- Der vorgestellte Molchkugelhahn mit mehrfacher Sicherheitsbarriere zum Schleusenraum ermöglicht es, Molche auch bei vorhandenem Rohrleitungsrestdruck sicher und problemlos einzuführen und zu entnehmen.
- Die widerstandsfähige und langlebige Lösung vereint die Funktionen einer Absperrarmatur und einer Molchstation.
- Das Konstruktionsprinzip ermöglicht außerdem die einfache Integration und Entnahme verschiedener austauschbarer Einbauteile wie Siebkorbfilter, Rückschlagklappen, Messtechnik oder Regelscheiben.
Kugelhähne haben sich besonders im Hochleistungsbereich als sehr zuverlässige und wartungsarme Absperrarmaturen erwiesen, da sie im Vergleich zu klassischen Absperrklappen und Ventilen verschiedene Vorteile bieten. So treten durch den vollen Durchgang beispielsweise keine nennenswerten Turbulenzen im Medium auf (laminare Strömungen), wodurch Druckverluste in der Leitung minimiert werden. Gegenüber Kükenhähnen weisen sie zudem geringere Drehmomente auf. Eine Kombination eines metallisch dichtenden Absperrkugelhahns und einer Aufgabe- und Entnahmestation von Molchen stellen die Molchkugelhähne des Spezialarmaturenherstellers Hartmann Valves dar.
Cleveres Standardkonzept, neue Sicherheitsbarriere
Bereits in der bisherigen Standardausführung bieten die Molchkugelhähne ein cleveres Konzept als platz- und kostensparender Ersatz für aufwendige Molchschleusensysteme. Zusätzlich zu der klassischen Anwendung als Absperrarmatur fungiert der Molchkugelhahn als Aufgabe- oder Entnahme-Armatur für Molche. Durch eine seitlich integrierte Schleuse, die durch ein Bajonettsystem verriegelt und gesichert ist, können Molche einfach, schnell und sicher aufgegeben oder entnommen werden. Zur Molchaufgabe und -entnahme wird die Kugel um 90°, das heißt in Geschlossenstellung gedreht. Vor dem Öffnen der Schleuse wird der Gehäuseinnenraum über eine Ablassarmatur zwangsentlastet, danach wird der Bajonettverschluss entriegelt und durch eine Linksdrehung geöffnet. Der Molch kann jetzt über die Schleuse aufgegeben und entnommen werden.
Ein optionaler Bypass in der Geschlossenstellung ermöglicht auch dann eine Reinigung, wenn der Medienstrom nicht gänzlich unterbrochen werden soll. Darüber hinaus kann der Molchhahn zum Separieren verschiedener Produkte in einer Rohrleitung eingesetzt werden. Ein 3-stufiges, redundantes Sicherheitskonzept und die rein metallisch dichtende Absperrung sichern hohe Verfügbarkeit für den Betrieb und die Reinigung von Öl-, Gas-, Schlamm- und Wasseranwendungen. In der Standardausführung sind die Molchkugelhähne für eine maximale Molchlänge von 1,4 x Nenndurchmesser der Rohrleitung ausgelegt. Sonderkonstruktionen für Kugelmolche oder Zylindermolche länger als 1,1 bis 1,4 x DN bietet der Hersteller auf Anfrage für maximal 2,0 x DN an.
Der neue Molchkugelhahn mit doppelter oder auch mehrfacher Sicherheitsbarriere erhöht die Sicherheit und Anlagenverfügbarkeit und ermöglicht, dass Molche sicher und problemlos eingeführt und entnommen werden können – selbst bei vorhandenem Rohrleitungsrestdruck auf der Hauptleitung. Die Bauweise erleichtert nicht nur den Vorgang des Molchens, sondern erhöht zusätzlich die Sicherheit. Durch mindestens zwei zusätzlich eingebaute Sitzringe ist der Schleusenraum separat abgesperrt und wird mittels Manometer drucküberwacht. Wenn die erste Barriere der Rohrleitung zum Totraum undicht wird, so dichtet die zweite Barriere gegen die Schleuse ab und das Schleusentor kann noch gefahrlos geschlossen werden.
Flexibles Design: Multifunktionskugelhahn
Dem Molchkugelhahn liegt das Konzept des Multifunktionskugelhahns mit mehrfacher Sicherheitsbarriere zugrunde. Damit lassen sich in einen Absperrkugelhahn Einbauteile integrieren, die auch im eingebauten Zustand sicher zu entnehmen sind, was die Gefahr durch fehlende Redundanz vermeidet. Das Besondere dieses flexiblen Kugelhahndesigns ist, dass das sichere und problemlose Einbringen von Bauteilen in verschiedenen Anwendungsfällen möglich ist. Beispiele sind neben dem neuen Molchkugelhahn ein herausnehmbarer Siebkorbfilter, eine Rückschlagklappe in der Kugel, die mit einer 180°-Drehung in ihrer Richtung umgekehrt werden kann, sowie Messtechnik oder Regelscheiben. All diese Bauteile sind demontierbar und gegeneinander austauschbar. So entsteht ein echter Multifunktionskugelhahn, der nach der Entnahme des jeweiligen Einbauteils auch vollen Durchgang bietet.
Gemeinsam mit einem Kunden entwickelt und erfolgreich im Einsatz ist beispielsweise die Kugelhahn-Filtereinheit mit herausnehmbarem Siebkorbfilter, die über die mehrfache Sicherheitsbarriere verfügt. Das seitliche Schleusensystem und die Integration des Siebkorbfilters in die Kugel ermöglichen, dass der Filter auch bei anstehendem Restdruck in der Rohrleitung problemlos zu säubern oder auszutauschen ist. Auf diese Weise können aufwendige Rohrleitungsmontagen vermieden werden, und die Anlagenverfügbarkeit steigt.
Maßgeschneidert auch für Wasserstoff-Anwendungen
Mit kundenindividuell entwickelten Spezialkugelhähnen bietet Hartmann Valves zuverlässige Absperrlösungen für anspruchsvolle Anwendungen, bei denen Standardarmaturen an ihre Grenzen stoßen. Dies betrifft Anwendungen mit Drücken bis 1.035 bar, Temperaturen von -200 bis über 550 °C und Schalthäufigkeiten bis 200.000 Schaltungen pro Jahr oder abrasiven oder korrosiven Medien. Darüber hinaus werden spezielle Schnellschluss-Armaturen, Mehrwege-Kugelhähne sowie Armaturen in Blockbauweise entwickelt und gefertigt. Ein Bespiel ist der Twin Ball Valve – ein doppelter Kugelhahn, der bei erhöhtem Sicherheitsbedarf eine kompakte und wirtschaftliche Alternative zum Einsatz mehrerer Armaturen bietet: Bestehend aus zwei Kugelhähnen in einem Gehäuse, kann mit Blockflanschen die Baulänge einer Standardarmatur erreicht und die Sicherheit um bis zu Faktor 4 erhöht werden.
Die rein metallische Abdichtung zwischen Kugel und Sitzring sorgt dabei für eine hohe Lebensdauer und minimiert den Wartungsaufwand der gasdichten Kugelhähne. Sie sind somit widerstandsfähiger und langlebiger als weichdichtende Systeme. Auch bei dem Medium Gas, hohen Drücken und extrem häufiger Betätigung erfüllen sie eine Leckrate A. Entscheidend sind außerdem eine entsprechende Materialauswahl und -kombination sowie Oberflächenbehandlungen und Sonderbeschichtungen, beispielsweise gegen Korrosion. Im Bereich der anspruchsvollen Medien sind neben den sauerstoffgeeigneten Armaturen auch die Lösungen im Bereich Wasserstoff aktuell sehr gefragt – von Wasserstoffkugelhähnen, ersten ausgelieferten Bohrlochköpfen für die großvolumige Untergrundspeicherung bis hin zu Materialeignungsprüfungen und Dichtheitstests. So ist auch der Multifunktionskugelhahn in der Ausführung für Wasserstoff-Anwendungen verfügbar.