Lanxess hatte den Fall nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bereits im Sommer 2016 zur Anzeige gebracht. Dem Angeschuldigten wird vorgeworfen, die Informationen über “innovatives, noch nicht umsatzstarkes Produkt” per E-Mail verschickt zu haben, um sie kommerziell zu verwerten. So soll er gemeinsam mit einem Komplizen in China eine Gesellschaft zum Vertrieb des Produkts gegründet und auch online für diese geworben haben. Die E-Mails aus den Jahren 2011 bis 2013 hätten neben dem Herstellungsprozess des Lanxess-Produkts selbst auch eine Anlageninventar- und Materialstückliste enthalten.
Bis zu vier Jahre Haft
Nachdem die Staatsanwaltschaft Köln im Juni 2018 offiziell Anklage erhoben hat, hat das Landgericht Köln nun zu entscheiden, ob es das Hauptverfahren eröffnet. Bei dem Angeschuldigten soll es sich um einen 48-jährigen Deutschen chinesischer Herkunft handeln. Lanxess hat diesem nach dem Aufdecken der Vorwürfe gekündigt. Im Rahmen der arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung hat das Landesarbeitsgericht Düsseldorf den ehemaligen Mitarbeiter bereits zu Zahlung eines Schadensersatzes von rund 166.677 Euro veurteilt. Bei einer Veurteilung im Strafprozess droht dem Angeschuldigten nun eine Haftstrafe von vier Jahren. Ebenfalls angeklagt hat die Staatsanwaltschaft einen zweiten Deutschen chinesischer Herkunft. Diesem wirft sie vor, die Betriebsgeheimnisse entgegengenommen zu haben und an der Verwertung und Gründung der Vertriebsfirma in China beteiligt gewesen zu sein.
Industriespionage ist ein zunehmendes Problem für die deutsche Wirtschaft. Der Digitalverband Bitkom hat ausgerechnet, das der Industrie hierzulande durch Sabotage, Datendiebstahl oder Spionage in den vergangenen beiden Jahren ein Schaden von insgesamt 43,4 Mrd. Euro entstanden ist.