Dass die Prozessanalysentechnik (PAT) im Kommen ist, daran dürfte es keinen Zweifel geben. Denn auch, wenn 2009 ein schwieriges Jahr für die Branche war und der Hälfte der Hersteller schlechtere Umsätze als 2008 bescherte (siehe Grafiken auf S. 40), stehen die Zeichen auf Wachstum. Wie eine aktuelle Umfrage der CHEMIE TECHNIK unter PAT-Herstellern ergeben hat, rechnen alle Befragten für das laufende Jahr mit steigenden Umsätzen, 17?% erwarten sogar deutlich bessere Geschäfte. Und auch die Zukunft sieht rosig aus: Das Marktpotenzial für die nächsten 5 bis 10 Jahre wird durchweg als positiv eingeschätzt.
Steigender Wettbewerbsdruck
Ein wichtiges Argument für den Einsatz von PAT in verfahrenstechnischen Anlagen ist die damit mögliche Prozessoptimierung. Vor dem Hintergrund steigender Rohstoff- und Energiekosten sowie eines wachsenden Wettbewerbs halten die Hersteller Aspekte wie eine effizientere Produktion (61,5?%), die Einsparung von Energie und Rohstoffen und die Steigerung der Ausbeute (jeweils rund 46?%) für besonders wichtig. Auch zukünftig werden diese Faktoren ausschlaggebend für den Einsatz von Prozessanalytik sein, wobei die Befragten mit einem weiter steigenden Wettbewerbsdruck als Motivation für PAT rechnen (66,7?%). Zunehmen wichtiger wird auch die Einhaltung von Umweltschutzauflagen. Zwei Drittel erwarten, dass PAT hier in Zukunft eine Rolle spielen wird.
Hohe Investitionskosten stoßen ab
Trotz der Vorteile ist die Anzahl prozessanalytischer Messstellen in der Prozessindustrie immer noch gering. Die CHEMIE TECHNIK hat die PAT-Hersteller nach den Gründen hierfür gefragt. Als zutreffende oder teilweise zutreffende Ursachen wurden von jeweils fast 85?% der Teilnehmer zu hohe Investitionskosten und fehlendes qualifiziertes Personal für die Betreuung der Technik genannt. Zur letzten Aussage passt auch, dass 69?% der Hersteller die komplizierte Handhabung der Geräte als Hinderungsgrund sehen. Wie der CT-Trendbericht „Handarbeit ist out“ (ab S. 41) zum Thema Trends in der PAT zeigt, sollten sich Anlagenbetreiber jedoch nicht von den Investitionskosten abschrecken lassen. Viel wichtiger ist eine konsequente Betrachtung der Lebenszykluskosten, wie sie auch die Technologie-Roadmap Prozess-Sensoren 2015+ fordert.
Diagnosefähigkeit ist gefragt
In ihrer Entwicklungsarbeit konzentrieren sich die Hersteller insbesondere auf die Robustheit von Prozess-Sensoren, auf kontinuierliche Messverfahren und kurze Messzeiten. Aber auch die Genauigkeit und einfache Bedienbarkeit der Sensoren, Funktionale Sicherheit/SIL, der Explosionsschutz und ein geringer Kalibrierungsaufwand spielen in der aktuellen Entwicklungsarbeit eine vergleichsweise wichtige Rolle. Für die Zukunft messen die Befragten der Diagnosefähigkeit eine große Bedeutung bei; 84,6?% wollen sich in Zukunft verstärkt damit beschäftigen. Für die Mehrzahl der Umfrage-Teilnehmer werden außerdem kontinuierliche Messverfahren (69?%), ein geringer Kalibrierungsaufwand (69,2?%) und höhere Genauigkeit (66,7?%) wichtiger in der Entwicklungsarbeit.
Diese Ergebnisse spiegeln im Großen und Ganzen auch die Aussagen der
Roadmap (siehe Bericht „Ideenabgleich“ ab S. 44). Auch hier werden hohe Genauigkeiten, Robustheit, Diagnosefähigkeit und Messwerte in Echtzeit gefordert. Dagegen beschäftigen sich die Hersteller laut der Umfrage nur in geringem Maße mit Einwegsensoren. Für zwei Drittel sind diese in ihrer aktuellen Entwicklungsarbeit unwichtig. Die Roadmap sieht aber einen wachsenden Bedarf von Einwegsensoren. Ähnlich, wenngleich nicht ganz so deutlich, ist der Fall bei der nicht-invasiven Analytik. Auch hier besteht gemäß der Roadmap ein Bedarf. Allerdings spielt nicht-invasive Analytik nur bei 15,4?% der Hersteller eine wichtige Rolle in der Entwicklungsarbeit.
Für die Umfrage wurden knapp 90 Hersteller von PAT angeschrieben, die Rücklaufquote betrug 15?%.
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