- Kurz- bis mittelfristig gibt es keine Anzeichen für eine Erholung des Ölpreises. Der Markt wird auch in den kommenden Monaten von einer massiven Überproduktion geprägt sein.
- Zuletzt hat die Abwertung des chinesischen Yuan den Ölpreis auf ein Sechs-Jahres-Tief gedrückt, die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich auf 49 US-Dollar pro Barrel.
- Die Überproduktion in der Ölindustrie wird auch in 2016 noch fortbestehen. Außerdem wird der Ölpreis weiter unter Druck geraten, wenn die Iran-Sanktionen aufgehoben werden.
Etwas konkreter äußert sich die IEA in Paris in ihrem aktuellen Ölmarktreport: In der zweiten Hälfte 2015 soll die Überproduktion von derzeit 3 Mio. Barrel pro Tag auf 1,6 Mio. Fass sinken. In 2016 rechnet die IEA mit einem weiteren Rückgang. Dennoch wird die Überproduktion auch 2016 noch bei 850.000 Barrel pro Tag liegen. Die Energieagentur warnt in ihrem Bericht allerdings bereits vor einer sich auf mittlere Sicht abzeichnende Unterversorgung, weil die Ölindustrie im vergangenen Jahr mehrere hundert Milliarden Dollar an Investitionen in der Erschließung neuer Vorkommen gekürzt hat.
Fazit: Kurz- bis mittelfristig gibt es keine Anzeichen für eine Erholung des Ölpreises. Der Markt wird auch in den kommenden Monaten von einer massiven Überproduktion geprägt sein. Es scheint allerdings logisch, dass irgendwann die aktuelle Investitionszurückhaltung der großen Ölproduzenten Wirkung zeigen wird: spätestens dann, wenn der Bedarf aufgrund einer wieder erwachenden Konjunktur in Ostasien wieder steigen wird und die in der Vergangenheit in Betrieb genommenen Quellen langsam versiegen. Wie schnell oder wie langsam das in dem derzeit multivarianten Umfeld und der herrschenden hohen Volatilität der Fall sein wird, lässt sich allerdings nicht abschätzen. Nicht zuletzt könnte auch die Politik noch ordentlich Öl ins Störfeuer gießen: Nämlich dann, wenn den Ankündigungen des G7-Gipfels zur Dekarbonisierung in den kommenden Monaten und Jahren konkrete Beschlüsse folgen.