
Das Jahrbuch beschäftigt sich mit der ökologischen Transformation der Chemiewirtschaft. (Bild: VAA)
Recherchierte Analysen im Jahrbuch zeigen auf, wie und warum die bisherige Art des Produzierens und Konsumierens die natürlichen Lebensgrundlagen des Planeten, aber auch Freiheit und Wohlstand bedrohen. Zu Wort kommen unter anderem der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und namhafte Unternehmen aus der Chemie wie Bayer, Covestro, Lanxess und Boehringer Ingelheim.
Zudem sind Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft mit Gastbeiträgen vertreten, darunter die Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert, der ehemalige Umwelt-Bundesminister Klaus Töpfer sowie der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber. Neben der Europäischen Kommission und der Bundesregierung äußert sich auch Peter Kardinal Turkson aus dem Vatikan zum Streben nach mehr Nachhaltigkeit.
Europas Nachhaltigkeits-Weg erfolgreicher als der Chinas
VAA-Hauptgeschäftsführer Gerhard Kronisch hält angesichts der ehrgeizigen Klimaziele Chinas und seiner derzeitigen Marktführerschaft bei vielen klimarelevanten Technologien den europäischen Weg letztlich für den erfolgversprechenden: „Ich bin überzeugt, dass am Ende der marktwirtschaftliche Weg den größeren Fortschritt zur ökologischen Transformation schafft, weil er auf die unternehmerische Kraft jedes Einzelnen und damit auf den besten Motor für Veränderungen setzt. Diese Veränderungen müssen innerhalb guter Rahmenbedingungen erfolgen und die garantiert der Staat.“
Kronisch begrüßt, dass die Europäische Kommission mit ihrem European Green Deal die Marktwirtschaft auf mehr Nachhaltigkeit ausrichtet. Zudem verweist er auf die Aktivitäten zahlreicher Unternehmen in der chemischen Industrie, die jetzt auch Sozialkapital und Naturkapital in die Bilanzen einbeziehen wollen. Andere wiederum wollen die Kreislaufwirtschaft als gesamtgesellschaftliches Großprojekt realisieren. „Damit das gelingt, müssen Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Industrie an einem Strang ziehen. Und der Staat ist gefordert, für ein gutes Ordnungsrecht zu sorgen“, so Kronisch. (jg)
Das Jahrbuch steht hier zum Download zur Verfügung.
Die Industrie muss noch effizienter werden:

Industrielle Effizienz könnte globalen Kohleausbau stoppen - Anzahl an weltweiten Kohlekraftwerk-Projekten (in 100): Während in Deutschland der Kohleausstieg bis 2038 beschlossene Sache ist, boomt die Stromerzeugung aus dem fossilen Rohstoff auf globalem Maßstab weiterhin. In 59 Ländern sind derzeit knapp 1.400 neue Kohlekraftwerke in Planung oder bereits in Bau. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Coal Plant Developers List der deutschen Umweltorgsanisation Urgewald. Insgesamt könnten die neuen Kraftwerke demnach eine Gesamtleistung von über 670 GW erbringen. Mit 250 GW haben allein die Projekte in China dabei einen Anteil von mehr als einem Drittel. Der globale Kohleausbau könnte derweil deutlich verringert werden, wenn die Potenziale der Energieeffizienz weltweit ausgeschöpft würden. Allein durch Effizienzmaßnahmen in der Industrie ließen sich nach Einschätzung der IEA bis 2040 knapp 390 EJ (1 EJ = 1018 J) Energie einsparen. Berücksichtigt sind dabei nur solche Maßnahmen, die nach Einschätzung der IEA „wirtschaftlich rentabel“ sind. Würden all diese in der globalen Industrie umgesetzt, könnten etwa 85 % der zusätzlichen Kapazitäten, also knapp 1.200 der neu geplanten Kohlekraftwerke rechnerisch überflüssig werden. Grafik: dule / jacartoon – AdobeStock, CHEMIE TECHNIK

Im Westen weniger Neues - Investitionen in industrielle Energieeffizienz (Mrd. US-Dollar): Besonders die nordamerikanische Industrie hat 2018 deutlich weniger in Energieeffizienz-Maßnahmen investiert als noch drei Jahre zuvor. Auch in Europa gingen die Investitionen zurück – wenn auch in geringerem Umfang. Ein möglicher Grund dafür: Die „low hanging fruits“ sind in vielen Branchen und Betrieben bereits geerntet. Das heißt die einfacheren und besonders lohnenswerten Maßnahmen wurden bereits umgesetzt – weiteres Effizienzpotenzial ist nun deutlich schwieriger aufzuspüren. In China dagegen boomt der Markt für Energieeffizienz – sowohl was den absoluten Wert der Investitionen als auch den Anstieg in den letzten Jahren angeht. Daten: IEA

Chemie auf halber Strecke - Verringerung der Energieintensität (in Prozent): Die globale Industrie ist schon weit gekommen – hat aber noch Effizienzpotenzial. So haben die Chemieunternehmen weltweit ihre Energieintensität zwischen 2000 und 2017 bereits um etwa 15 % verringert. Bis 2040 wären jedoch noch einmal Effizienzoptimierungen in einem ähnlichen Umfang möglich. Berücksichtigt sind wiederum nur wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen. Besonders viel getan in Sachen Energieeffizienz hat bereits die Zementindustrie. Die Betriebe im Bereich der Eisen- und Stahlproduktion haben dagegen noch deutlichen Nachholbedarf. Daten: IEA

Effizienz als Schlüssel gegen Klimawandel - Möglicher Beitrag zu CO²-Einsparungen (Jahr 2040, in Prozent): Bereits seit Längerem ist klar: Mit Business-as-usual wird eine nachhaltige Entwicklung auf der Welt nicht zu erreichen sein – das gilt insbesondere im Bereich Klima. Um die Nachhaltigkeitsziele der UN zu erreichen und den globalen Temperaturanstieg bis 2040 auf höchstens 1,8 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, müssten die weltweiten CO2-Emissionen von derzeit etwa 32 auf unter 20 Gt heruntergefahren werden. Der größte Schlüssel, um dies zu erreichen ist nach Einschätzung der IEA die Energieeffizienz. Wirtschaftlich sinnvolle Effizienzmaßnahmen in allen Sektoren – einschließlich Verkehr und Industrie – könnten demnach einen Beitrag von 44 % zur notwendigen CO2-Einsparung leisten. Das Potenzial der Energieeffizienz ist damit noch größer als der Einfluss erneuerbarer Energien oder von Technologien zur CO2-Speicherung. Daten: IEA
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