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(Bild: muph – AdobeStock)

Die deutsche Chemieindustrie ist in glänzender Verfassung. Für 2018 rechnete der Chemieverband VCI mit einem Zuwachs der deutschen Chemieproduktion um 3,5 %. Mit Preissteigerungen von voraussichtlich 1,5 % wird der Umsatz der Branche in diesem Jahr um 4,5 % auf 204 Mrd. Euro klettern. Und weil die Auslastung der Produktionsanlagen hoch ist – sie lag zwischen April und Juni bei 84,5 % – sind Investitionen in Neuanlagen und Erweiterungen das Gebot der Stunde.

Eines der Highlights setzte beispielsweise der Spezialchemie-Konzern Evonik. Das Unternehmen kündigte im März an, am Standort Marl für 400 Mio. Euro einen neuen Anlagenkomplex zur Herstellung des 3D-Druck-Rohstoffs Polyamid 12 bauen zu wollen. Zuletzt machte auch der Gasekonzern Linde mit der Ankündigung von sich reden, seinen sowieso schon größten Komplex zur Gaseerzeugung am Standort Leuna ausbauen zu wollen: Dort will das Unternehmen die Produktionskapazität für flüssigen Wasserstoff mit einer neuen Anlage verdoppeln.

USA sind Hotspot für deutsche Chemieinvestitionen

Auch im Ausland sind die deutschen Chemieproduzenten aktiv. Vor allem in den USA bauen die Konzerne neue Produktionsanlagen, um sich den dort billig verfügbaren Rohstoff Ethan aus den amerikanischen Schiefergasfeldern zu Nutze zu machen. So hat beispielsweise der Kunststoffhersteller Covestro Anfang Oktober die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte angekündigt: Am Standort Baytown soll bis 2024 für 1,5 Mrd. Euro eine 500-kt/a-Produktionsanlage für den Hartschaum-Rohstoff MDI entstehen. Auch die BASF baut an der US-Golfküste: Im zweiten Quartal 2018 wurde in Geismar, Louisiana, mit dem Bau einer 300-kt/a-Anlage für das Isocyanat begonnen.

Insgesamt bilanzierte der Chemieverband VCI für die deutschen Chemieunternehmen 2016 einen Auslands-Investitionsbestand von weltweit 72,6 Mrd. Euro, davon alleine 34 Mrd. Euro in den USA, gefolgt vom europäischen Ausland (13,1 Mrd. Euro) und China (5,9 Mrd. Euro). In Europa liegen die Schwerpunkte in den Niederlanden (2,6 Mrd. Euro) und Frankreich (2,3 Mrd. Euro). Mit einem jüngst gestarteten 100-Mio.-Euro-Projekt wird Clariant auch Rumänien als Investitionsstandort nach oben katapultieren. Der Schweizer Konzern hatte 2011 die Süd-Chemie übernommen und damit auch ein Verfahren zur Herstellung von Ethanol aus Zellulose. Dieses soll in der Anlage in Rumänien dazu genutzt werden, um künftig jährlich 250.000 t Getreidestroh zu Biokraftstoff zu verarbeiten.

Insgesamt betreiben die rund 2.200 deutschen Chemieunternehmen im Ausland noch einmal 1.523 Tochterunternehmen (2016) und beschäftigen dort 398.000 Mitarbeiter (Deutschland: 462.000). Interessantes Detail: Die Auslandstöchter erwirtschafteten 2016 rund 207 Mrd. Euro, im Inland lag der Umsatz bei 200 Mrd. Euro.

Niederlande und Frankreich schätzen den Chemiestandort Deutschland

Aber auch ausländische Chemieunternehmen investieren im Gegenzug an deutschen Standorten bzw. übernehmen im Zuge der Portfolio-Politik Geschäftsbereiche hiesiger Chemieproduzenten. 2016 lag der Bestand der Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen in der deutschen chemisch-pharmazeutischen Industrie bei 24,3 Mrd. Euro – 5,5 Mrd. Euro kamen aus den Niederlanden, 3,3 Mrd. aus Frankreich. Amerikanische Konzerne halten sich dagegen mit Investitionen in Deutschland vergleichsweise zurück. Mit einem Investitionsbestand von 1,3 Mrd. Euro rangieren sie noch nach Luxemburg (2,2 Mrd. Euro) auf Rang 6.

Insgesamt haben wir zwischen Januar und Oktober in unserem Projektticker über mehr als 100 Chemie-Projekte berichtet. Viele davon werden erst in den kommenden Jahren fertiggestellt werden – gute Perspektiven für Engineering-Anbieter und Lieferanten von Anlagenausrüstung. 1812ct900

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