
Die Lanxess-Hauptversammlung fand aufgrund der Covid-19-Pandemie virtuell statt. (Bild: Lanxess)
„Ich bin stolz darauf, wie wir bei Lanxess in den vergangenen Monaten zusammengehalten haben“, sagte Matthias Zachert, Vorstandsvorsitzender von Lanxess. „In einer Grenzsituation, wie sie noch keiner von uns zuvor erlebt hat, haben wir alle an einem Strang gezogen.“ Aufgrund der Corona-Pandemie findet die Hauptversammlung des Konzerns zum ersten Mal virtuell statt.
Im Geschäftsjahr 2019 hat sich die Neuausrichtung des Konzerns auf hochwertige Spezialchemie bewährt, die Lanxess 2015 mit der Abkehr vom Kautschukgeschäft eingeleitet hat. Seitdem treibt der Konzern seinen Wachstumskurs unter der Maßgabe „Klasse statt Masse“ konsequent voran und hat sich deutlich profitabler und stabiler aufgestellt. So verkaufte Lanxess 2019 sein Geschäft mit Chromchemikalien, akquirierte den brasilianischen Biozid-Hersteller Ipel und hat das Segment Consumer Protection auf den Weg gebracht, das inzwischen als neue starke Säule im Konzern etabliert ist. Die erfolgreiche Neuausrichtung spiegelt sich auch in den Zahlen wider: In einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld hatte Lanxess 2019 sein operatives Ergebnis um 3 % auf 1,019 Milliarden Euro gesteigert. Die Ebitda-Marge vor Sondereinflüssen lag zum ersten Mal bei 15,0 % – nach 14,4 % im Vorjahr. Darüber hinaus hat sich der Konzern 2019 ein ambitioniertes Klimaschutzziel gesetzt: Bis 2040 will Lanxess klimaneutral werden und seine Treibhausgas-Emissionen von derzeit rund 3,2 Millionen Tonnen CO2-Equivalent abbauen.
„Stärker aufgestellt den je“
Auch für das erste Halbjahr 2020 zog Zachert trotz Einbußen aus der Corona-Pandemie eine positive Bilanz und bestätigte noch einmal die Prognose für das Gesamtjahr. Der Konzern erwartet für 2020 ein Ebitda vor Sondereinflüssen zwischen 800 Millionen und 900 Millionen Euro. Man habe frühzeitig Maßnahmen ergriffen, um das Unternehmen auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise vorzubereiten, so der Lanxess-Vorstandsvorsitzende. „Der Schlüssel hierzu liegt in einer starken Liquidität. In der Folge der Lehman-Krise haben wir gelernt: Nur wer frühzeitig starke Liquiditäts-Positionen aufbaut, kann sich seine Handlungsfähigkeit bewahren.“ Zachert fasste zusammen: „Lanxess ist stärker aufgestellt denn je – sowohl strategisch als auch finanziell.“
Von der starken Aufstellung des Konzerns und dem erfolgreichen Geschäftsjahr 2019 sollen auch die Lanxess-Aktionäre profitieren. Vorstand und Aufsichtsrat schlugen der Hauptversammlung daher eine Dividende von 95 Eurocent je Aktie vor – 6 % mehr als im Vorjahr. Das entspricht hinsichtlich der derzeit dividendenberechtigten Aktien einer Ausschüttungssumme von insgesamt rund 82 Millionen Euro. „Dass wir uns in diesen Zeiten eine solche Ausschüttung zutrauen, zeigt: Wir sehen mit Kraft und Optimismus in die Zukunft“, betonte Zachert
Hans van Bylen kandidiert für Aufsichtsrat
Mit Beendigung der diesjährigen Hauptversammlung enden die Amtszeiten des Lanxess-Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Matthias L. Wolfgruber sowie der Aufsichtsratsmitglieder Dr. Friedrich Janssen, Lawrence A. Rosen und Theo H. Walthie. Wolfgruber und Rosen stehen für eine Wiederwahl in den Aufsichtsrat für vier Jahre zur Verfügung, Walthie für zwei Jahre. Janssen kandidiert nicht erneut. Für ihn steht der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Henkel, Hans van Bylen, als neues Aufsichtsratsmitglied zur Wahl. Wolfgruber soll im Falle seiner Wiederwahl dem neuen Aufsichtsrat als Kandidat für den Vorsitz vorgeschlagen werden.
Weitere Aufsichtsratsmitglieder sind Pamela Knapp und Dr. Heike Hanagarth. Knapp wurde 2018 bis zum Ende der Hauptversammlung 2023 in den Lanxess-Aufsichtsrat gewählt. Hanagarth gehört dem Gremium seit 2016 an, ihre Amtszeit endet nach der Hauptversammlung 2022. Die Vertreter der Arbeitnehmerseite wurden in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie gerichtlich bestellt. Mit Beendigung der Hauptversammlung 2020 werden Werner Czaplik, Manuela Strauch, Birgit Bierther, Dr. Hans-Dieter Gerriets, Ralf Sikorski und Armando Dente dem Aufsichtsrat von Lanxess angehören. (ak)
So könnte die Chemieindustrie 2040 aussehen

Klimavorreiter oder weltweite Nebenrolle? Die folgenden vier Szenarien sind sehr unterschiedlich. (Bild: Kobes – Fotolia)

Szenario 1, Speerspitze in eine grüne Zukunft: Im ersten Szenario übernimmt die Chemieindustrie eine tragende Rolle in einer nachhaltigen, kollaborativen Welt. Die Märkte sind offen und die Kunden verlangen immer mehr Produkte, die dem Umweltgedanken gerecht werden. Deshalb wird auch die Chemieindustrie Teil eines großen, orchestrierten und branchenübergreifenden Verbunds. Die europäischen Player schaffen es, Wertschöpfung in einer Kreislaufwirtschaft zu erzielen, und investieren massiv in Innovationen. Zudem entsteht sukzessive ein Netzwerk von Partnerschaften aller Branchenplayer entlang der Wertschöpfungskette. Auch werden Start-ups gegründet, die vermehrt auf digitale Potenziale setzen. Allerdings agieren die Unternehmen unter vergleichsweise strengen Umweltauflagen – die sich aber weltweit angleichen. (Bild: lassedesignen – AdobeStock)

Szenario 2, Anpassung an repressive Rahmenbedingungen: Im zweiten Szenario steht die europäische Chemiebranche kollektiv unter Regulierungsdruck und öffentlicher Beobachtung – anders als in China und den USA. Die Unternehmen müssen sich verändern und Kosten sparen. Die Produktion regionalisiert sich, größere Investitionen rentieren sich kaum. Intelligente neue Ansätze sorgen dennoch für ein Überleben der Firmen. Da es kaum noch Produktinnovationen gibt, spielen die einzelnen Unternehmen international keine große Rolle mehr. Es besteht die Gefahr einer ungewollten und radikalen Konsolidierung, die durch eine entsprechende EU-Stelle kaum aufgehalten werden kann. (Bild: bilderbox – Fotolia)

Szenario 3, Flucht in den Protektionismus: Die dritte mögliche Entwicklung führt zu einem Szenario mit starkem Euro-Protektionismus, wenig Innovationskraft und einem gesellschaftlichen Rückschritt hinsichtlich Nachhaltigkeit. Die realisierbaren Margen sind inzwischen teilweise auch von der Politik abhängig. Die Bedeutung des Exports und die Wettbewerbsfähigkeit schrumpfen und es kommt ebenfalls zu einer Konsolidierung. Die verbleibenden Akteure können jedoch – zumindest für eine gewisse Zeit – ein recht geruhsames Leben führen und die Branche auf niedrigem Niveau „verwalten“. (Bild: Martina Berg – Fotolia)

Szenario 4, Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft: Im vierten und letzten Szenario gelingt die profitable Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft. Die Öffentlichkeit ist in Umweltfragen hoch sensibilisiert, was zu gezielten Innovationen und Kollaborationen in der Branche führt. Es herrschen ein Klima des Verbrauchervertrauens und die Bereitschaft, auch höhere Preise zu bezahlen. Jedoch bleiben Strukturen und Assets der Unternehmen weitgehend unverändert, was eine allgemeine Innovationswelle eher ausbremst als befeuert. Insgesamt sind Umwelt und Industrie eine enge Verbindung eingegangen, die Unternehmen zunehmend dazu bringt, ihre Profitabilität im Rahmen einer umfassenden Kreislaufwirtschaft zu sichern und managen. (Bild: RFsole – Fotolia)
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