
Die Henkel-Sparten Adhesive Technologies und Beauty Care waren besonders durch eine deutlich rückläufige Nachfrage betroffen. Laundry & Home Care profitierte von der gestiegenen Nachfrage nach Reinigungsmitteln. (Bild: Henkel)
„Im ersten Halbjahr 2020 war Henkel stark von dem weltweit deutlichen wirtschaftlichen Abschwung und dem starken Rückgang der Nachfrage in vielen Branchen betroffen. Während dieser beispiellosen globalen Krise liegt unser Fokus darauf, Mitarbeiter zu schützen, Kunden zu beliefern, Geschäftskontinuität zu gewährleisten und unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. Dank des hervorragenden Teamgeistes und Engagements unserer Mitarbeiter auf der ganzen Welt ist uns das im ersten Halbjahr gut gelungen. Die Breite unseres Portfolios im Konsumenten- und Industriegeschäft hat dazu beigetragen, die Auswirkungen der Krise auf unsere gesamte Umsatz- und Ergebnisentwicklung abzumildern“, erklärte der Vorstandsvoritzende Carsten Knobel.
Weder Kurzarbeit noch Entlassungen
Der Konzern erzielte im ersten Halbjahr einen Umsatz von rund 9,5 Mrd. Euro (nominal -6,0 % zum Vorjahr), ein betriebliches Ergebnis von 1,2 Mrd. Euro (-27,5 %) und eine Ebit-Marge von 12,6 %. Kobel betonte, das Unternehmen habe keine Kurzarbeit eingeführt oder Staatshilfen beantragt, und wegen der Pandemie auch keine Arbeitsplätze abgebaut: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir in einem außergewöhnlich herausfordernden Umfeld eine insgesamt robuste Geschäftsentwicklung verzeichnet haben.“ Im Verlauf der ersten sechs Monate war die Sparte Adhesive Technologies vor allem durch eine deutlich rückläufige Nachfrage in wichtigen Kundenbranchen betroffen. Die Entwicklung von Beauty Care wurde hauptsächlich durch die deutlich negative Entwicklung im Friseurgeschäft beeinflusst, getrieben von den behördlich angeordneten Salonschließungen in zahlreichen Ländern. Laundry & Home Care zeigte eine sehr starke Entwicklung, auch unterstützt durch einen Anstieg der Nachfrage nach Reinigungsmitteln. „Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten können wir derzeit keinen neuen und belastbaren Ausblick für das Gesamtjahr geben“, sagte Knobel.
„Während wir die aktuelle Krise bewältigen, verfolgen wir weiterhin unsere ambitionierte Wachstumsagenda für die kommenden Jahre. Wir haben erste Initiativen unseres neuen strategischen Rahmens gestartet und wir werden die Umsetzung unserer Agenda für ganzheitliches Wachstum weiterhin aktiv vorantreiben“, so Knobel. Anfang März 2020 hatte Henkel seine Wachstumsagenda für die kommenden Jahre vorgestellt und dafür einen klaren strategischen Rahmen entwickelt. Dazu gehören: ein zukunftsfähiges Portfolio, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, vor allem in den Bereichen Innovation, Nachhaltigkeit und Digitalisierung, schlanke Geschäftsprozesse und neue Geschäftsmodelle sowie eine starke Unternehmenskultur. „Dieser strategische Rahmen wird uns helfen, die nächste Dekade für Henkel mit einem klaren Fokus auf ganzheitliches Wachstum zu gewinnen“, erklärte Knobel. „Wir haben seit der Vorstellung im März bereits gute Fortschritte bei der Einleitung und Umsetzung erster Maßnahmen gemacht.“
Detaillierte Geschäftszahlen der einzelnen Sparten und Informationen zur Wachstumsagenda von Henkel finden sie in der Mitteilung des Unternehmens. (ak)
So könnte die Chemieindustrie 2040 aussehen

Klimavorreiter oder weltweite Nebenrolle? Die folgenden vier Szenarien sind sehr unterschiedlich. (Bild: Kobes – Fotolia)

Szenario 1, Speerspitze in eine grüne Zukunft: Im ersten Szenario übernimmt die Chemieindustrie eine tragende Rolle in einer nachhaltigen, kollaborativen Welt. Die Märkte sind offen und die Kunden verlangen immer mehr Produkte, die dem Umweltgedanken gerecht werden. Deshalb wird auch die Chemieindustrie Teil eines großen, orchestrierten und branchenübergreifenden Verbunds. Die europäischen Player schaffen es, Wertschöpfung in einer Kreislaufwirtschaft zu erzielen, und investieren massiv in Innovationen. Zudem entsteht sukzessive ein Netzwerk von Partnerschaften aller Branchenplayer entlang der Wertschöpfungskette. Auch werden Start-ups gegründet, die vermehrt auf digitale Potenziale setzen. Allerdings agieren die Unternehmen unter vergleichsweise strengen Umweltauflagen – die sich aber weltweit angleichen. (Bild: lassedesignen – AdobeStock)

Szenario 2, Anpassung an repressive Rahmenbedingungen: Im zweiten Szenario steht die europäische Chemiebranche kollektiv unter Regulierungsdruck und öffentlicher Beobachtung – anders als in China und den USA. Die Unternehmen müssen sich verändern und Kosten sparen. Die Produktion regionalisiert sich, größere Investitionen rentieren sich kaum. Intelligente neue Ansätze sorgen dennoch für ein Überleben der Firmen. Da es kaum noch Produktinnovationen gibt, spielen die einzelnen Unternehmen international keine große Rolle mehr. Es besteht die Gefahr einer ungewollten und radikalen Konsolidierung, die durch eine entsprechende EU-Stelle kaum aufgehalten werden kann. (Bild: bilderbox – Fotolia)

Szenario 3, Flucht in den Protektionismus: Die dritte mögliche Entwicklung führt zu einem Szenario mit starkem Euro-Protektionismus, wenig Innovationskraft und einem gesellschaftlichen Rückschritt hinsichtlich Nachhaltigkeit. Die realisierbaren Margen sind inzwischen teilweise auch von der Politik abhängig. Die Bedeutung des Exports und die Wettbewerbsfähigkeit schrumpfen und es kommt ebenfalls zu einer Konsolidierung. Die verbleibenden Akteure können jedoch – zumindest für eine gewisse Zeit – ein recht geruhsames Leben führen und die Branche auf niedrigem Niveau „verwalten“. (Bild: Martina Berg – Fotolia)

Szenario 4, Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft: Im vierten und letzten Szenario gelingt die profitable Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft. Die Öffentlichkeit ist in Umweltfragen hoch sensibilisiert, was zu gezielten Innovationen und Kollaborationen in der Branche führt. Es herrschen ein Klima des Verbrauchervertrauens und die Bereitschaft, auch höhere Preise zu bezahlen. Jedoch bleiben Strukturen und Assets der Unternehmen weitgehend unverändert, was eine allgemeine Innovationswelle eher ausbremst als befeuert. Insgesamt sind Umwelt und Industrie eine enge Verbindung eingegangen, die Unternehmen zunehmend dazu bringt, ihre Profitabilität im Rahmen einer umfassenden Kreislaufwirtschaft zu sichern und managen. (Bild: RFsole – Fotolia)
Sie möchten gerne weiterlesen?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos:
Mit der Registrierung akzeptiere ich die Nutzungsbedingungen der Portale im Industrie-Medien-Netzwerks. Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen.
Sie sind bereits registriert?
Hier anmelden
Diskutieren Sie mit