Factory worker engineer working in factory using tablet computer

Digitale Sicherheitsanweisungen können das Anlegen persönlicher Schutzausrüstung begleiten und dokumentieren. (Bild: Quality Stock Arts - AdobeStock)

  • Connected-Worker-Apps geben Anweisungen, die sich dynamisch an den Mitarbeitenden anpassen.
  • Digitale Arbeitsanweisungen ermöglichen, Qualitätssicherungs- und Kontrollverfahren zu standardisieren.
  • KI-basierte Assistenten stellen FAQ zur Verfügung und vernetzen mit Spezialisten.

Ein Gang durch die Fabrikhallen macht klar: Immer noch hantieren zahlreiche Produktionsfachkräfte und Anlagenführer mit Laufzetteln aus Papier. Und dort, wo bereits digitale Checklisten im Einsatz sind, bleiben sie hinter ihren Möglichkeiten zurück: zu starr, zu unflexibel. Statten Anwender ihre Belegschaft dagegen mit KI-basierten Apps für vernetztes Arbeiten aus, lassen sich handfeste Verbesserungen beobachten.

Wer Mitarbeitende mit einer Connected-Worker-App bestückt und Unterweisungen „on the job“ gibt, kann seine Prozesslaufzeiten spürbar verbessern. Dies gilt sowohl für kritische Produktionsszenarien wie die Reinigung von Anlagen als auch für Aufgaben, die spezielle Arbeitsgenehmigungen, sogenannte Work Permits, erfordern. Erfahrungswerte aus der Projektpraxis von Augmentir belegen einen Produktivitätsgewinn von bis zu 32 %.

Wo ist das größte Verbesserungspotenzial?

Der Schlüssel dazu sind Anweisungen, die sich dynamisch an den Mitarbeitenden anpassen. Ist er oder sie noch nicht mit einer Aufgabe vertraut oder fehlt es an Übung, stellt die Connected-Worker-App detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitungen bereit. Versierte Kräfte bekommen dagegen nur die wesentlichen Punkte zum Abhaken und Ausfüllen – zu viel Detail ist für sie nur Ballast. Welche Informationen anzuzeigen sind, bestimmt jedes Unternehmen selbst; wann sie wem ausgespielt werden, erkennt und definiert ein KI-basierter Algorithmus. Dieser berücksichtigt neben der aktuellen Praxiserfahrung einer Fachkraft auch Fähigkeiten und Zertifizierungen. Deshalb ist es wichtig, Connected Work eng mit dem Skill-Management zu verzahnen.

Die so gesammelten Daten erlauben es zudem, Engpässe im Fertigungsablauf zu entdecken und Prozesse weiter zu verbessern, ganz ohne aufwendige Betriebsdatenerfassung. Jedoch: Je mehr Messwerte einfließen, desto unübersichtlicher wird es. KI sorgt hier für mehr Durchblick und konkrete Handlungsoptionen, indem sie ein Ranking der Prozessschritte mit dem größten Verbesserungspotenzial aufstellt.

Man factory technologist. Industrialist with tablet computer. Cropped man technologist stands in manufactory. Industrialist uses gadget to diagnose equipment. Factory employee near blurred colleagues
Ein KI-basierter Algorithmus berücksichtigt die aktuelle Praxiserfahrung einer Fachkraft sowie Fähigkeiten und Zertifizierungen. (Bild: Grispb - AdobeStock)

Höhere Qualität und mehr Arbeitsschutz

Weniger Fehler, Mängel, Nacharbeit: Eine KI-basierte Lösung für vernetztes Arbeiten hilft außerdem, Qualitätssicherungs- und Kontrollverfahren zu standardisieren und zu verbessern. Digitale Arbeitsanweisungen unterstützen dabei, Kontrollen aller Art durchzuführen. Dies reicht vom Check von Flüssigkeitsständen bis zur Überprüfung einer ganzen Anlage. KI-basierte Assistenten für Prüfroutinen und Fehlersuche unterstützen die nötigen Schritte zusätzlich. Praktiker berichten in diesem Zusammenhang von 25 % weniger Nachbesserungen.

Digitale Sicherheitsanweisungen unterstützen Anwender dabei, Vorschriften einzuhalten. Sie begleiten und dokumentieren das Anlegen persönlicher Schutzausrüstung ebenso wie das richtige Vorgehen beim Lockout/Tagout. Meldepflichtige Unfälle gingen dadurch laut Anwendern um bis zu 80 % zurück. Die Arbeitssicherheit steigt weiter, wenn Beinaheunfälle zeitnah und standortübergreifend erfasst sowie KI-gestützt ausgewertet werden. So treten Risiken zutage, die sonst von Schicht- und Teamleitern vernachlässigt würden, weil sie zu selten auftreten oder ihre Ursachen unklar sind.

Teamwork in der Instandhaltung

Auch die Bereiche präventive Wartung und Instandsetzung profitieren davon, dass Connected-Worker-Apps strukturiert durch alle Aufgaben führen. Das gilt sowohl für eigenes Personal als auch für die Servicekräfte externer Dienstleister. Treten Probleme auf, unterstützen auch hier KI-basierte Assistenten: Sie greifen auf einen Fundus häufig gestellter Fragen und Antworten zurück. Reicht das nicht, ermöglichen Tools zur virtuellen Zusammenarbeit, Spezialisten einzubinden – selbst wenn diese hunderte Kilometer entfernt sind. Bei Bedarf kommt dabei Augmented Reality zum Einsatz – die Fachkraft vor Ort und der Experte können so gemeinsam eine Situation begutachten und nötige Maßnahmen besprechen. Das Resultat: Während die Reaktionsgeschwindigkeit und die Servicequalität steigen, sinken Ausfallzeiten von Anlagen und Servicekosten. Weiteres Plus: Wenn Machine-Learning-Technologien (ML) die Dialoge auswerten, können sie diese in eine allen zugängliche Wissensdatenbank überführen. Angesichts des drohenden Verlusts von Erfahrungswissen durch die Verrentung der Baby-Boomer-Generation ein wertvoller Zusatznutzen.

Empfehlungen für die Weiterentwicklung

Connected-Worker-Systeme beschleunigen nicht nur das Einarbeiten neuer Kräfte durch Training „on the job“, ML-Algorithmen helfen auch, spezifische Trainings- und Weiterbildungsbedürfnisse aufzudecken. Diese können den Umgang mit einem Gerät oder einem Reaktor genauso betreffen wie einen ganzen Arbeitsablauf. Ist das System KI-basiert, liefert es neben der reinen Auswertung auch konkrete Handlungsempfehlungen. Gleichzeitig hilft es, Verbesserungsmöglichkeiten an den Instruktionen und den dafür genutzten Bildern, Videos, Checklisten oder Dokumenten zu identifizieren.

Wer seinem technischen Personal zum Exzellenz-Schub verhelfen will, sollte sich nicht ausschließlich auf bunte Dashboards und digitalisierte Checklisten verlassen. Das große Potenzial liegt in einer durchgängigen Vernetzung aller Arbeitskräfte und darin, die individuellen Mensch-Maschine-Prozesse zu verbessern. Welche Maßnahmen sich dabei besonders lohnen, machen KI-basierte Systeme erst transparent.

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