
CHEMIE TECHNIK Linkedin-Umfrage: Maßnahmen, um der Abhängigkeit von russischem Öl und Gas zu entkommen. Grafik: Datawrapper
Sie sind schon lange geplant, aber bislang an der mangelnden Wirtschaftlichkeit gescheitert: Zwei Import-Terminals für Flüssiggas (LNG) in Norddeutschland. Nun hat der Bundeskanzler in einer Regierungserklärung angekündigt, den Bau der LNG-Terminals unterstützen zu wollen. Was genau das heißt und inwieweit die Bundesregierung dafür direkt Geld in die Hand nehmen will, wurde bislang nicht näher ausgeführt. Wirtschaftsminister Habeck will eine staatliche finanzielle Unterstützung prüfen. Zunächst hat Olaf Scholz angekündigt, kurzfristig zwei Milliarden Kubikmeter Gas über staatlich abgesicherte Long-Term-Options beschaffen zu wollen. Hier erklären wir, wo in Europa LNG-Terminals in Betrieb oder in Planung sind.
Doch es gibt auch andere Optionen. Neben einer Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke wären auch der Ausstieg aus dem Kohleausstieg Optionen - allerdings kaum wahrscheinliche. Klar ist, dass alle Investitionsmaßnahmen nur auf Jahre hinaus greifen werden: Das erste deutsche LNG-Terminal würde, eine zügige Entscheidung und Genehmigung vorausgesetzt, frühestens 2026 in Betrieb gehen.
Wind, Photovoltaik und Atomkraft
In diesem Zeitrahmen könnte der Ausbau von Wind- und Solarenergie deutlich wichtiger werden, als der Bau von Terminals für die Brückentechnologie LNG. Offenbar sehen das auch die Follower im Linkedin-Netzwerk der CHEMIE TECHNIK so: Diiese hatten wir am 23. Februar 2022 zu Beginn der russischen Offensive gefragt, welche aus ihrer Sicht die wichtigste Maßnahme ist, um unabhängig von russischem Öl und Gas zu werden. Denn aktuell bezieht Deutschland 42 % seiner Rohölimporte und 55 % seiner Erdgasimporte aus Russland, wie wir in diesem Beitrag zeigen.
Das Ergebnis ist durchaus anders, als die aktuellen Meldungen zur Strategie der Bundesregierung vermuten lassen. Demnach sehen die Industrie-Profis aus dem CHEMIE TECHNIK-Netzwerk den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik klar vorne. Zudem auch die Nutzung von Atomkraft (30 %). LNG-Importe landen mit einem Anteil von 18 % erst auf Platz drei, Kohlekraft sehen die wenigsten Befragten (5 %) als Mittel der Wahl. Alle aktuellen Entwicklungen zu den Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf die Industrie lesen Sie in unserem Newsticker zum Thema.
Das sind die neuesten Chemieanlagen-Projekte

Der Spezialchemie-Konzern Clariant hat mit dem Bau seiner ersten Produktionsanlage für umweltfreundliche Flammschutzmittel in China begonnen. Die Anlage entsteht am bereits bestehenden Standort an der Daya-Bucht in Huizhou in der Nähe von Hongkong. Mehr zum Projekt. (Bild: Clariant)

Der Energiekonzern RWE plant in Lingen den Bau zweier 100-MW-Elektrolyseanlagen für grünen Wasserstoff. Die Genehmigungsplanung für das Projekt soll der Industriegase-Konzern Linde übernehmen. Mehr zum Projekt. (Bild: RWE)

Emirates Specialized Contracting & Oilfield Services (ESCO) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und die deutsche Hydrogenious LOHC Technologies haben ein Joint Venture gegründet. Das Ziel: Im Nahen Ostenn soll eine zukunftsfähige Wasserstoffinfrastruktur entstehen. Mehr zum Projekt. (Bild: Hydrogenious LOHC Emirates)

Das nächste Wasserstoff-Projekt wird konkret: Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers hat mit Shell einen Liefervertrag für das Großprojekt ‚Hydrogen Holland I‘ im Hafen von Rotterdam in den Niederlanden unterzeichnet. Mehr zum Projekt. (Bild: Thyssenkrupp)

Der französische Entsorger Veolia will in Großbritannien eine Großanlage zum Recycling von Batterien aus Elektrofahrzeugen bauen. Dort sollen künftig bis zu 20 % der britischen Altbatterien verarbeitet werden. Mehr zum Projekt. (Bild: Pixelembargo - fotolia.com)

Der Anlagenbauer Thyssenkrupp Uhde hat einen Auftrag für eine Veresterungsanlage erhalten. Nicht bekannt wurde, wer der Kunde ist und wo die Anlage entstehen soll. Mehr zum Projekt. (Bild: Thyssenkrupp Uhde)

Die Elektrolyseur-Sparte Uhde Chlorine Engineers erhält einen neuen Unternehmensnamen und Markenauftritt: Unter dem Namen Thyssenkrupp Nucera will der Anbieter von Systemen für grüne Wasserstoffproduktion "eine neue Ära" einleiten. Mehr zum Projekt. (Bild: Thyssenkrupp Nucera)

Evonik einen dreistelligen Millionenbetrag in den Bau einer Produktionsanlage für bio-basierte Rhamnolipide investiert in der Slowakei. Laut dem Spezialchemie-Konzern handelt es sich um die weltweit erste Anlage dieser Art im industriellen Maßstab. Mehr zum Projekt. (Bild: Evonik)

Der Anlagenbauer Pörner hat im russischen Gubakha gemeinsam mit dem Lizenzgeber Dynea AS eine neue Formalin-Anlage in Betrieb genommen. Es ist bereits die dritte derartige Anlage von Pörner und die zweite für den russischen Kunden Metafrax. Mehr zum Projekt. (Bild: Pörner)

Der Chemiekonzern BASF hat angekündigt, eine neue Hexamethylendiamin-Anlage (HMD) in Chalampé, Frankreich, zu bauen. Die Investition an dem elsässischen Standort soll rund 300 Mio. Euro betragen. Mehr zum Projekt. (Bild: BASF)

Der Chemiekonzern Eastman hat angekündigt, bis zu 1 Mrd. US-Dollar in eine Anlage für molekulares Kunststoff-Recycling in Frankreich zu investieren. Die Anlage soll jährlich etwa 160.000 t schwer zu recycelnde Kunststoffabfälle verarbeiten. Mehr zum Projekt. (Bild: Eastman)

Der Wasserspezialist Veolia Water Technologies hat 20 Mio. Euro in die Entwicklung und den Bau eines neuen Regenerations- und Recycling-Servicezentrums im rheinländischen Heinsberg investiert. Dort sollen mobile Anlagen zur Wasseraufbereitung regeneriert werden. Mehr zum Projekt. (Bild: Anton Maltsev - Fotolia.com )

Ineratec will die Produktionskapazitäten für synthetische Kraftstoffe aus CO2 und grünem Wasserstoff in den Megatonnenbereich steigern. Dafür hat das Start-up nun neue strategische Investoren und weiteres Wachstumskapital von 20 Mio. Euro gewonnen. Mehr zum Projekt. (Bild: Ineratec)

Linde Engineering hat in Dormagen eine Demonstrationsanlage zur Entnahme von Wasserstoff aus Erdgasströmen in Betrieb genommen. Als weltweit erste Real-Scale-Anlage nutzt sie dazu eine Membrantechnologie von Evonik. Mehr zum Projekt.

Der Chemiekonzern BASF hat die Produktionskapazität seiner Enzymanlage in Ludwigshafen erweitert. Durch den Ausbau hat sich die Anzahl der möglichen Fermentationsdurchläufe pro Jahr deutlich erhöht. Mehr zum Projekt. (Bild: BASF)

Aufgrund der anhaltend starken Nachfrage nach Desinfektionsmitteln und industrieller Konservierung baut Lanxess seine Produktionskapazität für den Wirkstoff Preventol CMK (Chlorkresol) am Standort Krefeld-Uerdingen um rund 50 Prozent aus. Mehr zum Projekt. (Bild: Lanxess)

Der Anlagenbauer Maire Tecnimont hat vom russischen Ölkonzern Rosneft einen EPC-Auftrag für den Bau eines Hydrocracker-Komplexes erhalten. Die Anlage soll in der Raffinerie Rjasan, Russland, entstehen - der Auftrag hat einen Wert von 1,1 Mrd. Euro. Mehr zum Projekt. (Bild: Maire Tecnimont )

Der norwegische Düngemittelhersteller Yara hat mit Linde Engineering einen Vertrag zur Lieferung einer Demonstrationsanlage geschlossen. Die 24-MW-PEM-Elektrolyse soll grünen Wasserstoff in der Ammoniak-Produktionsanlage von Yara im Herøya Industripark in Porsgrunn, Norwegen, liefern. Mehr zum Projekt. (Bild: Yara)

Die BASF investiert in Ludwigshafen massiv in die Anlagen zur Produkton von Chlorformiaten und Säurechloriden. Die Kapazität soll um 30 Prozent steigen. Mehr zum Projekt. (Bild: BASF)
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