Grüner Wasserstoff soll künftig zu einer Schlüsselkomponente der Industrie werden Thyssenkrupp

Grüner Wasserstoff soll künftig zu einer Schlüsselkomponente der Industrie werden. (Bild: Thyssenkrupp)

Gegen das, was die Industrie inzwischen selbst anschiebt, nehmen sich die jüngsten politischen Bemühungen auf nationaler und europaweiter Ebene bescheiden aus: Fast 30 Projektmeldungen rund um das Thema grüner Wasserstoff hat die CHEMIE TECHNIK 2020 veröffentlicht. Und auch im Januar 2021 ging es bereits Schlag auf Schlag. So meldete der Anlagenbau- und Industriegase-Konzern Linde, dass das Unternehmen in Leuna die weltgrößte Wasserstoff-Elektrolyseanlage auf Basis der Protonenaustausch-Membran-Technologie PEM bauen will. Die Einschränkung auf die Membrantechnik, bei der sich das Unternehmen auf die Technologie von ITM Power abstützt, rechtfertigt den „Weltrekord“ des 24-MW-Elektrolyseurs. Und weil die Wasserelektrolyse ausschließlich mit Strom aus Wind- und Solarenergie erfolgen soll, wird in Leuna grüner Wasserstoff erzeugt. Diesen will der Gaselieferant über das in Leuna bestehende Pipelinenetz an Industriekunden und Wasserstoff-Tankstellen in der ostdeutschen Region verkaufen. In einem Rechenbeispiel verdeutlicht das Unternehmen die Größenordnung des Vorhabens: 600 mit Brennstoffzellen betriebene Busse könnten damit 40 Mio. Kilometer weit fahren.

Groß- und Megaprojekte in Sicht

Den Rekord für die Wasserstoff-Elektrolyse per PEM-Technologie hatte bislang Shell mit seinem im vergangenen Jahr abgeschlossenen Raffinerieprojekt in Wesseling in Anspruch genommen: Dort wurden von ITM Power 10 MW Elektrolyseleistung installiert. Bei positiven Ergebnissen will Shell die Anlage in der Zukunft deutlich vergrößern.

Dass in der Skalierung bereits entwickelter Elektrolyseverfahren der Schlüssel zur großtechnischen Herstellung von grünem Wasserstoff liegt, verdeutlicht auch das wenige Tage später bekannt gewordene Projekt, das Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers für das kanadische Energieunternehmen Hydro Québec in Varennes, Québec, realisieren wird: Die 88-MW-Elektrolyseanlage soll aus Wasserkraft jährlich 11.100 Tonnen H2 produzieren. Sowohl der Wasserstoff als auch der entstehende Sauerstoff sollen in einer Biokraftstoffanlage eingesetzt werden, in der aus Restmüll Biokraftstoffe für den Transportsektor produziert werden. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2023 geplant.

Der Anlagenbauer hatte im vergangenen Jahr seine Fertigungskapazitäten für die Wasserstoffelektrolyse deutlich ausgebaut: Bis zu einem Gigawatt Gesamtleistung addiert sich die Produktionskapazität von Thyssenkrupp und seinem Joint-Venture-Partner De Nora.

Dass diese Kapazitäten gebraucht werden, verdeutlicht auch das derzeit wohl ergeizigste Wasserstoff-Projekt, das in Saudi Arabien entstehen soll: Dort will das Joint Venture aus Air Products, ACWA Power und NEOM am Roten Meer eine Wasserstoffelektrolyse auf Basis von vier Gigawatt Sonnen- und Windenergie bauen. Das Gas soll in grünen Ammoniak umgesetzt und so transportiert werden. Die Anlage, die 2025 in Betrieb gehen soll, nutzt Elektrolysetechnologie von Thyssenkrupp sowie ein Ammoniakverfahren von Haldor Topsoe.

Alle Projekte zum Thema finden Sie unter diesem Link.

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