- Die Untersuchung unter Entscheidern in Feinchemie und Pharmaindustrie hat gezeigt, dass Prozessoptimierung mit dem Ziel von Kostensenkungen als wichtige Maßnahme zur Standortsicherung gesehen wird.
- Gegenüber einer Umfrage zum selben Thema in 2008 haben technische Maßnahmen wie die Automatisierung oder der Einsatz von IT deutlich an Bedeutung gewonnen.
- Bei den Management-Konzepten zur Geschäftsprozessoptimierung geht der Trend zum Six Sigma-Ansatz.
Als die Redaktion von CHEMIE TECHNIK und Pharma+Food im Frühsommer 2008 nach den Gründen für Projekte zur Prozessoptimierung gefragt hatte, sah die Welt noch anders aus: Die Weltwirtschaft stand noch in Saft und Kraft und zu den vordringlichen Aufgaben zählte die Steigerung der Produktionskapazität. Insbesondere in der Chemieindustrie hat der Wind inzwischen deutlich gedreht. Und so wollten wir nun erneut von rund 900 Entscheidern in Feinchemie- und Pharmaindustrie wissen, welche Bedeutung die Herstellkosten heute haben und wie der Einfluss von Automatisierung und IT gesehen wird. Auch das Erfolgspotenzial von Maßnahmen zur Prozessoptimierung war uns wieder eine Frage wert und schließlich interessierte uns auch, welche Konzepte zur Optimierung umgesetzt werden.
Und dass das Thema von existenzieller Bedeutung ist, verdeutlichte gleich die erste Frage: Alle Befragten stimmen der Aussage zu, dass „Herstellkosten zu senken im Hinblick auf die Standortsicherung wichtig ist“. Außerdem halten es 45 Prozent für zutreffend und 55 Prozent für teilweise zutreffend, dass der Automatisierungsgrad in den Anlagen in den kommenden Jahren steigen wird. Ein Aspekt, der vor zwei Jahren noch weniger stark zutage getreten war und der allerdings auch von der etwas höheren Beteiligung von Entscheidern aus der Chemie gegenüber Entscheidern aus der Pharmabranche erklärbar ist.
Dennoch zeigte sich an verschiedenen Stellen eine erstaunliche Übereinstimmung mit der Einschätzung von 2008: So bei der Aussage, dass „Die Optimierung von Produktionsprozessen derzeit stark im Fokus des Unternehmens steht“, sowie bei den Zielen von Optimierungsmaßnahmen: Kostensenkung, Kapazitäts- und Qualitätssteigerung. Dass die Kapazität trotz deutlich schlechterer Gesamt-Chemiekonjunktur nach wie vor im Fokus der Maßnahmen steht, lässt zweierlei Interpretationen zu: Erstens heißt das Gesamtziel „Produktivität“ – und die lässt sich in Anlagen, die nicht stillstehen, nun einmal über Kapazitätssteigerungen erhöhen. Und Zweitens lag der Fokus der Befragung auf Pharma und Feinchemie – und letztere arbeitet als Wirkstofflieferant häufig der immer noch wirtschaftlich starken Pharmabranche zu.
Erstaunlich ist allerdings der gegenüber 2008 scheinbare Paradigmenwechsel bei den Maßnahmen zur Prozessoptimierung. Damals wurden die Aspekte Automatisierung und IT-Tools noch mit nachrangiger Bedeutung gesehen. Auf Platz 1 stand die Schultung der Mitarbeiter, gefolgt von Aspekten der Anlagenplanung und dem Verfolgen der Overall Equipment Efficiency (OEE). In 2010 regiert nun die Technik: An erster Stelle werden heute technische Maßnahmen, gefolgt von organisatorischen Maßnahmen, gesehen. Bereits auf Platz 3 steht dann die Automatisierung, dicht gefolgt von IT-Tools zur Produktionsoptimierung. Die Schulung der Mitarbeiter und vor allem Planungsaspekte wie Conceptual Design und Basic Engineering haben an Bedeutung verloren.
Als Gründe für Automatisierungs- und IT-Projekte werden vor allem die Einbindung in MES- und ERP-Systeme sowie hohe Kosten für die Instandhaltung gesehen. Dazu kommen klassische „Migrationgründe“ wie Probleme bei der Ersatzteilbeschaffung und dem Support sowie hohe Kosten für Erweiterungen und fehlende Funktionalität im Altsystem.
Wechsel in den Führungsetagen und wechselnde Heerscharen von Unternehmensberatern bringen in schöner Regelmäßigkeit neue Managementphilosophien in die Unternehmen. Entsprechend vielfältig ist das Instrumentarium, mit dem Geschäftsprozesse optimiert werden. Es reicht vom einfachen kontinuierlichen Verbesserungsprozess über Six Sigma und Kaizen bis hin zu eher exotischen Methoden wie dem Front Loading. Wir wollten von den Entscheidern wissen, welche Methoden angewandt werden und welche eher unbekannt sind. Und da wir bereits auf eine ähnliche Befragung aus 2008 zurückgreifen können, interessierte uns natürlich auch, welche Methoden derzeit besonders en vogue sind. Der klare Sieger heißt „Six Sigma“ – sowohl im vollen Paket als auch in der Lean-Variante. Über 40 % der Befragten setzen diese Methoden im Unternehmen ein, meist neben anderen Ansätzen wie KVP, Kaizen oder der Prozesssimulation. Auch die Wertstromanalyse hat an Bedeutung gewonnen, während das Front Loading weitgehend unbekannt und ungenutzt geblieben ist.
Fazit: Die Untersuchung unter Entscheidern in Feinchemie und Pharmaindustrie hat gezeigt, dass Prozessoptimierung mit dem Ziel von Kostensenkungen als wichtige Maßnahme zur Standortsicherung gesehen wird. Gegenüber unserer Befragung in 2008 haben technische Maßnahmen wie die Automatisierung oder der Einsatz von IT deutlich an Bedeutung gewonnen. Bei den Management-Konzepten zur Geschäftsprozessoptimierung geht der Trend zum Six Sigma-Ansatz.
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