Damit die Chemieunternehmen Schiene und Binnenwasserstraßen stärker nutzen können als bisher, sind zusätzliche Knotenpunkte notwendig, die die verschiedenen Verkehrsträger besser miteinander verknüpfen. Als Beispiel führte Gerd Deimel, Sprecher der neuen Initiative Verkehrsinfrastruktur , den Verkehrsknotenpunkt Rhein-Main an. Hier könne man für die Chemielogistik einen Knotenpunkt von der Straße auf das Binnenschiff einrichten und dadurch das Transportaufkommen im Ballungsraum Rhein-Main entzerren. Darüber hinaus müssten auch die Seehäfen, wie etwa der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven, besser an das Hinterland angebunden werden.
Um Kanäle optimal nutzen zu können, ist der doppellagige Containertransport auf Binnenschiffen zweckmäßig. Deimel sprach sich deshalb dafür aus, die Brücken über westdeutschen Binnenwasserstraßen zu erhöhen – und zwar dort, wo sich bislang solche Container noch nicht einsetzen lassen. Damit könnte die Chemie die erheblichen freien Kapazitäten dieses Verkehrsträgers nutzen. „Ein zukunftsweisender Schritt wäre es auch, spezielle Umspuranlagen und Fahrspuren auf Autobahnen und Schienen für den Güterverkehr zu schaffen oder zu erweitern“, hob Deimel hervor.
„Deutschland muss einen weiteren Verfall seines Verkehrsnetzes stoppen, wenn es Wettbewerbsfähigkeit sichern und Wohlstand erhalten will“, betonte Gerd Deimel, Sprecher der neuen Initiative Verkehrsinfrastruktur. Steuererhöhungen für den Erhalt und Ausbau von Straßen, Schienen und Wasserwegen lehnte Deimel – im Hauptberuf Vice President von Lanxess Deutschland – ab: „Es sind ausreichend staatliche Mittel vorhanden. Bund und Länder müssen nur die richtigen Prioritäten setzen.“
Von der Politik forderte Deimel klare verkehrspolitische Ziele und einen Masterplan Verkehrsinfrastruktur. Es fehle auch ein praxisnaher Infrastrukturbericht, der die Schwachstellen aufdecke, den tatsächlichen Bedarf aufzeige und damit als Entscheidungsgrundlage dienen könne. Darüber hinaus müssten die Investitionsmittel endlich über mehrere Jahre hinweg festgeschrieben werden, damit die Bundesländer Infrastrukturprojekte kontinuierlich umsetzen können.
Für die chemische Industrie ist eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur in Deutschland ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Sie befördert rund 226 Mio. t chemischer Erzeugnisse (ohne Pipelines) zu ihren Kunden und ist damit der zweitgrößte Auftraggeber von Transportdienstleistungen. Rund 6 % des gesamten Güterverkehrsaufkommens werden der Chemie zugerechnet.
Weblink zum Thema
Das VCI-Positionspapier „Forderungen der chemischen Industrie an die Verkehrspolitik – Infrastrukur erhalten und ausbauen“ vom Juni 2014 finden Sie auf der Internetseite des Verbands der Chemischen Industrie oder direkt hier. Die Rede von Gerd Deimel, Sprecher der Initiative Verkehrsinfrastruktur des VCI, zur Vorstellung des VCI-Positionspapier finden Sie hier. Einen Artikel von Gerd Deimel zur Gründung der VCI-Initiative Infrastruktur finden Sie in der Verbandszeitschrift des VCI, Chemie Report 1-2/2014, oder direkt hier.
(dw)