Juni 2012

Auf fast ein Drittel schätzt man bei Siemens den Anteil des Coriolis-Messprinzips am Durchflussmarkt. Tendenz steigend – und das, obwohl der Markt an sich aufgrund immer schärferer Vorschriften, vor allem im Wasserbereich, stark wächst. Dass die Massemessung mit schwingenden Rohren in der Prozesstechnik heute so beliebt ist, hat viele Gründe. Zu den wichtigsten gehören die Aspekte Genauigkeit, die im Gegensatz zu volumenbasierten Messprinzipien direkte und temperaturunabhängige Erfassung der Masse sowie die Möglichkeit, gleichzeitig auch qualitätsrelevante Größen wie die Dichte zu erfassen. Dazu kommt die technische Reife des Messprinzips und nicht zuletzt der aufgrund hoher Stückzahlen und der Preisentwicklung bei der Elektronik immer attraktiver werdende Preis.

Mit dem Anspruch, als Komplettanbieter für Prozessinstrumentierung und -automatisierung (MIV, MAV) am Markt aufzutreten, hat Siemens vor allem Ende der 90er Jahre mehrere Gerätehersteller übernommen und deren Geräte in das eigene Portfolio integriert. 2003 kam beispielsweise die Flow Division des dänischen Unternehmens Danfoss hinzu. Die Durchfluss-Aktivitäten wurden in der damals neu gegründeten A&D-Geschäftseinheit Siemens Flow Instruments in Nordborg gebündelt. Zum Danfoss-Portfolio gehörten Coriolisgeräte wie die Massflo Reihe, die in die Sitrans F-Serie eingegliedert wurde. Der wendelförmige Sensor lieferte zwar exakte Messergebnisse, doch in robusten Prozessumgebungen kamen die in der Nennweite nach oben limitierten Geräte an ihre Grenzen.

Kürzer als das Namur-Standardgerät

Mit dem Sitrans FC430 stellt Siemens nun zur Achema seine neue Coriolis-Generation für die Messung von Flüssigkeiten und Gasen vor. „Die Geräte sind die derzeit kompakteste Durchflussmesser-Lösung am Markt“, stellt Hans-Georg Kumpfmüller, CEO der Business Unit Sensors & Communication, das augenscheinlichste Merkmal der Massemesser heraus. Mit einer Einbaulänge von 250 mm bei DN 15 oder 611 mm bei DN 50 ist der Sensor deutlich kürzer, als das von der Namur definierte Standardgerät, mit dem die Anwender 80 % ihrer Anwendungsfälle abdecken wollen. Ein Aspekt, der einerseits in beengten Einbauverhältnissen zum Tragen kommt, andererseits für den Ersatz bestehender Installationen bedeutend ist. Geplant sind Sensoren für Rohre bis DN 150.

Die als „Compact Curve“ bezeichnete Sensorform besteht aus einem halbkugelförmigen Einlaufstutzen, der Kavitation und Separierung empfindlicher Flüssigkeiten verhindern soll, sowie einem Stromteiler und zwei gegeneinander schwingenden Messrohren. Das robuste Gehäuse soll den Sensor gegen störende Prozessgeräusche und Vibrationen abschirmen und Nullpunkt-Verschiebungen verhindern.

Die Genauigkeit der neuen Geräte ist deutlich höher, als von der Namur für das „Standardgerät“ gefordert: Sie wird mit 0,1 % angegeben. Für das Namur-Standardgerät wurden lediglich 0,5 % gefordert. „Wir streben keine Differenzierung in Standard- und Präzisionsgeräte an“, erteilt Kumpfmüller der Frage nach Premium- und Basisvarianten eine Absage. „Wir sehen einen Trend in Richtung hochpräziser Geräte mit einer Genauigkeit von 0,2 bis 0,3 Prozent“, so Kumpfmüller. Und auch die Entwicklung von Hard- und Software nach den aktuellen Normen zur funktionalen Sicherheit (SIL) spricht für die Strategie „Eines für alle“: So sollen die Geräte bis  SIL3 eingesetzt werden können.

Um die geforderte Präzision und vor allem die Nullpunktstabilität zu erreichen, hat der Hersteller in Nordborg eine hoch automatisierte Produktionslinie ausgebaut, in der Montage-Roboter und 3-D-Vision-Lasersysteme zum Einsatz kommen und mit der auch individuelle Kundenanfragen schnell umgesetzt werden sollen.

Der Sensor wird als Vierleitergerät mit verschiedenen Messumformervarianten angeboten und nutzt zum Datenabgleich die 100-Hertz-Hochgeschwindigkeits-Signalübertragung sowie  Sensor Flash und USB-Anschluss. Eine weitere Besonderheit ist der auf dem Gehäuse angebrachte QR-Code, mit dem relevante Daten per Web-Zugriff, beispielsweise über ein Smartphone, zugänglich gemacht werden.

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