Labormitarbeiterin mit Schutzbrille und -handschuhen

Hochreine Lösungsmittel werden unter anderem im Pharma- oder Kosmetikbereich eingesetzt. Hier werden sichere, farblose, geruchs- und geschmacksneutrale Produkte gefordert. (Bild: Total Energies)

Hochreine Lösungsmittel werden in der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie sowie auf anderen anspruchsvollen Märkten eingesetzt, die sichere, farb-, geruch- und geschmacksneutrale Produkte benötigen, die den höchsten Reinheitskriterien entsprechen. Das Cleantech-Unternehmen Clariter und Total Energies Fluids haben das nach eigenen Aussagen weltweit erste nachhaltige hochreine Lösungsmittel aus Kunststoffabfällen vorgestellt. Es ist das  Ergebnis einer 18-monatigen Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit. Clariter nutzt seine proprietäre Upcycling-Technologie, um Kunststoffabfälle in nachhaltige, hochwertige Lösungsmittel, Wachse und Öle umzuwandeln. Total Energies Fluids wandelt die Upcycling-­Materialien dann in sehr hochreine Lösungsmittel um, die die für die strengsten Anwendungen erforderlichen Qualitätsanforderungen erfüllen.

Welche Kompetenzen Clariter in die Kooperation einbringt

Das israelische Unternehmen Clariter ist im Bereich des chemischen Recyclings von Kunststoffen aktiv. Ziel ist es, Produkte aus Pyrolyseöl zu vermarkten und auf die Kunststoffregenerierung zu verzichten. Drei Arten von Produkten werden dabei angeboten: Lösungsmittel, Öle und Wachse, die für Anwendungen in zahlreichen Industriemärkten benötigt werden. Um reine Öle zu erhalten, beschränkt sich das Unternehmen auf das Verarbeiten von gebrauchten Kunststoffen aus Polypropylen, Polyethylen, und – in geringeren Mengen – Polystyrol und behandelt die Produkte nach dem Pyrolyseschritt mit Wasserstoff. Bei der Pyrolyse werden die gebrauchten Kunststoffe unter träger Atmosphäre auf hohe Temperaturen erhitzt, um die Polymer-Moleküle aufzubrechen. In diesem Schritt wird ein festes in ein flüssiges Produkt verwandelt. Die Technologie von Clariter ist durch 6 Patente geschützt. In einer Demonstrationsanlage in Südafrika werden jährlich bis zu 1 kt Kunststoff verarbeitet.

Kunststoffrecycling: Der große Überblick

Mann mit Kreislaufsymbol auf dem T-Shirt
(Bild: Bits and Splits - stock.adobe.com)

Sie wollen alles zum Thema Kunststoffrecycling wissen? Klar ist, Nachhaltigkeit hört nicht beim eigentlichen Produkt auf: Es gilt Produkte entsprechend ihrer Materialausprägung wiederzuverwerten und Kreisläufe zu schließen. Doch welche Verfahren beim Recycling von Kunststoffen sind überhaupt im Einsatz? Gibt es Grenzen bei der Wiederverwertung? Und was ist eigentlich Down- und Upcycling? Alles was man dazu wissen sollte, erfahren Sie hier.

Mit dieser Technologie partizipiert Total Energies Fluids

Der Geschäftsbereich „Fluides Spéciaux“ (Spezialflüssigkeiten) von Total Energies ist auf dem Markt für Kohlenwasserstoff-­Flüssigkeiten aktiv. Dort kommt eine Hydrodearomatisierung (HDAR) zur Produktion von hochreinen Lösungsmitteln mit einem geringen Gehalt an Aromatika sowie ein Destillationsverfahren zur Herstellung von technischen Produkten für verschiedene Industriemärkte zum Einsatz. Die Produktion erfolgt im Werk im französischen Oudalle.
Ziel von „Fluides Spéciaux“ ist es, bis 2030 zu 30 % nachhaltige Lösungsmittel zu produzieren. Um dies zu erreichen, bietet Total Energies Fluids bereits eine Palette an biologisch abbaubaren und als nachhaltig zertifizierten Lösungsmitteln aus biologischen Quellen unter dem Namen Biolife an.

Gemeinsames Projekt in den Startlöchern

Durch die Zusammenarbeit mit Clariter plant Total Energies Fluids, langfristig eine Palette an hochreinen Lösungsmitteln beziehungsweise Flüssigkeiten aus der Kreislaufwirtschaft unter Verwendung von Kunststoffabfällen anbieten zu können. Die technische Herausforderung des Projekts lag darin begründet, ein Lösungsmittel zu produzieren, dessen Qualität Produkten aus fossilen Rohstoffen in nichts nachsteht (geprüfte Arzneimittelqualität, der höchste Qualitäts- und Reinheitsstandard bei Kohlenwasserstoff-Fluiden).

Total Energies Fluids hat auf Basis des aus dem Pyrolyseöl von Clariter gewonnenen Lösungsmittels mehrere Chargen an Flüssigkeiten im Pilotmaßstab produziert, die die Anforderungen und Qualitätskriterien aus dem Europäischen Arzneibuch (Monographie: Flüssiges Paraffin) erfüllen. Diese Produkte wurden getestet und für mehrere Schlüsselmärkte des Unternehmens (Drilling sowie Herstellung von Tinten, Farben oder auch Spachtelmasse) technisch genehmigt.

Ab 2024 könnte Clariter die ersten industriellen Chargen an Pyrolyseöl liefern. Total Energies Fluids plant daher, 2025 eine vollständige Palette an Lösungsmitteln aus der Kreislaufwirtschaft auf den Markt zu bringen.

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