Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) hat Anfang Juni eine Blitzumfrage zum Thema Arbeitsmarkt und Nachwuchsrekrutierung unter seinen Mitgliedern durchgeführt. Von den 569 befragten Personalverantwortlichen halten es demnach 77 % für realistisch, dass der Personalstand im Laufe des Jahres wachsen wird. Ein Großteil der Befragten rechnet mit einer Erhöhung von maximal 5 %.
Diese Einschätzungen decken sich mit dem allgemeinen Bild vom Arbeitsmarkt im Maschinenbau. Konjunkturelle Frühindikatoren wie die Beschäftigungserwartungen des Ifo-Instituts legen nahe, dass die inländische Beschäftigung in den nächsten Monaten wieder zulegen kann. Etwas gebremst wird diese Erwartung jedoch durch den Fakt, dass sich Mai 2021 schätzungsweise noch 65.000 der Beschäftigten im Maschinenbau in Kurzarbeit befanden. Das entspricht 6,1 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesem Bereich.
Arbeitskräfte-Nachfrage auf vorpandemischem Niveau
Der Bundesagentur für Arbeit wurden im Mai 2021 fast 8.000 offene Stellen im Maschinenbau gemeldet. Das sind mehr Stellen als zum Jahresbeginn 2020, also noch bevor sich erste Corona-Effekte am Arbeitsmarkt niederschlugen. Diese Entwicklung der Arbeitskräfte-Nachfrage macht es wahrscheinlich, dass die mit knapp über 1 Mio. Mitarbeitern (Stand: April 2021) beschäftigungsstärkste Industriebranche in der Folge wieder vermehrt einstellt.
Ingenieurinnen und Ingenieure könnten knapp werden
In der Branche werden aktuell neben Fachkräften vor allem Expertinnen und Experten gesucht – diese Kategorie umfasst in erster Linie Ingnieurinnen und Ingenieure. Mehr als die Hälfte der Personalverantwortlichen plant, bis Ende des Jahres das Personal in diesem Bereich aufzustocken. Einen besonders hohen Bedarf an Fachkräften registriert der VDMA in den Fachverbänden Elektrische Automation, Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen, Mess- und Prüftechnik, Fördertechnik und Intralogistik. Hochqualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind rar, was sich darin widerspiegelt, dass vier von fünf Befragten angaben, bereits jetzt Engpässe bei den Ingenieurinnen und Ingenieuren zu spüren. Sie befürchten, dass diese sich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten verschärfen könnten.
Die Nachfrage nach Ingenieurinnen und Ingenieuren, die der Verband in seiner Blitzumfrage ermittelt hat, zeigt sich auch in anderen Marktuntersuchungen. In dem vom Personaldienstleister Hays veröffentlichten Fachkräfte-Index zeigt sich, dass die Arbeitskräfte-Nachfrage seit einigen Monaten wieder steigt. Im ersten Quartal 2021 lag der Index schon wieder auf ähnlichem Niveau wie im Jahr 2019. Auch andere Branchen wie das Baugewerbe, die IT, die Elektronik/Elektrotechnik und die öffentliche Verwaltung verzeichnen eine stark gestiegene Nachfrage nach Ingenieurinnen und Ingenieuren. Vermehrt werden Betriebs-, Bau-, Qualitäts- und Fertigungsingenieurinnen und -ingenieure gesucht.
Schnittstellen-Kompetenzen sind gefragt
Die Anforderungen, die an diese Ingenieurinnen und Ingenieure gestellt werden, haben sich dabei in den letzten Jahren gewandelt, wie die jüngste VDMA-Ingenieurserhebung von 2019 gezeigt hat. Es sind vermehrt Fachkräfte mit Schnittstellen-Kompetenzen zu angrenzenden Fachbereichen, insbesondere der Informatik gefragt. Gut ausgebildetes Fachpersonal mit IT-Zusatzqualifikationen wurde also bereits vor der Corona-Pandemie gesucht.