Tarifkommission der Chemiegewerkschaft in Baden-Württemberg

Die Fronten in den regionalen Runden sind weiter verhärtet – hier die Tarifkommission der Chemiegewerkschaft in Baden-Württemberg. (Bild: IGBCE)

In der Reihe der regionalen Verhandlungen wurde in dieser Woche in den Tarifbezirken Nordrhein, Nord, Baden-Württemberg und Bayern verhandelt. Wie in der Vorwoche bereits in Hessen und Rheinland-Pfalz verliefen sämtliche Gespräche trotz „zähen und intensiven Ringens“ wiederum ergebnislos.

In Bayern, wo am Donnerstag (10. März) verhandelt wurde, stellte die Gewerkschaft eine „Mauertaktik und eine Schockstarre“ fest. Die Position der Arbeitgeberseite sei „für uns unverständlich“, erklärte die Verhandlungsführerin der Chemie-Gewerkschaft IGBCE, Beate Rohrig. Man habe in puncto Erhöhung der Entgelte bewusst darauf verzichtet, eine konkrete Prozentzahl zu nennen. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung, die sich an der Inflationsrate orientiert.

Die Arbeitgeberseite lehnte das Forderungspaket der Gewerkschaft, das unter anderem auch noch eine Erhöhung der Nachtschichtzuschläge auf 25 % vorsieht, als „viel zu teuer“ ab. Die Gewerkschaft tue sich offenbar immer noch schwer, aus den Herausforderungen für die Branche die richtigen Schlüsse zu ziehen, heißt es vom Verein der Bayerischen Chemischen Industrie (VBCI). Die Arbeitgeber verweisen hier auf einen bevorstehenden „historischen Umbruch und Strukturwandel“ für die Branche, vor allem im Hinblick auf klimaneutrale Produktion und Digitalisierung.

Chemie-Standort durch Forderungen „ernsthaft gefährdet“?

Die Bewertung der wirtschaftlichen Lage in der Chemieindustrie geht zwischen den Tarifparteien also weiter stark auseinander. Während die IG BCE davon ausgeht, dass die Unternehmen etwa Rohstoff-Preissteigerungen „nahezu problemlos“ weiterreichen könnten, sehen sich die Arbeitgeber durch diese außerordentlich belastet. "Wir können jetzt keine weiteren Belastungen gebrauchen, sonst ist der Standort ernsthaft gefährdet", erklärte etwa Andreas Schmitz, der Verhandlungsführer der Arbeitgeber.

Während steigende Rohstoffpreise und Energiekosten alle Unternehmen betreffen, spielten bei den Verhandlungen auch regionale Besonderheiten eine Rolle. So sieht sich etwa der Arbeitgeberverband für die chemische Industrie in Norddeutschland, die von Kunststoff- und Kautschukverarbeitern sowie von Automobilzulieferern geprägt ist, von den derzeitigen Schwierigkeiten besonders betroffen. 45 % der norddeutschen Chemie-Unternehmen verzeichneten demnach sinkende Erträge. Bei knapp über der Hälfte der Unternehmen läge der Anteil der Arbeitskosten bei rund 30 % und damit fast doppelt so hoch wie im bundesweiten Branchendurchschnitt.

Auch in dieser regionalen Runde liege man daher in der Bewertung der Situation „meilenweit auseinander“.  „Die weiteren Verhandlungen auf Bundesebene werden sich so extrem schwierig gestalten“, glaubt Dr. Jochen Wilkens, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Chemienord. Die bundesweiten Gespräche starten am 21. März 2022 in Hannover, vorher stehen noch weitere regionale Runden an.

Zeitplan der Tarifverhandlungen #Chemie22

  • 2. März: Erste regionale Verhandlung für Hessen in Wiesbaden
  • 3. März: Regionale Runde Rheinland-Pfalz in Mainz
  • 4. März: Regionale Runde Nordrhein
  • 8. März: Regionale Runde Nord in Hannover
  • 9. März: Regionale Runde Baden-Württemberg in Karlsruhe
  • 10. März: Regionale Runde Bayern
  • 14. März: Regionale Runde Landesbezirk Nordost
  • 15. März: Regionale Runde Saarland
  • 16. März: Regionale Runde Westfalen
  • 21. März: Start der bundesweiten Verhandlungen in Hannover       

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