
Das Konjunkturpaket der Bundesregierung soll die Industrie stimulieren und die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abfedern. (Bild: guerrieroale – AdobeStock)
„Der Inhalt und das Timing für das Paket als zweite Stufe gegen die Wirtschaftskrise stimmen“, sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup, fügte aber auch Kritik hinzu. Als Wachstumsprogramm für die Transformation des Wirtschaftsstandorts Deutschland springe das Konjunkturpaket zu kurz: „Die Aufgabe der Politik, verkrustete Defizite für die Wettbewerbsfähigkeit aufzubrechen, ist damit nicht vom Tisch. Wir brauchen ein Programm, das dauerhaft Wachstum stimuliert und den Standort stärkt. Dazu gehören zum Beispiel die Unternehmenssteuern auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau von 25 Prozent zu senken, die digitale und klassische Infrastruktur zu optimieren, schnellere Genehmigungsverfahren zu etablieren und den Bürokratieaufwand für die Unternehmen deutlich zu verringern.“
Positiv bewertet der VCI den angekündigten Einstieg in die Haushaltsfinanzierung der EEG-Umlage ab 2021. „Dieser Schritt war überfällig und jetzt erforderlich, um eine weitere Steigerung der EEG-Umlage auszugleichen. Diese wird sonst 2021 bedingt durch die Coronakrise durch die Decke gehen, was besonders den Mittelstand in der Konjunkturkrise hart treffen würde“, sagte Große Entrup. Die Haushaltsfinanzierung des Ausbaus der Erneuerbaren müsse aber so ausgestaltet werden, dass das EEG nicht zu einer Beihilfe nach EU-Recht wird. Das hätte zur Folge, dass alle Regelungen innerhalb des EEG der beihilferechtlichen Kontrolle durch die EU unterliegen würden.
Neue Anlagenprojekte in den Monaten März bis Mai 2020:

Der Industriegaskonzern Air Products plant eine World-Scale-Anlage zur Herstellung von Methanol aus Kohle in Bengalon, Indonesien. Das Milliardenprojekt ist eines der ersten, in dem mit einer kürzlich geschlossenen Zusammenarbeit erworbene Technologie zum Einsatz kommt.
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(Bild: Air Products)

Advanced Global Investment, ein Joint Venture der Advanced Petrochemical Company (APC) und der SK Group, planen den Bau einer Anlage zur Propandehydrierung im Mittleren Osten. Das Werk soll eine Kapazität von 840.000 t/a Propylen haben.
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(Bild: Clariant)

Der Industriegase-Konzern Linde hat den ersten von zwei neuen Generatoren für hochreinen Stickstoff im chinesischen Shanghai in Betrieb genommen. Die Anlage soll das Gas im Rahmen eines 20-Jahres-Vertrags an den Halbleiter-Hersteller GTA Semiconductor liefern.
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(Bild: Daniel Schweinert – Fotolia)

Von der französischen Großforschungseinrichtung Ganil (Grand Accélérateur National d'Ions Lourds) hat Pfeiffer Vacuum mehrere Großaufträge für die Lieferung von Turbopumpen und speziell gefertigten Vakuumkammern erhalten.
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(Bild: P.Stroppa/CEA)

Sieben Partner haben ein Konsortium für die umweltverträgliche Produktion von 8 kt/a Methanol im Antwerpener Hafen in Belgien gegründet. Bis 2022 soll eine Demonstrationsanlage am Standort des Chemieunternehmens Inovyn entstehen.
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(Bild: Inovyn)

Messer hat eine neue Kohlendioxid-Anlage im kalifornischen Keyes in Betrieb genommen. Von dort aus will der Industriegase-Spezialist Kunden in Nordkalifornien und den umliegenden Regionen über das Schienennetz mit bis zu 450 t/d CO2 beliefern.
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(Bild: Messer)

Neste Engineering Solutions soll für den Raffineriebetreiber Finntoil eine Fraktionierungsanlage für Roh-Tallöl (CTO) bauen. Der Anlagenbauer wird außerdem die entsprechende Prozesstechnologie für die neue Raffinerie im finnischen Hamina zur Verfügung stellen.
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(Bild: Neste)

Der Industriegas-Lieferant Linde hat sein umfangreiches Technologie-Portfolio genutzt, um einen Vertrag mit der Indian Oil Corporation Limited (IOCL), der größten Raffinerie Indiens, zu schließen.
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(Bild: Linde)

Evonik baut sein Engagement in der C4-Chemie weiter aus: Im Rahmen des EU-geförderten Projekts Macbeth will der Spezialchemie-Konzern ein neues Verfahren zur katalytischen Synthese mit entsprechenden Trennanlagen in einem einzigen katalytischen Membranreaktor (CMR) entwickeln.
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(Bild: Evonik)

Thyssenkrupp baut für den Verpackungshersteller Köksan in Gaziantep,Türkei, eine Anlage zur Produktion von Polyethylenterephthalat (PET). Dadurch verdoppelt sich die Produktionskapazität des Standorts auf 432.000 t/a.
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(Bild: Thyssenkrupp)

Der Chemiekonzern Asahi Kasei hat den Betrieb eines Alkali-Wasserelektrolyseurs in der japanischen Präfektur Fukushima aufgenommen. Bei der 10-MW-Anlage handelt es sich nach Angaben des Unternehmens um das weltweit größte System seiner Art, das aus einem einzigen Stack besteht.
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(Bild: Asahi Kasei)

Der Spezialchemiekonzern Evonik rechnet mit einer steigenden Nachfrage nach Hochleistungskunststoffen. Das Unternehmen will deshalb seine Produktion von transparenten Polyamiden im Chemiepark Marl ausbauen.
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(Bild: Evonik)

Mit einem neuartige Verfahrenskonzept für zweiphasige Biogasanlagen lassen sich neben Biogas zusätzlich organische Säuren für die stoffliche Verwertung gewinnen. Diese können als Plattformchemikalien dienen und herkömmliche Grundchemikalien aus fossilen Rohstoffen ersetzen.
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(Bild: Sebastian Reinhardt, Fraunhofer ICT)

Der Industriegas-Konzern Air Products übernimmt den Betrieb von fünf Wasserstoff-Dampf-Methan-Reformern (SMR) des US-amerikanischen Raffinerieunternehmen PBF Energy und steigert damit seine Produktionskapazität für Wasserstoff um fast 8,5 Mio. Kubikmeter pro Tag.
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(Bild: Air Products)

Gea unterstützt das Unternehmen Utkal Alumina International bei der Kapazitätserweiterung von dessen Aluminiumoxid-Raffinerie im indischen Bundesstaat Orissa. Der Anlagenbauer liefert die inzwischen dritte Verdampferlinie.
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(Bild: GEA)

Der ungarische Mineralöl-Konzern MOL hat im Zuge der Corona-Krise mit der Produktion von Hand- und Oberflächen-Desinfektionsmitteln begonnen. Das Unternehmen hat dazu in Rekordzeit eine Produktionsanlage umgestellt.
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(Bild: MOL)

Ab Ende 2022 soll ein öffentlich zugängliches Wasserstoffnetz Industrieunternehmen in Niedersachsen und NRW mit grünem Wasserstoff versorgen. Das Projekt der Partner Evonik, BP, RWE, Nowega und OGE wäre das erste seiner Art in Deutschland.
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(Bild: Evonik)

Der Industriegaskonzern Air Products hat eine Vereinbarung über die Bereitstellung seiner firmeneigenen LNG-Technologie, Ausrüstung und der damit verbundenen Prozesslizenz und Beratungsdienste für das LNG-Projekt in Mosambik unterzeichnet. Die dort entstehende Produktionsanlage wird das erste Onshore-LNG-Projekt in dem südostafrikanischen Staat sein.
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(Bild: Air Products)

Die Anlagenbausparte von Samsung errichtet mit Long Son Petrochemicals gerade das erste vollintegrierte Projekt eines petrochemischen Komplexes in Vietnam. Wie AEG Power Solutions jetzt mitteilte, wird der Hersteller die Anlagen für die Notstromversorgung der Sicherheits- und Steuerungssysteme liefern.
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(Bild: AEG)

Für seine neue Hydrieranlage in Speyer hat Haltermann Carless, ein Anbieter von Lösungen für Kohlenwasserstoffprodukte, einen 70 t schweren Tank aufgestellt. Damit ist die Installation von Schwerbauteilen beendet und die Inbetriebnahme rückt näher.
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(Bild: HCS Group)

Ein Konsortium aus Gasunie, Groningen Seaports und Shell Nederland hat ein Großprojekt für grünen Wasserstoff gestartet. Unter der Bezeichnung NortH2 sollen im niederländischen Eemshaven in der Provinz Groningen aus Windenergie jährlich 800.000 Tonnen H2 produziert werden.
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(Bild: Covestro)
Verdoppelte Forschungsförderung verursacht Freude
Der VCI würdigt, dass das Paket den Unternehmen mit steuerlichen Liquiditätshilfen und energiepolitischen Entlastungen Aufwind in der Rezession verschafft. Gleichzeitig stimuliere die Absenkung der Mehrwertsteuer im zweiten Halbjahr zeitnah Vorzieheffekte bei der Inlandsnachfrage. Zudem gebe das Modul für die Förderung von Forschung und Innovation, zum Beispiel für die Entwicklung von Impfstoffen oder der Wasserstoffwirtschaft, den Unternehmen eine positive Perspektive, so der VCI. Dazu trage auch die Verdopplung der steuerlichen Forschungsförderung bis 2025 bei.
Positive Impulse von dem Konjunkturpaket erwartet auch der Maschinen- und Anlagenbau: „Es enthält viele gute Ansätze, etwa die Absenkung der Mehrwertsteuer, die eine breit angelegte Konsumförderung erreichen kann“, sagt VDMA-Präsident Welcker. „Auch wenn einzelne Punkte im Gesetzgebungsverfahren noch zielgerichteter ausgestaltet werden müssen, bereitet das Paket den Boden, mit Optimismus die vor uns liegenden Aufgaben anzupacken. Wir sehen viele wichtige Weichenstellungen für nachhaltige Zukunftsinvestitionen. Als innovative Industrie freuen wir uns, dass die Koalition zumindest befristet den Deckel der Steuerlichen Forschungsförderung auf 4 Million Euro pro Unternehmen verdoppelt hat“, sagt Welcker. Die zeitlich befristete Einführung der degressiven Abschreibung sieht der Maschinenbau grundsätzlich positiv. Ebenfalls positiv ist, dass auch das Thema Verlustrücktrag angegangen wird.
„Ich setze darauf, dass die Maßnahmen einen breiten Innovationsschub auslösen werden, insbesondere auch Investitionen in Klimatechnologien und Digitalisierung. Zukunft kommt aus Deutschland und Europa!“, betont Welcker. Entscheidend sei, dass der Staat Investitionen sowohl für den Ausbau von 5G und Künstlicher Intelligenz als auch einer Ladeinfrastruktur für E-Autos unterstützen will. Die Ankündigung, die Nationale Wasserstoffstrategie nun kurzfristig zu beschließen, ist ein überfälliger Schritt. Hier hätte sich der Maschinenbau allerdings mehr gewünscht. 3 bis 5 Gigawatt wären bei richtig gesetzten Rahmenbedingungen schon bis zur Mitte dieses Jahrzehnts erreichbar. Große Chancen für P2X-Technologien „made in Germany“ – also die Umwandlung von grünem Strom in andere Energieträger – entstehen durch die Absicht, außenwirtschaftliche Partnerschaften mit anderen Ländern aufzubauen.
Mit der Deckelung der Sozialbeiträge und der Ankündigung, im Herbst notfalls die Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes zu verlängern, werde auch der schwierigen Lage am Arbeitsmarkt Rechnung getragen, ergänzt der VDMA-Präsident. „Die Koalition bleibt hier aufgefordert, durch eine Flexibilisierung arbeitsrechtlicher Bestimmungen den Weg zu Neueinstellungen freizumachen. Unsere Innovationskraft fußt auf unseren Mitarbeitern“, resümiert Welcker. (ak)
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