- In Europa wird eine Atex-, interational eine IECEx- und in Südkorea eine Kosha-Zertifizierung benötigt.
- Flurförderzeuge, die Anwender in Ex-Zonen einsetzen wollen, müssen entsprechend zertifiziert sein.
- Auch die Batterien der Fahrzeuge und entsprechende Ladegeräte müssen speziell für Ex-Zonen zugelassen sein.
Um Explosionen von vorneherein zu verhindern oder im Notfall so gut wie möglich zu kontrollieren, gibt es für betroffene Bereiche eine Zoneneinteilung für den Explosionsschutz. Je nach der auftretenden Dauer der explosionsfähigen Atmosphäre wird vom Anlagenbetreiber eine Ex-Zonen-Klassifizierung getroffen, die auch für die notwendigen Zertifizierungen – Atex, IECEx sowie Kosha – angewendet werden.
Wie der Brandschutz ist auch der Explosionsschutz ein zentraler Bestandteil des betrieblichen Sicherheitskonzepts in jedem Unternehmen. Darum gilt es, beim Planen und im Betrieb die dafür notwendigen Zertifizierungen und Richtlinien zu beachten.
Welche Richtlinien greifen wo?
In Europa dient die Richtlinie 2014/34/EU (Hersteller-Richtlinie) als Grundlage für alle Zertifizierungen. Sie beinhaltet die Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Geräte und Schutzsysteme zur bestimmungsgemäßen Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen. Die Hersteller-Richtlinie legt grundlegende Anforderungen an Gesundheit und Sicherheit fest. Sie überlässt es allerdings den Normen, hauptsächlich harmonisierten europäischen Normen, die in der Richtlinie enthaltenen relevanten Anforderungen technisch zu konkretisieren. Die Richtlinie teilt dabei Geräte und Schutzsysteme in Gerätegruppen und Gerätekategorien ein.
In Europa gelten die Atex-Normen gemäß den EU-Richtlinien. Das Kürzel Atex leitet sich aus der französischen Bezeichnung für explosionsgefährdete Umgebungen (Atmosphères Explosibles) ab. Zertifizierte Atex-Geräte sind so konstruiert, dass sie beispielsweise auch bei Überhitzung oder Funkenflug keine Gefahr als Zündquelle darstellen und so in potenziell explosionsgefährdeten Bereichen sicher nutzbar sind.
International gelten generell die IECEx-Normen. IECEx steht für „International Electrotechnical Commission System for Certification to Standards Relating to Equipment for Use in Explosive Atmospheres“. Ziel des Zertifizierungssystems ist, dass die Bewertungs- und Prüfungsberichte weltweit gegenseitig anerkannt werden. Die IECEx-Normen basieren zwar auf den Atex-Normen, sind aber strenger in der Handhabung und Umsetzung.
Bei IECEx wird für Zone 1 eine Konformitätsbewertung von einer externen Zertifizierungsstelle (Notify Body) verlangt und ist in der Regel weltweit gültig. Die Normen müssen umgesetzt werden, eine Selbsterklärung und Bewertung durch den Hersteller mit „Absegnung“ durch die Behörden gibt es nicht. Vereinzelt gibt es außerhalb Europas Länder, die Atex-Zertifikate akzeptieren. Zusätzlich muss man hier jedoch die landesspezifischen Voraussetzungen berücksichtigen wie in den USA und Kanada.
Jedes Anbaugerät benötigt ein Zertifikat
Möchte ein Hersteller Ex-Schutz-Flurförderzeuge nach Südkorea einführen, ist die KCs Explosionsschutz-Zertifizierung oder Kosha-Zertifizierung für die explosionsgeschützten elektrischen Komponenten verpflichtend. Diese Zertifizierung wird von der koreanischen Arbeitsschutzbehörde Kosha (Korea Occupational Safety and Health Agency) auf Basis des Occupational Health and Safety Act verlangt.
Die Kosha-Zertifizierung basiert auf der IECEx. Die koreanische Zertifizierungsstelle führt selbst keine Tests durch, sondern prüft lediglich die eingereichten Testreports. Diese müssen bei den einzelnen Herstellern angefragt und dann als Gesamtdossier eingereicht werden.
Zurzeit ist Stöcklin Logistik das einzige Unternehmen weltweit, welches sowohl die Atex-Zertifizierung sowie die IECEx- und Kosha-Zertifizierung für Ex-Schutz-Flurförderzeuge besitzt und nach Südkorea exportiert. Die Anforderungen werden abhängig vom Einsatzort sowie abhängig davon, wie oft und lange eine explosionsgefährdete Atmosphäre gemäß der Zoneneinteilung auftritt, bestimmt. So werden attestierte Atex- und IECEx-Stapler zum Beispiel in folgenden Branchen und Prozessen eingesetzt:
- Chemie: Lösemittelverarbeitung, Befüllung, Abfüllung, Reinigung, Lagerung
- lösemittelverarbeitende Industrien: Kleber, Lacke, Reinigung
- Pharmazie: Befüllung, Abfüllung, Lagerung
- Kosmetik: Verarbeitung mit Lacken und Aceton, Alkohol, Reinigung
- Batterieherstellung und elektronikverarbeitende Industrie: Beschichtung, Reinigung
- Bioscience: Befüllung, Abfüllung
- Erdölindustrien: Raffinerien, Ölplattformen, Lagerung
- Mühlen, Mahlwerke: Verarbeitung von Mehl und Zucker
Dabei gilt es, auf diese peripheriekritischen Anwendungen sowie auf die speziellen Anforderungen der Anwender einzugehen und Anbaugeräte wie Seitenschieber, Fasskipper, Vorschubgabeln einzeln oder als Package zu integrieren, sofern diese über die notwendigen Zertifikate verfügen.
Spezielle Batterien und Ladegeräte
Wenn Anwender Korrosion vermeiden wollen, ist es empfehlenswert, Edelstahl/V2A/Inox-Ex-Geräte einzusetzen. Dabei sollten Anwender bei Zone-1-Geräten auf die Beschichtung beziehungsweise Ummantelung der Gabeln achten. Denn Edelstahl gilt als schwach „funkend“ und wirkt so beispielsweise der statischen Ladung entgegen.
Auch bei den Batterien in diesen explosiven Atmosphären ist Ex-Schutz-Expertise gefragt. Der Hersteller für Logistiklösungen hat dafür die Lipo4-Batterie entwickelt, eine ex-geschützte Lithium-Batterie (LiTex) mit integriertem Energiemanagementsystem. Diese ist sowohl für Zone 1 als auch Zone 21 tauglich, und Anwender können sie in diesen Zonen sowie in nicht explosiven Zonen zwischenladen. Durch ein IECEx-zertifiziertes überdruckgekapseltes Ladegerät entfällt der zeitaufwendige komplizierte Batteriewechsel zwischen den Zonen und die Ausgasung. Außerdem sparen Anwender die Kosten für einen separaten Batterieladeraum mit Absaugung sowie für die Wechselbatterien zwischen den Zonen ein.
Ex-Schutz-Lösungen sind fast immer individuell
Für den Staplereinsatz in Ex-Schutz-Atmosphären sind Staplerhersteller mit zertifizierten Ex-Schutz-Baukastensystemen, fundierterem Ex-Schutz-Wissen und mit notwendiger Zertifizierungsexpertise gefragt. Jörg Backhaus, Ex-Schutz-Experte beim Hersteller und für Atex, IECEx und Kosha zertifiziert, weiß welche Bedeutung ein erfahrener Partner für eine erfolgreiche Zertifizierung hat: Angefangen bei der Planung, über die Produktion bis zur anschließenden Zulassung steht er für seine Kunden und Kollegen als permanenter Sparringspartner zur Verfügung. Und durchdenkt und begleitet mit ihnen gesamtheitlich alle Prozesse.
„Unsere angefragten Ex-Schutz-Lösungen sind fast immer sehr individuell und speziell. Um die optimal passende Lösung zu finden, gilt es von Anfang an alle möglichen Risiken zu bedenken und auszuschließen sowie ein zertifiziertes Baukastensystem einzusetzen. Deshalb ist es immer von Vorteil bei Ex-Schutz-Stapler-Lösungen, aber auch beim Bau von kompletten Intralogistiksystemen bei denen explosive Stoffe hergestellt, verarbeitet, transportiert oder gelagert werden, intern als Tandem mit den Kollegen aus Produktion und Vertrieb zu arbeiten. So können die für den Betrieb notwendigen Ex-Schutz Zertifizierungen optimal vorbereitet und reibungslos durchgeführt werden.“
Achema 2024, Halle 11.0 – A69
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