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  • Die digitale Transformation hat inzwischen auch den Pumpenbau erfasst.
  • Der Pumpenhersteller Seepex hat ein ganzheitliches Konzept für die Digitalisierung von Exzenterschneckenpumpen entwickelt.
  • Das Angebot erstreckt sich von der digital unterstützen Wartung mittels Virtual Reality über eine digitale Pumpenverwaltung mit einfacher Ersatzteilbestellung bis hin zu datenbasierten Dienstleistungen.
Seepex Pump Monitoring

Mit mobilen und vernetzten Services sollen Exzenterschneckenpumpen optimal und vor allem zuverlässig betrieben werden, um die Anlagenverfügbarkeit zu erhöhen. Bilder: Seepex

Die Pumpenwelt zeigt sich gespalten. Bei längst nicht allen Pumpenanbietern hat die Digitalisierung bereits Einzug in das Produktportfolio gehalten. Doch auch auf der Achema – die im Juni auch die weltweit größte Ausstellung für Pumpen beheimatete – war zu erkennen, dass Zustandsüberwachung, Cloud-Dienste und die Vernetzung der Pumpen für die Anwender eine immer größere Rolle spielen. Vor allem die großen Player am Pumpenmarkt, darunter Grundfos und KSB, zeigten ihre Vorstellung der digitalen Zukunft beim Betrieb von Pumpen.

Doch nicht nur die großen Hersteller von Kreiselpumpen treiben das Thema voran. Der auf Exzenterschneckenpumpen spezialisierte Hersteller Seepex hat unter dem Schlagwort „Digital Solutions“ ein ganzheitliches Konzept entwickelt, das sich von der digital unterstützen Wartung mittels Virtual Reality über die digitale Pumpenverwaltung mit einfacher Ersatzteilbestellung bis hin zu datenbasierten Dienstleistungen erstreckt. Basis dafür ist eine neue Cloud-Lösung des Unternehmens, die „Seepex Connected Services“. „Uns treibt die Überzeugung, dass unsere Kunden auf lange Sicht auch beim Betrieb von Pumpen dieselben digitalen Trends nutzen wollen, die sie im privaten Umfeld gewohnt sind“, nennt Dr. Christian Hansen, Vice President und CTO von Seepex, eine Motivation.

Bestellprozesse vereinfachen

Doch beim Betrieb von Exzenterschneckenpumpen geht es natürlich um weit mehr als Smartphone-Features: Mit mobilen und vernetzten Services sollen die Maschinen optimal und vor allem zuverlässig betrieben werden, um die Anlagenverfügbarkeit zu erhöhen. Zum Konzept des Herstellers gehört deshalb die digital unterstützte Wartung mittels Virtual Reality. Aber auch die Verwaltung der im Betrieb eingesetzten Pumpen sowie eine einfache Ersatzteilbestellung sind Teil des Ansatzes.

Die beiden Wartungs-Apps „Seepex Service Point“ und „Seepex VR“ sollen dazu die Pumpenwartung vor Ort vereinfachen. So lassen sich beispielsweise Ersatzteile per QR-Code mit einem Tablet oder Smartphone bestellen: Der Anwender vor Ort scannt dabei den an der Pumpe vorhandenen QR-Code, worauf der für den Kauf verantwortliche Entscheider automatisch ein Angebot für das passende Ersatzteil erhält. „Wir eliminieren damit den fehleranfälligen und umständlichen Bestellprozess, der in großen Unternehmen ja oft über mehrere Stationen verläuft“, nennt Hansen den Nutzen.

Aber auch die Pumpenwartung wird mit digitalen Lösungen aktiv unterstützt: Schritt-für-Schritt-Anleitungen und 3D-Animationen erleichtern dem Techniker die tägliche Arbeit mit den Pumpen. Mittels eines Logbuchs kann die Wartungshistorie notiert, der jeweilige Zustand der Pumpe vermerkt und die Pumpe samt Standort abgebildet werden. So können alle Informationen rund um die Pumpen des Herstellers auch standortübergreifend gebündelt und nachgehalten werden. Der Zustand einer Pumpe kann vom Techniker mit einem Ampelsystem bewertet und gegebenenfalls ausgeführte Wartungstätigkeiten können vermerkt werden. Für die wartungsoptimierten SCT-Pumpen des Herstellers gibt es in dem Logbuch zudem die Möglichkeit die Betriebsparameter nachzuhalten, sodass für das korrekte Nachstellen der Rotor/Stator-Klemmung alle notwendigen Daten stets griffbereit sind.

Mit dem neu entwickelten Pump Monitor sollen ab Ende 2018 die Betriebsparameter einer Exzenterschneckenpumpe digital überwacht werden können: Die gesammelten Informationen lassen sich damit vor Ort per App, aber auch im Leitsystem des Betriebs oder in der Cloud anzeigen. Warnungen und Alarme verhelfen zum rechtzeitigen Eingriff vor dem Prozessstillstand, Trendanzeige und Datenaufzeichnung ermöglichen erweiterte Analysen. „Wichtig ist dabei, dass der Anwender nicht mit unnötig vielen Sensordaten belästigt wird, sondern der Betreiber direkt solche Informationen erhält, die ihm beim Betrieb seiner Prozesse helfen“, erklärt Hansen.

Auswertung der Pumpendaten vor Ort und in der Cloud

Bei der Auswertung der Pumpendaten zur vorausschauenden Wartung spielt die Cloud-Lösung des Herstellers eine zentrale Rolle. Auf Basis der im Feld gesammelten Informationen will das Unternehmen zukünftig Dienstleistungen anbieten, die den optimalen Betrieb der Exzenterschneckenpumpe ermöglichen sollen. Dass nicht alle Betreiber dazu bereit sind, Pumpendaten in eine externe Cloud abzugeben, ist dem Hersteller bewusst: „Uns ist es wichtig, verschiedene Services für verschiedene Kundengruppen bereitzustellen. Wir berücksichtigen dabei, dass einige unserer Kunden schon heute sehr offen mit Online-Diensten umgehen und Remote-Services konkret bei uns anfragen. Andere Kunden möchten die Betriebsinformationen der Pumpen eher lokal begrenzt nur in der Feldebene oder in Leitsystemen verwenden. Für beide Welten entwickeln wir skalierte Lösungen“, so Hansen im CT-Interview.

Aber wird der Mehrwert der Digitalisierung von Pumpen anerkannt und künftig in Kaufentscheidungen mit einbezogen werden? Dr. Christian Hansen hat dazu eine klare Meinung: „Erst wenn Investitionsentscheidungen konsequent auch den Einfluss der Betriebskosten berücksichtigen, werden die Vorteile der neuen digitalen Pumpenwelt zur Realität werden.“

Interview mit Dr. Christian Hansen, CTO Seepex

„Wir wollen die Schnittstelle zu unseren Kunden mit digitalen Produkten verbessern“

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Dr. Christian Hansen ist Vice President und CTO von Seepex, "Uns treibt die Überzeugung, dass unsere Kunden auf Sicht auch beim Betrieb von Pumpen dieselben digitalen Trends nutzen wollen, die sie im privaten Umfeld gewohnt sind."

CT: Von einem Hersteller von Exzenterschneckenpumpen erwartet man nicht unbedingt, Vorkämpfer der digitalen Transformation zu sein. Was treibt Sie an?
Hansen: Ich glaube, wir werden in allen Bereichen erleben, dass digitale Techniken die man im privaten Umfeld nutzt, sich auch im beruflichen Alltag durchsetzen werden. Je mehr Anbieter um uns herum diesen Trend unterstützen, desto mehr müssen auch mittelständische Unternehmen wie wir diesen Nutzen bieten. Vor diesem Hintergrund haben wir uns die Frage gestellt: „Was bedeutet Digitalisierung für uns und für unsere Kunden? Wo würde Digitalisierung Mehrwert schaffen?“

CT: Und welchen Mehrwert können Pumpenhersteller per Digitalisierung bieten?
Hansen: Viele Unternehmen versuchen, Digitalisierung erst einmal auf sich selbst zu beziehen und die eigene Produktion besser zu machen. Das greift aber zu kurz. Wenn man als oberstes Ziel hat, digitale Geschäftsmodelle zu etablieren, dann reicht es nicht, sich selbst effizient aufzustellen, sondern dann muss man sich fragen, wie man mit dem eigenen Produkt die horizontale Integration mit dem Kunden vertiefen kann. Das ist unser Ansatz. Wir wollen die Schnittstellen zu unseren Kunden mit digitalen Produkten verbessern.

CT: Auf der Achema hat Seepex verschiedene digitale Produkte gezeigt. Welchen Nutzen bieten diese?
Hansen: Das beginnt mit dem Service Point: Über diese App können wir via QR-Code Ersatzteile anbieten und auch das Bedienungshandbuch im Feld zur Verfügung stellen. Das Spektrum reicht dann bis hin zu unserem Pump Monitoring, bei dem die Pumpe Livedaten an eine intelligente Box, den „Pump Monitor“, liefert, oder aber in unsere Cloud-Lösung, den „Connected Services“. Über diese Wege werden neben den Live-Daten auch Alarme und Diagnosen zur Verfügung gestellt. Diese können wir klassisch in die lokalen Leitsysteme integrieren – allerdings kann auf sämtliche Pumpeninformationen auch über unsere Connected Services zugegriffen werden – und zwar von überall aus. Dies ist beispielsweise für einen Remote-Betrieb von Pumpen hilfreich.

CT: Welche neuen digitalen Geschäftsmodelle sehen Sie in der Zukunft?
Hansen: Bei Pumpen ist natürlich mechanischer Verschleiß ein Thema. Ich glaube, dort bieten sich viele Möglichkeiten, um uns enger mit dem Kunden zu verzahnen. Wir bilden beispielsweise den Bestellvorgang bis in unsere IT-Systeme ab und übernehmen für unsere Kunden ganze Teile ihrer Prozesskette. Gegenüber der klassischen Bestellung per Bedarfsmeldung, Freigabe und Einkaufsabwicklung steigt so die Reaktionsgeschwindigkeit, und es entstehen weniger Fehler.

CT: Das hilft Ihren Kunden Kosten zu sparen, aber wie wird das für Sie zum Geschäft?
Hansen: Unser Angebot vereinfacht unseren Kunden die Bestellung von Ersatzteilen und spart ihnen Prozesskosten – hierdurch wird unser Angebot im Vergleich zu Wettbewerbern attraktiver. Wir intensivieren so die Kundenbindung und können zielgerichtet und schnell unsere Leistungen anbieten. Dies wird unser Geschäft positiv beeinflussen, weil wir einen Mehrwert für den Kunden schaffen.

Ein anderes Geschäftsmodell ist die Pumpenüberwachung. Hier sieht man mittlerweile einige Lösungen von Drittanbietern. Oft sind diese Lösungen aber sehr allgemein gehalten oder auf Kreiselpumpen fokussiert, weil das die häufigste Pumpenbauart ist. Exzenterschneckenpumpen unterscheiden sich aber nicht nur in der Funktionsweise, sondern auch in der Art des Verschleißes und der möglichen Problemfälle. Als Hersteller haben wir das entsprechende Spezialwissen und kennen die Kenndaten und Kennlinien unserer Pumpen. Wir können aus einem spezifischen Set an Parametern und Sen­sordaten identifizieren, was mit einer Pumpe nicht stimmt. Das unterscheidet uns von den Drittanbietern. Auch hierdurch wird der Service beim Kunden vereinfacht, weil sich der Techniker vor Ort nicht überlegen muss, was falsch läuft, sondern gezielt die im Vorfeld identifizierten Probleme beseitigen kann.

CT: In einem Chemieunternehmen sind so viele Pumpen im Einsatz – wird die individuelle Überwachung jeder einzelnen Pumpe die Betreiber nicht überfordern?
Hansen: Nur dann, wenn der Betreiber aus Sensordaten seine eigenen Schlüsse ziehen muss. Der Nutzen entsteht dadurch, dass der Betreiber aggregierte Informationen bekommt. Die Pumpe darf sich nur dann melden, wenn sie merkt, dass sie nicht richtig funktioniert. Und die Informationen müssen sich so in die Systeme der Betreiber integrieren lassen, dass nicht für jede Pumpe eine eigene Speziallösung gebraucht wird.

CT: Das wirft die Frage nach der Standardisierung auf.
Hansen: In der Tat. Mit OPC UA gibt es bereits gute Bestrebungen in diese Richtung. Allerdings ist es mit der Kompatibilität zu verschiedenen Feldbus- und Kommunikationsprotokollen nicht getan. Auch bei den aktuell entstehenden Cloud-Lösungen stellt sich die Frage nach Vereinheitlichung. Derzeit drängen viele proprietäre Lösungen auf den Markt. Der Kunde stellt zwangsläufig die Frage, auf welches System er setzen soll. Bei unseren Connected Services versuchen wir daher größtmögliche Flexibilität zu schaffen. Wir wollen künftig so kompatibel sein, dass wir Daten auch in andere Systeme übertragen können.

CT: Für die Kommunikation ist mit der Namur Open Architecture ein Weg vorgezeichnet, aber eine Auswertesystematik gibt es damit noch nicht.
Hansen: Das ist richtig. NOA will einen zweiten Kommunikationspfad aus dem Feld eröffnen – das macht Sinn. Genau diese Philosophie verfolgen wir auch mit unserem Pump Monitor und den Connected Services. Allerdings berücksichtig NOA bislang noch keine Pumpen. Diese haben in der klassischen Prozessautomatisierung eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Beispielsweise gibt es die aus der Namur-Empfehlung NE 107 für Feldgeräte bekannte Namur-Ampel für Pumpen nicht. Bisher fehlt eine einheitliche Behandlung der Eigendiagnose bei Pumpen. Auch dies führt zur Verunsicherung der Kunden, die nicht sicher sagen können, welche der verfügbaren Monitoring-Lösungen auch wirklich relevante Fehler detektiert. In den sich bereits gebildeten Arbeitskreisen engagieren wir uns und bemühen uns um den ständigen Austausch mit der Namur und anderen Herstellern – aber am Ziel sind wir noch nicht.

CT: Wo sehen Sie sich mit Ihrer Digitalisierungsstrategie in zehn Jahren?
Hansen: Ich hoffe, dass wir in zehn Jahren viel dazu beigetragen haben werden, die notwendigen Industriestandards aufzubauen. Hierzu arbeiten wir eng mit unseren Kunden in R&D-Partnerschaftsprogrammen und Arbeitskreisen zusammen. Natürlich wird die Exzenterschneckenpumpe noch immer an vielen Stellen als Speziallösung gesehen. Aber ich bin überzeugt, dass Energieeffizienz und Total Cost of Ownership in den kommenden Jahren eine immer wichtigere Rolle spielen werden – bei allen Aggregaten.

Es ist unser Ziel, auch in zehn Jahren noch immer als Innovationsführer wahrgenommen zu werden. Und daher hoffen wir, dass wir viele der Systeme, die wir aktuell in den Markt einführen, auch in die richtige Richtung weiterentwickelt haben werden. Aber klar ist ebenfalls, dass wir entlang dieses Weges auch Lösungen ausprobieren werden, die in zehn Jahren vielleicht nicht mehr genauso aussehen, wie wir heute damit starten. Das ist bei agilen Entwicklungen in sich schnell ändernden Märkten normal – am Ende entscheiden unsere Kunden, was sie benötigen. Und mit diesem Blick müssen wir unseren Entwicklungspfad immer wieder flexibel nachjustieren.

Wir wollen in zehn Jahren nicht als derjenige gesehen werden, der eine unbrauchbare, nicht hilfreiche Digitalisierungsflut unterstützt hat. Wir wollen als Anbieter gesehen werden, der die Digitalisierung entscheidend mit beeinflusst hat und wirklichen Kundennutzen schafft.

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