautbart, dass man eine für Mexiko geplante Fabrik doch lieber auf der anderen Seite der künftigen Mauer, nämlich im US-Bundesstaat Michigan, bauen will.
Für die Monsanto-Übernahme rechnet Bayer nach dem dritten Jahr mit Synergien in Höhe von 1,5 Mrd. US-Dollar. Ob diese auch durch Personalkürzungen erreicht werden sollen, hatte der Konzern im vergangenen Jahr offen gelassen. Dass Monsanto die Übernahme durch Bayer selbst bezahlt, wie es eine Faustformel im Merger&Aquisitions-Geschäft eigentlich besagt, war zwar schon immer unwahrscheinlich, aber die Wahl von Donald Trump dürfte von den Mitarbeitern des US-Konzerns wie ein Kündigungs-Schutzprogramm wahrgenommen werden.
Interessant ist aber auch das Timig des Treffens mit dem „President-Elect“: Dieses fand mitten in der heißen Phase der Vorbereitung zur Amtsübernahme, acht Tage vor der Inauguration Trumps als US-Präsident, statt. Dass Bayer die US-Republikaner im Wahlkampf mit einer Spende von 433.000 USD unterstützt hatte (die Demokraten erhielten 162.000 USD) hat der schnellen Terminfindung wahrscheinlich auch nicht geschadet.
Der vorauseilende Gehorsam der Konzernlenker – darunter nicht nur Ford, Bayer und Monsanto – erhärtet die Vermutung, dass Trump auch abseits der Umkleidekabine nicht nur weibliche Weichteile im Griff hat. (as)