Bier zapfen

(Bild: Parilov – Adobe Stock)

In einer Regelmäßigkeit und begleitet von allgemeinem Jubel, von dem die durchschnittliche Leitstelle nur träumen kann, gingen zuletzt die Füllstandsmessungen der deutschen Gasspeicher ein: 70 Prozent! 80 Prozent! 90 Prozent! Im gleichen Maße, wie sich die Gasspeicher füllten, schrumpfte die Angst vor dem kalten Winter. Die gegen die Kälte eng aneinander geschmiegten Menschen im ganzen Land entspannten sich wieder und kehrten zurück zum angemessen hygienischen Sicherheitsabstand, und sogar ein Funke Hoffnung glomm auf: Vielleicht bliebe sogar ein bisschen Gas übrig, um auf den energiesparend verdunkelten Weihnachtsmärkten die ein oder andere Tasse Wein zum Glühen zu bringen und ein warmes Rot auf die frierenden Wangen zu zaubern.

Spaß beiseite. Alkohol und Festbeleuchtung sind, wie ein kurzer Blick auf die Wiesn nach München zeigt, nicht akut von Energiesparmaßnahmen bedroht. Sicherheitsabstand und sonstiger Infektionsschutz spielt ebenfalls kaum eine Rolle mehr. Mit anderen Worten, es gibt eigentlich nichts zu Jammern. Naja, fast nichts. Seit der Kopplung des Bierpreises an den Spritpreis (und diesem an den Preis von eigentlich fast allem) ist der Genuss des Gerstensaftes, insbesondere in Maßen, genauso unerfreulich wie ein Besuch an der Tankstelle. Hinzu kommt außerdem die wachsende Gefahr, dass das Bier demnächst nur schal ins Glas platscht, wenn überhaupt. Denn durch die Gasknappheit und hohe Preise macht sich plötzlich ausgerechnet ein Mangel an einem eigentlich gar nicht mehr so gewünschten Nebenprodukt schmerzlich bemerkbar: Kohlendioxid, das Gas, von dem wir eigentlich viel zu viel haben.

Es ist schon bizarr: Während alle Welt verzweifelt versucht, die Emissionen dieses Treibhausgases zu senken, ist das Geschrei groß, wenn in einem Industriezweig wie der Düngerherstellung das sonst anfallende CO2 plötzlich ausbleibt. Dieses nämlich, in Wasser gelöst, ergibt Kohlensäure. Diese wiederum, Sie ahnen es mit Schrecken, bleibt nun vermehrt aus – und damit das Prickeln in der Limo und der Schaum auf dem Bier.

Dagegen hilft – nein, nein, kein Ausstieg vom Kohleausstieg, dieses Fass (ob Ölfass oder Bierfass sei dahingestellt) machen wir nicht mehr auf. Nein, zur Lösung des Problems und um die Bierversorgung der Nation sicherzustellen, kann endlich eine umstrittene Technik zeigen, was sie wert ist. Carbon Capture and Storage – die Abscheidung und Speicherung von CO2 – kann nun alle Kritiker zum Schweigen bringen und schon deutlich früher als erwartet beweisen, dass sich das eingefangene CO2 nicht nur zur Wiederverwendung eignet, sondern sogar dringend benötigt wird. Klimaschutz wird Bierschutz! Wie gut, dass wir gerade noch rechtzeitig damit angefangen haben.

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