Die Opec und Russland (Opec+) hatten am Freitag, 06.03.2020, darüber diskutiert, ihre 2017 gemeinsam eingerichtete Förderbremse aufrechtzuerhalten und sogar auszuweiten. Nachdem Russland sich gegen weitere Förderkürzungen stellte, kündigte Saudi-Arabien unmittelbar an, seine Förderung wieder hochzufahren. Der staatliche Ölkonzern Saudi-Aramco will außerdem ab April Rabatte von bis zu 8 US-Dollar pro Barrel geben. Das Opec+-Bündnis scheint damit beendet.
Am Montag, 09.03.2020, stürzte der Ölpreis daraufhin um rund 30 % ab, ein Barrel der Sorte Brent kostete zwischenzeitlich nur noch rund 34 Dollar, die amerikanische Sorte WTI fiel sogar auf unter 29 Dollar. In ähnlicher Weise fielen auch die Aktienkurse großer Ölkonzerne, beispielsweise verloren die Aktien von Saudi-Aramco innerhalb weniger Stunden rund 11 % an Wert. Die Preise haben sich inzwischen etwas erholt und stabilisert, Brent-Öl liegt aber noch immer unter 40 US-Dollar pro Barrel, WTI bei circa 33 Dollar.
Maßnahmen gegen Coronavirus sind entscheidend
Auch die Coronavirus-Epidemie wirkt sich auf den Ölpreis aus: Zum ersten Mal seit 2009 prognostiziert die Internationale Energie-Agentur (IEA) einen weltweit sinkenden Ölverbrauch. Nachdem unter anderem in China die Industrieproduktion teilweise stillsteht und Fluggesellschaften weltweit Flüge streichen, ist die Nachfrage extrem gesunken. Zwar rechnet die IEA noch damit, dass sich die Lage in der zweiten Jahreshälfte 2020 normalisieren wird. Allerdings wird dies nicht ausreichen, um den derzeitigen Einbruch auszugleichen. Deutliche Vorhersagen seien schwierig, so die Agentur, da die Lage derzeit sehr veränderlich ist. Letztendlich hänge es davon ab, „wie schnell die Regierungen gegen die Coronavirus-Epidemie vorgehen, wie erfolgreich ihre Bemühungen sind, und welchen anhaltenden Einfluss die globale Gesundheitskrise auf die wirtschaftlichen Aktivitäten haben wird.“ Die OECD hat ihre Prognose für das globale Wirtschaftswachstum 2020 um 0,5 % auf 2,4 % herabgesetzt.
Der fallende Ölpreis senkt zwar auch die Spritpreise, wird aber einzelne Ölförderländer empfindlich treffen. Krisenstaaten wie Venezuela und Libyen leiden schon lange unter der Instabilität am Ölmarkt. Auch die Fracking-Industrie in den USA könnte den erneuten Preisverfall zu spüren bekommen. Zwar haben sich die Fördermethoden in den letzten Jahren weiterentwickelt, so dass die US-amerikanischen Öllieferanten zuletzt auch bei niedrigen Ölpreisen so konkurrenzfähig waren, dass die USA zwischenzeitlich zum Netto-Exporteur und weltweit größten Ölförderer aufsteigen. Bei einem derart drastischen Absturz des Ölpreises könnte die mehr und mehr auf Fracking angewiesene Ölindustrie der USA jedoch an ihre Grenzen stoßen. (ak)
Chemiekonjunktur und Rohstoffbasis in Deutschland