- Wenn explosionsgefährdete Substanzen verarbeitet werden, ist Reinigung keine Nebensache, sondern ein zentraler Bestandteil des Arbeits- und Gesundheitsschutzes.
- Die Reinigungstechnik muss besondere Anforderungen erfüllen, und für (fast) jeden Staub und jede Flüssigkeit gibt es einen passenden Industriesauger bzw. eine Absauganlage.
Sauberkeit und Sicherheit
Dieses Risiko ist überall dort vorhanden, wo organische Stäube auftreten können. Es betrifft also nicht nur weite Teile der Chemieindustrie sowie der Lebensmittel- und Futtermittelproduktion, sondern auch die Holz- und Kunststoffindustrie.
Der Zusammenhang von Sauberkeit und Sicherheit ist sogar in Normen und Richtlinien festgeschrieben. Die Atex-Richtlinie 137 (1992/92/EG) als sogenannte Betreiberrichtlinie fordert die Anwender explizit zur Reinhaltung der Produktionsumgebung auf, und sie macht die Zoneneinteilung abhängig vom Grad der Sauberkeit. Das bedeutet: Wenn man Staubablagerungen in explosionsgefährdeten Zonen vermeidet, ist die Gefährdungsklasse niedriger, und man muss weniger aufwendige Maßnahmen etwa beim elektrischen Explosionsschutz treffen. So spart man Kosten – und minimiert das Explosionsrisiko. Denn besteht keine Gefahr, dass der abgelagerte Staub aufgewirbelt wird und eine explosible Atmosphäre bildet.
Eine oft unterschätzte Gefahr
Ganz genauso sieht das die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), mit der die Atex-Richtlinie 137 in nationales Recht umgesetzt wird. Sie nimmt den Betreiber in die Pflicht und setzt voraus, dass er ein Explosionsschutz-Dokument anfertigt, in dem die möglichen Risiken und die Maßnahmen zu ihrer Minimierung angegeben sind. Auch müssen die Ex-Zonen genau definiert sein, und in diesen Zonen dürfen nur Anlagen und Komponenten zum Einsatz kommen, die entsprechend konstruiert und zertifiziert sind. Diese Regelung ist keinesfalls übertrieben, wenn es um den Staubexplosionsschutz geht: Experten schätzen, dass es mehr als zehnmal so viel Staub- wie Gasexplosionen gibt.
Viele Wege führen zum Staubexplosionsschutz
Somit muss man in vielen Produktionszweigen aus Sicherheitsgründen auf Sauberkeit – genauer: auf das Vermeiden von Staubablagerungen – achten. Hierzu gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten. Die erste: Man setzt Anlagen ein, die keinen Staub nach außen dringen lassen. Da das nicht immer bzw. nicht vollständig möglich sein wird, bietet sich als zweite Maßnahme die direkte Absaugung am Entstehungsort an (Einsatz von EOB nach EN 60335-2-69).
Weil auch das meistens nicht zu 100% gelingt, empfiehlt sich drittens das regelmäßige gründliche Aufsaugen der entstandenen Ablagerungen – und zwar nicht nur auf dem Boden, sondern auch auf Maschinen und Rohrleitungen sowie an den Wänden. In diesem Fall spricht man vom „Einsatz von IS“ gemäß EN 60335-2-69. Die einschlägige Norm sieht also beide Arten der Beseitigung von gefährlichen Stäuben vor.
Explosible Stäube unschädlich machen
Sowohl für das direkte Absaugen am Entstehungsort als auch für das Aufsaugen steht ein Modulsystem zur Verfügung, das exakt an die individuellen Anwendungsbedingungen angepasst werden kann und in jedem Fall den einschlägigen Richtlinien des Staubexplosionsschutzes entspricht.
Dabei kommen interessante Technologien zum Einsatz, um die explosiblen Stäube unschädlich zu machen. Zum Beispiel verhindern vorgeschaltete Nassabscheider das Eindringen von Zündquellen in die Sauganlagen. Deren Wirkprinzip ist ganz einfach: Das Sauggut wird durch eine Flüssigkeit geleitet und damit regelrecht „gelöscht“, sofern es sich um eine Zündquelle handelt.
Alternativ dazu kann man in bestimmten Einsatzbereichen statt des Nassabscheiders eine kompakte „Funkenfalle“ verwenden, die nach einem rein mechanischen Prinzip das Einsaugen beispielsweise von Funkenresten verhindert. Diese Option wird zum Beispiel bei der Schleifbearbeitung von Aluminium und Magnesium – deren Stäube ebenfalls entzündlich sind – empfohlen.
Ex-Sauger für feinste Stäube
Staub-Ex-Absauganlagen werden auf der Basis eines Modulsystems individuell für die Anwendung konfiguriert. Bei den mobilen Industriesaugern für staubexplosionsgefährdete Bereiche kann der Anwender auf Standardbaureihen zurückgreifen, die – dank des Modulsystems – ebenfalls an die jeweiligen Bedingungen angepasst werden können. Zu diesem Programm gehört eine Baureihe, die speziell für das Absaugen von feinen und feinsten Stäuben entwickelt wurde und auch in Staub-Ex-Ausführung zur Verfügung steht.
Mobile Sauger oder stationäre Anlage?
Der Anwender muss in jedem Fall auch die Grundsatzentscheidung treffen, ob er mobile Sauger einsetzt oder eine stationäre Absauganlage in staubexplosionsgeschützter Ausführung nutzt. Bei diesen Anlagen wird in dem jeweiligen Betrieb ein Rohrleitungsnetz mit Anschlussstellen installiert, an die ein Sauggeschirr angeschlossen werden kann. Sobald der Anwender dies tut, schaltet sich selbsttätig das zentrale Saugaggregat ein. Solche Anlagen sind unter anderem in größeren und mehrgeschossigen Betrieben, wie etwa in Mühlen, sehr wirtschaftlich und in Applikationen, bei denen sehr häufig oder gar kontinuierlich gesaugt wird. Das Modulsystem erlaubt dem Anwender in jedem Fall die Wahl zwischen beiden Möglichkeiten. Auch Mischformen, d.h. semi-mobile Anlagen, sind möglich.
Staubexplosionsschutz mit relativ einfachen
Mitteln
Somit steht der Industrie ein breites Spektrum an Möglichkeiten zur Verfügung, der Devise „Sauberkeit gleich Sicherheit“ zu folgen und damit das Risiko von Staubexplosionen zu beherrschen. Viele Anwendungsbeispiele zeigen, dass man auch in komplexen Fällen, zum Bespiel bei Anlagen der Entsorgungstechnik, mit relativ einfachen, rein mechanischen Mitteln einen wirkungsvollen Staubexplosionsschutz realisieren kann. Dabei muss allerdings Erfahrung in der Konstruktion und Auslegung solcher sicherheitsrelevanter Komponenten vorhanden sein, und die Funktion und der Betriebszustand der entsprechenden Komponenten sollten durch eine Steuerung kontinuierlich überwacht werden.
Powtech 2014 Halle 6 – 320
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