Der BVMW ist überzeugt, dass das weitgehende PFAS-Verbot dramatische Folgen hätte und die Existenz vieler mittelständischer Unternehmen bedrohen würde. „Der deutsche Mittelstand unterstützt das Ziel, die Umweltbelastung durch PFAS-Chemikalien zu reduzieren und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Dabei sprechen wir uns für eine differenzierte Betrachtung jeder einzelnen Chemikalie aus, um das drohende Aus von Unternehmen, dessen Produkte von heute auf morgen nicht mehr marktfähig wären, zu verhindern“, erklärt Christoph Ahlhaus, Vorsitzender der Bundesgeschäftsführung des Verbands.
Von einem generellen PFAS-Verbot wäre unter anderem die Elektronikbranche betroffen. Isolierungen beispielsweise für Kabel in hoch beanspruchten Anwendungen, Leiterplatten im Sensorik- und Funkbereich sowie Komponenten für die Medizintechnik wären nicht nur gefährdet, sondern in der aktuellen Qualität nicht mehr möglich. Dadurch wären auch Anwendungen im Bereich Umweltschutz und erneuerbare Energien betroffen. „Europa würde sich mit einem pauschalen Verbot in der Elektronik ins technologische Aus spielen“, meint Guido Körber, stellvertretender Vorsitzender der Kommission Energie und Nachhaltigkeit.
Ebenso gefährdet ist die Halbleiterindustrie. PFAS werden in der Fertigung von Halbleitern in vielen Prozessschritten wie der Reinigung von Oberflächen benötigt. Der BVMW sieht Europa insbesondere für eine erfolgreiche Energiewende und Energieeffizienz gut aufgestellt. Ein generelles Verbot der PFAS würde diese Marktstellung seiner Ansicht nach zunichtemachen. Welche Auswirkungen das Verbot auf die Chemielieferkette hätte, lesen Sie hier.
Zudem hat der Halbleiterbereich in den letzten Jahren den Einsatz und die Freisetzung von PFAS in freiwilliger Selbstverpflichtung minimiert und arbeitet weiter an Verbesserungen. Dieses Vorgehen sollte als Musterbeispiel genommen werden. Mittelständische Unternehmen hatten bereits während Corona besonders unter Lieferengpässen bei Halbleitern gelitten. Sollte die sich gerade im Ausbau befindliche europäische Herstellung von Halbleitern Schaden nehmen, drohen zukünftig noch schwerwiegendere Engpässe und mehr Abhängigkeit von Drittländern.
Verband Deutscher Ingenieure vertritt ähnliche Ansicht
Der VDI sieht PFAS zu beschränken, wenn nicht gar komplett zu verbieten, als ein durchaus begründetes Bestreben an. Weiterhin sieht der Verband ähnlich wie der BVMW die Problematik, dass Technologien, die für das Gelingen der Energiewende erforderlich sind, sich dann nicht mehr betreiben ließen. Der Klimawandel würde vorangetrieben, statt ihn zu bremsen. Ein schwer zu lösendes Dilemma.
Insgesamt ist ein umfassendes Verbot für die Stoffgruppe der PFAS gut abzuwägen, schreiben die VDI-Fachautoren. Die momentan diskutierte Ausnahme für wichtige Technologien, wie Halbleiter, Elektrolyseure und elektrische Antriebe, birgt die Schwierigkeit, dass hiervon unter anderem Polymere betroffen sind. Diese Polymere benötigen ihrerseits zur Herstellung PFAS. Die Folge könnte der Export von Umweltschäden sein, weil PFAS-Zwischenprodukte und Polymere dann vermehrt in weniger regulierten und kontrollierten Märkten hergestellt und so letztlich mehr PFAS in die Gesamtumwelt gelangen würden. Dennoch sieht der VDI es als Ziel, so viele PFAS und so schnell wie möglich, durch weniger bedenkliche Alternativen zu ersetzen. Bei den Konsumgütern scheint das weitgehend möglich.