Grafik mit Windrädern und Erdkugel und viel Grün

(Bild: Aukid – stock.adobe.com)

Die Industrie soll „grün“ werden – mit diesem Vorsatz sind nicht nur die europäische und deutsche Politik angetreten, auch viele Unternehmen haben sich längst zum Ziel gesetzt, ihre Produktion umzustellen und klimaneutral zu werden. Zwar gibt es immer wieder Vorwürfe, die Industrie betreibe dabei häufig „Greenwashing“. Aber diese Kritik erfolgt oft undifferenziert und reflexhaft und wird den betrieblichen Realitäten meist nicht gerecht. Denn eine zu einfache Definition einer „grünen“ Industrie würde schlicht den komplexen Lieferketten, aber auch den diversen Einsatzbedingungen gerade im Maschinen- und Anlagenbau nicht gerecht.

Zugegeben, viele Maschinenbaubetriebe haben noch kein eigenes Zieldatum für eine klimaneutrale Produktion in den eigenen Werken. Aber es gehört mittlerweile zur DNA unserer Branche, immer besser darin zu werden, die Umwelteinflüsse unserer Lösungen zu minimieren. Und mit ihren Innovationen leisten die Maschinenbauer beim Kunden einen großen und enorm wichtigen Beitrag für eine „grüne“ Produktion.

Denn Maschinenbau-Unternehmen sind vor allem „Enabler“, wir machen die Prozesse anderer Branchen „grüner“, effizienter und schließen Materialkreisläufe. Bereits vor vier Jahren hat der VDMA zusammen mit der Beratungsgesellschaft BCG ermittelt, dass mit Technologien des Maschinen- und Anlagenbaus gut 86 % aller Treibhausgas-Emissionen der OECD- und BRIC-Staaten vermieden werden können.

Natürlich ist die Reduktion des eigenen Fußabdrucks ein signifikantes Ziel und oft auch der erste Schritt in einem Unternehmen. In den allermeisten Fällen hat allerdings die Anwendung unserer Produkte den größeren Fußabdruck – und darauf fokussiert sich die Branche folgerichtig.

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Ohne Geschäftsmodell kein Erfolg

Karl Haeusgen for VDMA
VDMA-Präsident Karl Haeusgen (Bild: VDMA)

Doch es ist keineswegs selbstverständlich, dass Kunden heute die nachhaltigere Lösung wählen. Eigene Umweltziele und Nachhaltigkeitsstrategien haben einen Push gegeben, genauso wie Anforderungen von Endkunden. Unverändert braucht der Einsatz neuer Technologien aber einen stabilen Business Case.

Hier haben sich die Anforderungen von Kunden durchaus verändert und sind diverser geworden. Einige Unternehmen haben einen internen Kohlendioxid-Preis festgelegt, um Investitionen zu kalkulieren, andere berechnen Fördermöglichkeiten ein, und alle versuchen, die Rahmenbedingungen der Zukunft abzuschätzen. Letzteres ist allerdings zu einer großen Herausforderung geworden. Nicht nur die Energiekrise im Zuge des Ukraine-Kriegs sowie das erhöhte, allerdings schwierig zu prognostizierende Energiepreisniveau ist eine Herausforderung. Zudem ist das Risiko regulatorischer Eingriffe gestiegen und verändert die kalkulierbare Wirtschaftlichkeit deutlich. Allein die Evolution des europäischen Emissionshandels zeigt, dass selbst Leitinstrumente immer wieder verändert werden und dies zu zusätzlichen Unsicherheiten führt.

Klar ist aber, dass Unternehmen, die keine Strategie zur Reduzierung der Klima- und Umweltauswirkungen ihres Geschäfts haben, immer mehr unter Druck geraten. Mittelfristig werden sie auch deutliche Kostennachteile haben.

Bewegte Weltmärkte

Dabei ist trotz des Paris-Vertrags und einer grundsätzlichen positiven Haltung für eine „grüne“ Industrie zu beobachten, dass sich die globalen Märkte wie schon im klassischen Umweltschutz keineswegs im Gleichschritt bewegen. Anhand des Beispiels USA lässt sich aber zeigen, dass aus einer recht langsamen Bewegung ein Megatrend werden kann. Vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen werden – wie beim Inflation Reduction Act – spürbar verändert, weil eine Regierung klimafreundliche Technologien als strategisch bedeutsam erkannt hat. Auch wenn manche Euphorie etwas gedämpft wurde – auch einfache Fördersysteme brauchen in der Umsetzung Zeit –, sind die USA aktuell der „place to be“ für zusätzliche Investitionen in die Herstellung, aber auch die Anwendung der wichtigsten Klimaschutz-Technologien.

Dieser Push, der zweifellos vor Ort zu einem „grünen“ Wachstum, aber auch zu global positiv wirkenden Skaleneffekten führt, hat zugleich einen Standortwettbewerb befeuert. Dieser birgt – gerade, wenn er überwiegend mit Subventionen geführt wird – für Unternehmen einige Unsicherheiten. Zu oft schon sind Subventionsprogramme aus Kostengründen oder wegen Fehlsteuerungen über Nacht zusammengestrichen worden.

Es hat sich aber gezeigt, dass Unternehmen mit globalen Standorten dann erfolgreich sein können, wenn sie überall gleiche Standards leben. Es sind deshalb auch solche Unternehmen, die dem globalen Klimaschutz Vorschub leisten. Für den Maschinenbau als Fabrik-Ausrüster der Welt ist dies ein wichtiger Aspekt.

Als VDMA unterstützen wir die Industrie dabei, möglichst effizient und global klimaschonende Technologien einzusetzen. Damit machen wir die Welt deutlich „grüner“ und dürfen deshalb selbstbewusst sagen, dass die „grüne“ klimaneutrale Produktion in allererster Linie vom Maschinen- und Anlagenbau ermöglicht wird.

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