
Der weltweite Bedarf an Recycling-Kunststoffen wächst. Die vom Informationsdienst ICIS eingerichtete Plattform Recycling Supply Tracker – Chemical soll der Industrie helden, den Überblick im Recyclingsektor zu behalten. (Bild: Mario Beauregard – Adobe Stock)
Die Zielvorgaben von Markeninhabern und Regulierungsbehörden haben weltweit die Nachfrage nach recycelten Kunststoffen steigen lassen, insbesondere für die Produktion von Lebensmittel- und Getränkeverpackungen. Viele Branchenakteure haben öffentliche Nachhaltigkeitsziele und müssen die Kapazitäten auf dem Markt kennen, um sicherzustellen, dass sie die erforderlichen Materialien zur Erfüllung dieser Ziele beziehen können. Das Angebot an hochwertigem recyceltem Polymermaterial in Lebensmittelqualität bleibt jedoch begrenzt: Ab 2021 beträgt die weltweit installierte Kapazität für chemisches Recycling weniger als 2,5 Mio. Tonnen, rechnet ICIS. Diese Zahl beinhaltet kommerzielle und vorkommerzielle Anlagen. Führende Regionen sind dabei Asien-Pazifik und Nordamerika.
Wachstumstempo im Recyclingsektor verfolgen
Der ICIS Recycling Supply Tracker - Chemical soll aktuelle Daten liefern, einschließlich der installierten Kapazität, des Produktionsvolumens, des Prozesses und der eingesetzten Materialien. Hinzu kommen Details über den Lizenzgeber und die Investoren. Die Plattform wird laufend mit neuen Projekten und Projektentwicklungen aktualisiert und soll damit der Industrie helfen, das Wachstumstempo in diesem Sektor zu verfolgen.
Der Tracker ist über ICIS Digital zugänglich und ist die weltweit einzige interaktive Datenbank über globale Projekte zum Chemikalienrecycling. Die Daten werden von einem Analystenteam mit umfassender Marktkenntnis und täglicher Interaktion mit dem Markt beschafft und gepflegt und bieten die Möglichkeit zum Filtern, Herunterladen und Verbinden mit Lieferanten.
Anhand der Datenbank hat der Informationsdienst bereits einige Erkenntnisse zur Entwicklung des Recycling-Sektors erzielt. Beispielsweise sind weniger als 30 % der gelisteten Projekte derzeit im kommerziellen Maßstab in Betrieb. Mehr als die Hälfte der identifizierten Anlagen werden voraussichtlich innerhalb der nächsten drei Jahre in Betrieb gehen. Auch beim chemischen Recycling ist viel Raum für Wachstum: Dem ICIS Recycling Supply Tracker - Chemical zufolge produzieren gemessen an der Gesamtkapazität nur etwa 20 % der weltweiten Recycler derzeit Polymere als Output ihrer chemischen Recyclinganlagen.
"Kunststoffabfälle sind eines der größten Probleme, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist, und die Investitionen, die jetzt in die Entwicklung neuer Technologien zur Bewältigung von Kunststoffabfällen fließen, könnten einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Verschmutzung der Umwelt durch gebrauchte Kunststoffe zu verhindern“, beschreibt Louise Boddy, Head of Commercial Strategy and Sustainability bei ICIS. "Die Bemühungen um komplexere Technologien und in steigender Größenordnung für diese Branche, beschleunigen sich schnell. ICIS beschreibt diese Entwicklungen mit seinem neuen Supply Tracker, der dazu beiträgt, Partnerschaften und Investitionen zu fördern, die die Kreislaufwirtschaft verbessern und Abfall vermeiden."
Alternativen zum mechanischen Recycling

BASF: Chemcycling - BASF will im Chemcycling-Projekt mit Partnern entlang der Wertschöpfungskette hochwertige Produkte aus chemisch recycelten Kunststoffabfällen herstellen. Der thermomechanische Pyrolyse-Prozess wandelt Kunststoffabfälle in Pyrolyseöl um, welches fossile Rohstoffe in der Produktion ersetzt. (Bild: BASF)

Fraunhofer Umsicht: iCycle-Plattform - Forscher des Fraunhofer Umsicht haben für ihre Pyrolyse-Anlage im Pilotmaßstab hocheffiziente Wärmeübertrager-Technologien entwickelt, um verunreinigte, schadstoffbelastete und schwer recyclierbare Materialien aufzubereiten. (Bild: Fraunhofer Umsicht)

Dyneon: Upcycling-Prozess - Die 3M Tochter Dyneon bezeichnet die Pyrolyse von Fluorpolymeren als Upcycling-Prozess und gewinnt jährlich aus bis zu 500 t Fluorpolymerabfällen neuen Kunststoff. (Bild: 3M/Dyneon)

OMV: OMV Reoil - In der Pilotanlage des Projekts Reoil recycelt OMV in Swechat, Österreich, Kunststoffabfälle zu synthetischem Rohöl, indem das Plastik verdampft und durch chemische Prozesse wieder zu kleineren Ketten zusammengeführt wird. Die Verarbeitungskapazität der Pilotanlage liegt bei 100 kg/h. (Bild: OMV)

Fraunhofer IVV: Creasolv-Prozess - Im Creasolv-Prozess des Fraunhofer IVV bestimmt die Wahl des geeigneten Lösemittels, welches Polymer aus geschreddertem Kunststoffabfall gelöst und verwertet wird. Aus der gereinigten Lösung wird der Kunststoff ausgefällt und zu Granulat verarbeitet, das in der Qualität Neuware entspricht. (Bild: Fraunhofer IVV)

Verbundprojekt: Resolve-Verfahren - Das Resolve-Verfahren zum chemischen Recycling von Polystyrol (PS) entwickeln Ineos Styrolution, Neue Materialien Bayreuth, das Institut für Aufbereitung und Recycling und das Institut für Kunststoffverarbeitung an der RWTH Aachen in einem vom BMBF geförderten Projekt. Verpackungsabfälle aus dem Gelben Sack dienen als Ausgangsware für sortenreine Polystyrol-Flakes, die thermisch in Monomere, Oligomere und flüchtige Spaltprodukte zerlegt werden. Aus den Monomeren entsteht neues PS. (Bild: IKV)

APK: Newcycling - APK hat die lösemittelbasierte Newcycling-Technologie entwickelt, um aus zerkleinerten, gemischten Kunststoffabfällen und Mehrschichtverpackungen sortenreine Kunststoffe herauszulösen. Die Polymerketten werden sortenrein gelöst und nach Wiedergewinnung des Lösemittels granuliert. Die Eigenschaften der gewonnenen Kunststoffe sind ähnlich Neuware. Eine aus der vorindustriellen Pilotanlage hochskalierte Industrieanlage kann circa 8.000 t/a Newcycling-Rezyklat herstellen. (Bild: APK)

Carboliq: Catalytische Tribochemische Conversion - Die von Carboliq entwickelte Catalytische Tribochemische Conversion (CTC) kombiniert thermische, katalytische und mechanochemische Mechanismen. Ein Standardmodul kann mit durch Reibung erzeugter Prozessenergie bis 400 l/h gemischte Kunststoffabfälle bei milden Bedingungen umwandeln. (Bild: Recenso)

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