Chemikalien wie Pigmente, Additive, Silika, aber auch Düngemittel werden in Papiersäcken verpackt.

Chemikalien wie Pigmente, Additive, Silika, aber auch Düngemittel werden in Papiersäcken verpackt. (Bild: Kym McLeod – AdobeStock)

Dag Kretschmer, Mitglied der Gemeinschaft Papiersackindustrie (GemPSI), erklärt: „Der Entstehungsprozess eines Papiersacks beginnt im Wald, im Falle eines in Deutschland gefertigten Papiersacks in erster Linie in skandinavischen Wäldern.“ Eines der Prinzipien der Forstwirtschaft ist, ein gesundes Waldwachstum sicherzustellen. Dazu tragen unter anderem Wiederaufforstung, aber auch Durchforstung bei.

In Schweden wurde schon im Jahr 1903 ein Gesetz eingeführt, nach dem für jeden gefällten Baum aufgeforstet werden muss. Die Waldfläche Schwedens verdoppelte sich so in den letzten 100 Jahren. In Finnland übersteigt das jährliche Wachstum der Wälder die Abholzung um 30 %, europaweit sind es 25 %. FSC und PEFC sind die bekanntesten Gütesiegel für Holz. Sie garantieren, dass das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. In diesen Wäldern werden Bäume selektiv gefällt, und für jeden gefällten Baum wird ein neuer gepflanzt. Mit einer regelmäßigen Durchforstung wird ermöglicht, dass kräftige Bäume genug Platz zum Wachsen haben. Dabei werden in erster Linie abgestorbene, schwache und fehlgewachsene Bäume entnommen.

Alles wird verwertet

Das Holz aus der Durchforstung wird als Rohstoff für die Papierherstellung verwendet, ebenso Prozessabfälle der Holzindustrie wie Äste und Schnittgut, die sich beispielsweise nicht zur Möbelherstellung nutzen lassen. „Wird ein Baum gefällt, wird jedes Teil verwertet, es werden keine Rohstoffe verschwendet“, erläutert Kretschmer. „Dieses Prinzip setzt sich auch seit jeher bei der Herstellung von Sackpapier und Papiersäcken fort. Unsere Industrie achtet neben einer energieeffizienten Produktion immer darauf, möglichst keine Produktionsabfälle zu erzeugen und alle Stoffe zu verwerten und wiederzuverwerten.“

Papiersäcke in der passenden Ausführung eignen sich auch für Gefahrstoffe.
Papiersäcke in der passenden Ausführung eignen sich auch für Gefahrstoffe. (Bild: GemPSI)

Die Produktion von Kraftsackpapier ist zu großen Teilen energieautark. 77 % des gesamten Energiebedarfs, der sich in Wärme und Strom gliedert, werden schon vor Ort erzeugt. 89 % der Brennstoffe sind bereits erneuerbar und werden eingesetzt, um Wärme, Dampf und Elektrizität zu erzeugen. 81 % der erneuerbaren Brennstoffe sind Nebenprodukte des Zellstoff- und Papierherstellungsprozesses. So wird beispielsweise das Lignin, das beim Kochen der Holzschnitzel aus dem Holz gezogen wird, anschließend als Brennstoff genutzt. Der beim Kochprozess entstehende Dampf treibt die Turbinen an und speist Strom ins Netz ein, der benachbarten Kommunen zugutekommt. Bei der anschließenden Stoffaufbereitung wird Wasser benötigt. Seit den 1990er Jahren ist der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Tonne Papier um mehr als 40 % zurückgegangen. Dieses sogenannte Prozesswasser wird mehrfach verwendet und gereinigt, bevor es nahezu vollständig in die Umwelt zurückgeführt wird. Fallen Zellstoffreste an, so werden diese in den Stoffkreislauf gegeben. Die fertigen Papierbahnen werden für den platzsparenden Transport zur Papiersackfabrik eng eingerollt.

Papierverbrauch pro Sack gesunken

Auch bei der Papiersackproduktion steht Ressourcenschonung an der Tagesordnung. Neben dem Papier werden möglichst umweltschonende Materialien wie wasserbasierte Farben und stärkebasierte Klebstoffe eingesetzt. Das Papier wird passgenau in der benötigten Menge und Größe pro Auftrag bestellt. Der Ausschuss, der in geringen Mengen anfallen kann, wenn die Maschinen eingerichtet werden, sowie Produktionsabfälle werden sortengerecht getrennt und in den Recyclingkreislauf geführt. Farb- und Klebstoffreste werden aufbewahrt und beim nächsten Auftrag verwendet.

Auch der generelle Papierverbrauch pro Sack ist in den letzten Jahren gesunken, da sich die Papierfestigkeit stetig verbessert hat. Ein Papiersack für 25 kg Baustoffe wiegt heute nur noch etwa 90 g. Das führt zu erheblichen Kostensenkungen und zur Schonung natürlicher Ressourcen. „Wir setzen immer nur so viel Material wie nötig ein, um einen optimalen Produktschutz zu gewährleisten. Das gilt auch für Barrierefolien“, erklärt Kretschmer. „Ich bin mir sicher, dass uns künftig ein noch größeres Angebot an bio-basierten und recyclingfähigen Folien und Beschichtungen zur Verfügung stehen wird.“ Auch in puncto Energiemanagement wird stetig geschaut, wie noch effizienter und nachhaltiger produziert und geheizt werden kann, beispielweise mittels Wärmepumpen in den Produktionsstätten. Aufgrund der energieeffizienten und  ressourcenschonenden Produktion sowie Materialreduktionen konnte der CO2-Fußabdruck von Papiersäcken zwischen 2007 und 2018 um 28 %, von 118 g CO2e auf 85 g CO2e gesenkt werden. Würden biogene Emissionen und Entnahmen miteinbezogen, wäre er mit -35 g CO2e sogar negativ.

„Schutzfunktion nicht außer Acht lassen“

„Bei Betrachtung der CO2-Bilanz sollte man jedoch nicht außer Acht lassen, dass Verpackungen eine wichtige Schutzfunktion erfüllen. Den größeren ökologischen Fußabdruck hat in der Regel das abgepackte Produkt“, erklärt Kretschmer. „Wird es beschädigt, so ist der Schaden größer, als wenn es mit einer Verpackung geschützt wird. Für einen optimalen Produktschutz stellt die deutsche Papiersackindustrie Papiersäcke her, die genau auf das jeweilige Produkt und seine Besonderheiten bei Abfüllung, Transport, Lagerung und Nutzung zugeschnitten sind.“ So werden Papiersäcke bei Bedarf beispielsweise mit einem Feuchtigkeitsschutz versehen, um die Lagerfähigkeit zu erhöhen. Darüber hinaus werden sie so konzipiert, dass bei der Abfüllung keine Staub­entwicklung und bei Transport, Lagerung und Handling keine Produktverluste entstehen. Zusätzlich ermöglichen Thermoventile eine staubdichte Verpackung und bieten einen hohen Produkt- und Originalitätsschutz.

Säcke für Chemikalien und Gefahrstoffe

Doch nicht nur der Produktschutz ist wichtig, sondern auch die Umwelt vor dem Produkt zu schützen, wenn es sich beispielsweise um Chemikalien oder Gefahrstoffe handelt. Denn 2021 hatten Papiersäcke für Chemikalien einen Marktanteil von 16,98 % – damit sind sie das zweitgrößte Marktsegment nach Papiersäcken für Baustoffe. Der Papiersackmarkt für Chemikalien ist allein von 2020 auf 2021 um 11,8 % gewachsen.

Anwender, die pulverförmige Chemikalien wie Pigmente, Füllstoffe, Additive, Grundstoffe, Silika und metallische Verbindungen verpacken wollen, haben hohe Anforderungen an Papiersäcke. An erster Stelle steht die Staubfreiheit. Außerdem legen die Anwender großen Wert auf Feuchtigkeitsschutz und eine lange Lagerdauer. Ebenfalls wichtig sind der Preis und effiziente Abfüllgeschwindigkeiten.

Für staubdichte Säcke sorgen neben verschweißbaren Ventilen spezielle Lösungen, die auf innovativen Methoden zum Auftragen von Klebstoff sowie Sonderkonstruktionen aufbauen. Um Feuchtigkeitsschutz sowie eine höhere Lagerdauer zu erlangen, können beschichtete Papierlagen oder Barrierefolien zwischen den Papierlagen des Sacks eingesetzt werden. Auch für das Schließen der natürlichen Kanäle des Sacks gibt es Lösungen. Spezielle Entlüftungssysteme tragen zu schnellen Abfüllgeschwindigkeiten bei, was sich auch positiv auf die Kosten auswirkt – insbesondere, wenn sie mit der Abfülltechnik für Kunststoffverpackungen pulverförmiger Produkte verglichen werden. Darüber hinaus lassen sich Papiersäcke sehr gut stapeln, palettieren und transportieren. Sie können sicher verwendet, zu einem hohen Grad entleert und gut entsorgt werden. Zudem schützen sie das Produkt vor Licht, Hitze und chemischen Reaktionen.

Papiersäcke lassen sich gut stapeln, palettieren und transportieren.
Papiersäcke lassen sich gut stapeln, palettieren und transportieren. (Bild: Interzero Repasack)

Den Kreislauf schließen

Nach ihrer Verwendung können Papiersäcke einfach recycelt werden. Laut Prof. Dr. Dirk Burth, Professor für Verpackungstechnik der Hochschule München, ist Recycling eine wirkungsvolle Möglichkeit, um die Umweltwirkung von Verpackungen zu reduzieren. GemPSI hat vor 30 Jahren in Deutschland das Rücknahmesystem Repasack eingeführt. Mehr als 20.000 t Kraftpapiersäcke aus Industrie und Gewerbe werden darüber jährlich zunächst sortenrein gesammelt, gereinigt und anschließend recycelt. Die daraus gewonnen Fasern werden zu einem hochwertigen Sekundärrohstoff verarbeitet und anteilig mit dem Primärrohstoff in anderen Papierprodukten wie zum Beispiel Tragetaschen eingesetzt. Laut einer Studie des Fraunhofer-Institut Umsicht sparte das Papiersackrecycling im Jahr 2021 3.913.200 kg Klimagase ein: Das entspricht den durchschnittlichen Emissionen eines Pkw, der rund 33 Mio. km zurückgelegt hat. Zudem wurden mehr als 67.000 t Ressourcen eingespart. „So leistet der Papiersack von seiner Entstehung bis an sein Lebensende einen Beitrag für die Umwelt“, sagt Kretschmer. „Unsere Industrie wird sich auch in Zukunft engagieren, alle Prozessschritte noch nachhaltiger zu gestalten.

 

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Gemeinschaft Papiersackindustrie e.V.

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