November 2008

Die gute Nachricht zuerst: Der Finanzkrise zum Trotz hat sich das Zahlungsverhalten deutscher Unternehmen im 3. Quartal 2008 nur geringfügig verschlechtert. Laut einer Studie des Wirtschaftsinformationsdienstes D&B Deutschland bezahlten immerhin knapp 79Prozent aller Firmen in Deutschland ihre Rechnungen vereinbarungsgemäß und scherten sich nicht um Alice Schwarzer, die behauptet: „Heute gilt man ja geradezu als altmodisch, wenn man eine Moral hat“ (auch wenn die Dame das vielleicht etwas anders gemeint hat). Die im Rahmen des DunTrade Programms jährlich ausgewerteten 500Millionen Rechnungen belegen, dass trotz der Finanzkrise die Liquidität der Unternehmen in den letzten drei Monaten gesichert war. Dass die Automobilbranche jammert, ist verständlich: Zu den Absatzerwartungen in Folge der Bankenkrise gesellt sich der Aspekt „Tarifrunde“. Außerdem werden Management-Kurse immer noch mit Workshops ergänzt: „Lerne klagen, ohne zu leiden.“

Pharma ist Musterknabe

Innerhalb der einzelnen Branchen sieht man das mit dem Zahlungsziel mehr oder weniger gelassen. Und es wird sogar noch besser: in zehn von fünfzehn untersuchten Branchen verbesserte sich die Zahlungsmoral gegenüber dem 2.Quartal. Musterknabe ist die Pharmabranche, in der etwas mehr als 94Prozent aller Unternehmen ihre Rechnungen bis zum vereinbarten Ziel zahlten. Selbst Banken – man höre und staune – zählen trotz Finanzkrise weiterhin zu den pünktlichen Zahlern. Sie konnten sogar ihr Zahlungsverhalten um einen Prozentpunkt verbessern und zeigen sich dadurch altmodisch mit einer Moral. Das größte Problem ist derzeit also wohl eher das mangelnde Vertrauen der Banken untereinander, das die Liquidität einzelner Institute mehr einschränkt als die schlechte wirtschaftliche Lage der gesamten Finanzbranche. Wie Johann Nepomuk Nestroy schon sagte: „Die Phönizier haben das Geld erfunden – warum bloß so wenig?!“

Sieg des Südens

Zahlungsmoral hat anscheinend auch mit Norden und Süden zu tun, weniger jedoch mit Osten oder Westen. Unternehmen aus Bayern (ganz im Süden) sind mit 81 Prozent beim Bezahlen am pünktlichsten, dicht gefolgt von ihren Nachbarn in Baden-Württemberg, die ja bekanntlich alles können außer Hochdeutsch. Auch Sachsen (im Süden des Ostens) steht mit 79Prozent auf Platz3 gut da und liegt damit an der Spitze der ostdeutschen Bundesländer – oder liegt es vielleicht auch hier an der südlichen Lage? Berlin dagegen bleibt weiterhin trauriges Schlusslicht. Hier zahlen nur etwa 71Prozent ihre Rechnungen fristgerecht. Diese Zahl ist im letzten Jahr kontinuierlich gesunken. Ebenso schwer tun sich auch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Zum großen Teil vom Tourismus abhängig und ohne eine breite industrielle Basis sind die Unternehmen im Nordosten Deutschlands und deren Zahlungsmoral viel stärker von aktuellen Einflüssen, wie hohen Energiepreisen oder schlechterem Konsumklima, betroffen als der Rest der Republik. Oder leben sie etwa nach der Devise von Lucius Annaeus Seneca „Das Geld hat noch keinen reich gemacht?“ Aber Seneca kam doch auch aus dem Süden.[Li].

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