Simon Brinkmann und Tim Brandt (v.l.) vor dem Neubau der Elektrolyse-Anlage im Covestro Industriepark Brunsbüttel.

Simon Brinkmann und Tim Brandt (v.l.) vor dem Neubau der Elektrolyse-Anlage im Covestro Industriepark Brunsbüttel. (Bild: Covestro)

Überschüssigen Windstrom zu nutzen statt Windkraftanlagen wegen Netzüberlastung abschalten zu müssen – für Tim Brandt, Geschäftsführer und Gesellschafter von Wind to Gas Energy, bedeutet das Chance und Herausforderung zugleich. „Es geht darum, Strom- und Gasnetze intelligent aufeinander abzustimmen.“ Das wissenschaftlich begleitete Forschungsvorhaben ist Teil der Norddeutschen Energiewende NEW 4.0 und wird bis Ende 2020 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Ziel ist es, markttaugliche Lösungen für eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung der Zukunft zu entwickeln und zu demonstrieren. „Wind to Gas ist ein sehr interessantes Projekt“, sagt Dr. Steffen Kühling, Standortleiter von Covestro in Brunsbüttel. „Mit der Ansiedlung wollen wir einem jungen Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien die Möglichkeit geben, die Flächen und die gute Infrastruktur im Covestro Industriepark Brunsbüttel für sich zu nutzen.“

„Extrem dynamisch“

Die Elektrolyse-Anlage mit einer Leistung von 2,4 Megawatt (MW) entsteht auf einem etwa 20 mal 30 Meter großen Baufeld auf der Nordseite des Industrieparks am Holstendamm. Zum Einsatz kommt moderne Proton-Exchange-Membran-Technologie, die in zwei 40-Fuß-Containern untergebracht ist. Dabei wird destilliertes Wasser durch Windstrom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. „Die Anlage kann durch die Protonen-Austausch-Membran extrem dynamisch gefahren werden“, berichtet Geschäftsführer Brandt. „So können wir sehr schnell auf Veränderungen der Netzauslastung reagieren.“

Den grünen Strom für die Elektrolyse bezieht das Unternehmen aus dem eigenen Windpark. Im vergangenen Jahr hat Wind to Gas Energy auf der Nordseite von Brunsbüttel fünf Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 15 Megawatt errichtet. Über eine neu gebaute, rund sechs Kilometer lange Kabeltrasse, die bis zu 27 m tief unter dem Nord-Ostsee-Kanal hindurch führt, fließt der Strom aus dem Windpark in die Anlage im Covestro Industriepark Brunsbüttel. In Spitzenzeiten können in der Elektrolyse bei einem Druck von 30 bar bis zu 450 m3/h Wasserstoff produziert werden, das entspricht etwa 40 kg. „Ein Pkw mit Elektro-Antrieb sowie eingebauter Brennstoffzelle kann damit eine Strecke von 4.000 Kilometern zurücklegen“, berichtet Geschäftsführer Brandt. An der Tankstelle zahlen Autofahrer aktuell 9,50 Euro/kg Wasserstoff. Hiermit lassen sich etwa 100 km zurücklegen.

Der am Standort produzierte Wasserstoff wird allerdings nicht in großen Tanks gespeichert oder mit Tankwagen abtransportiert, sondern erstrangig vor Ort ins öffentliche Erdgas-Netz eingespeist. Die technischen Voraussetzungen dafür schafft die Schleswig-Holstein Netz AG mit dem Bau einer neuen Verdichtungs- und Einspeisestation. Mit dem grünen Strom aus dem eigenen Windpark wäre es möglich, jährlich rund zwei Millionen Norm-Kubikmeter bzw. 180.000 Kilogramm Wasserstoff herzustellen – bei prognostizierten 3.000 Volllaststunden der fünf Windkraftanlagen. „Aus unserer Sicht ist der Standort für die Wasserstoff-Elektrolyse-Anlage ideal gewählt“, betont Simon Brinkmann, Leiter Industriepark-Marketing bei Covestro in Brunsbüttel. Das Areal biete nicht nur Möglichkeiten für eine spätere Erweiterung, sondern auch für den Bau der Verdichtungs- und Einspeisestation. Nachdem sich die bundesweit aktive Initiative H2-Mobility auf Betreiben von Wind to Gas Energy für Brunsbüttel als Standort einer neuen Wasserstoff-Tankstelle für PKW ausgesprochen hat, führt Brinkmann auch in dieser Richtung erste Gespräche. (ak)

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