Die Bauarbeiten für die Erweiterung sollen im Sommer 2021 beginnen, die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2023 geplant. „Wir übernehmen Verantwortung für Mensch und Umwelt im Umfeld unseres Produktionsstandortes in Darmstadt. Daher investieren wir insgesamt rund 12 Millionen Euro zusätzlich in neue Technologien für mehr Gewässerschutz“, erläuterte Matthias Bürk, Leiter des Merck-Standorts Darmstadt. Deutschlandweit gibt es nach Angaben des Unternehmens nur wenige Unternehmen in der Chemie- und Pharmaindustrie, die derzeit den Bau einer vierten Reinigungsstufe für die Behandlung des gesamten Abwassers eines Standorts planen.
Spurenstoffe jetzt auch noch entfernen
Pro Jahr fallen bei Merck in Darmstadt rund 2,5 Mrd. Abwasser an. Die Menge ist vergleichbar mit der einer Kleinstadt. Bevor das Abwasser in den Darmbach eingeleitet wird, erfolgt eine umfassende Reinigung in der Kläranlage des Unternehmens. Im ersten Schritt werden dabei grobe Verunreinigungen wie Feststoffe, Sand und Partikel mechanisch entfernt. In der folgenden sogenannten biologischen Reinigungsstufe stehen organische Moleküle und Stickstoffverbindungen im Fokus. Im dritten Schritt erfolgt die Entfernung von Phosphaten. Die geplante vierte Reinigungsstufe wird sechs Filterkammern mit insgesamt 150 t Aktivkohle umfassen. Damit will Merck den Großteil aller bisher nach dem Klärprozess noch im Wasser vorhandenen organischen Substanzen, sogenannte Spurenstoffe, entfernen.
Spurenstoffe kommen in Gewässern nur in Konzentrationen von Millionstel oder Milliardstel Gramm pro Liter vor. Das entspricht in der Größenordnung etwa der eines im Bodensee aufgelösten Zuckerwürfels. Durch neue Analysemethoden lassen sich inzwischen immer mehr solcher Spurenstoffe nachweisen. Merck betreibt nach eigenen Angaben ein umfassendes Monitoring des in den Darmbachs eingeleiteten Abwassers und verfolgt eine konsequente Strategie zur weiteren Reduzierung von Spurenstoffen.
Teil eines Umweltprogramms in Hessen
Das Engagement steht in Einklang mit den Zielen der „Spurenstoffstrategie Hessisches Ried“, die 2018 vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz entwickelt und veröffentlicht wurde. „Die Entscheidung der Firma Merck, ihre Kläranlage mit einer vierten Reinigungsstufe auszurüsten, ist ein wesentlicher Beitrag für den Gewässerschutz in Südhessen“, sagte die Hessische Umweltministerin Priska Hinz. „Gerade vor dem Hintergrund der besonderen wasserwirtschaftlichen Situation des Hessischen Rieds und der großen Bedeutung der Grundwasservorkommen für die Trinkwasserversorgung des Rhein-Main-Gebiets ist ein effektiver und vorsorgender Gewässerschutz wichtig. Dies verfolgen wir mit unserer Spurenstoffstrategie: Wir fördern vierte Reinigungsstufen bei kommunalen Kläranlagen, forcieren die Sanierung von Abwasserleitungen und gehen auf Unternehmen zu, um industrielle Einleitungen weiter zu reduzieren.“