Stromerzeugung aus Braunkohle

Stromerzeugung aus Braunkohle (Bild: MStock AdobeStock)

380 Mrd. US-Dollar sind viel Geld – allerdings zu wenig, um die Welt bis 2050 auf Kurs in Richtung Netto-Null-Emissionen zu bringen. Zu diesem Ergebnis kommt die Internationale Energieagentur IEA in ihrem soeben erschienenen Bericht „Sustainable Recovery Tracker“. 380 Mrd. US-Dollar haben Regierungen auf der ganzen Welt im Rahmen ihrer Reaktion auf die Covid-Krise für Maßnahmen im Bereich sauberer Energie bereitgestellt. Weitere 350 Mrd. Dollar sollen bis 2023 zusätzlich pro Jahr folgen. Allerdings – so die Analyse der IEA – ist damit nur ein Drittel dessen gedeckt, was notwendig wäre, um bis 2050 Treibhausgas-Emissionen global auf einen Nettowert von Null zu drücken. „Die Investitionen in saubere Energie sind nicht nur weit von dem entfernt, was nötig wäre, um die Welt auf einen Pfad zu bringen, der bis Mitte des Jahrhunderts Netto-Null-Emissionen erreicht, sondern sie reichen nicht einmal aus, um zu verhindern, dass die globalen Emissionen auf einen neuen Rekordwert ansteigen“, konstatiert IEA-Chef Fatih Birol.

Strombedarf steigt deutlich schneller als der Zubau erneuerbarer Energien

Weil vor allem in China und Indien, aber auch in anderen Teilen der Welt die Stromnachfrage deutlich stärker steigt als der Zubau erneuerbarer Energien, rechnet die IEA bis 2023 mit weiteren Höchstständen bei CO2-Emissionen. Nach einem Rückgang um ein Prozent im Jahr 2019 und um 3,5 Prozent im Jahr 2020 werden die CO2-Emissionen der Stromerzeuger voraussichtlich um 3,5 Prozent im Jahr 2021 und um 2,5 Prozent in 2022 steigen und 2023 ein neues Allzeithoch erreichen. Die IEA rechnet zwar mit um 800 Mio. Tonnen niedrigeren Emissionen als ohne die oben beschriebenen Anstrengungen zur nachhaltigen Erholung der Wirtschaft in den Post-Covid-Jahren, dennoch sind es 3.500 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr mehr, als ein Net-Zero-Ziel bis 2050 erlaubt.

Interessant ist in der Analyse auch die Verteilung der von den Regierungen angekündigten Gelder: So soll der Löwenanteil - zwischen 2021 und 2023 jährlich 20 Mrd. US-Dollar – für Energieeffizienzmaßnahmen ausgegeben werden. Dazu gehört die Förderung von Energiesparmaßnahmen an bestehenden Gebäuden und Industrieanlagen, neuer Passivhäuser oder von Wärmegewinnung via Geo- oder Solarthermie. Weitere 19 Mrd. USD sollen jährlich in den öffentlichen Verkehr sowie den Ausbau der Ladeinfrastruktur oder Radwege fließen. 11 Mrd. p.a. sind für den Ausbau erneuerbarer Energien vorgesehen, 12 Mrd. für die Förderung von Wasserstoff, Kohlendioxid-Abscheidung (CCS), Batterien, kleinen Kernkraftwerken sowie Maßnahmen zur Verhinderung von Methan-Emissionen.

Fokus auf Energieeffizienzmaßnahmen wird kritisch gesehen

Vor allem die Bevorzugung von Energieeffizienzmaßnahmen gegenüber beispielsweise dem Zubau erneuerbarer Energien oder dem Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur sieht die IEA kritisch und bewertet diese im Hinblick auf den eigenen, im Juni 2020 veröffentlichten „Sustainable Recovery Plan“ als wenig effektiv. Generell bemängelt die IEA, dass von den von der Politik angekündigten Ausgaben zur Bewältigung der Covid-Pandemie zu wenig in eine nachhaltige Erholung des Energiesektors fließt: Neben globalen Programmen zur Steuererleichterung in Höhe von 16 Bio. US-Dollar und Wirtschaftsförderprogrammen in Höhe von 2,3 Bio. USD stehen lediglich 380 Mrd. USD für Maßnahmen im Hinblick auf erneuerbare Energien. Vor allem in den Jahren nach 2021 werden diese Ausgaben zudem bis 2030 stark zurückgehen. Dabei, so die IEA, würden sich diese Investitionen für die Länder auszahlen: Allein bis 2023 könnte die Umsetzung des Sustainable Recovery Plan jährlich 1,1 Prozent zum Wachstum der Weltwirtschaft beitragen.

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