Betroffen von Kurzarbeit sind knapp 85.000 von 580.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (14 %). Gegenüber März ist das ein Anstieg um den Faktor fünf. Der durchschnittliche Arbeitsausfall der betroffenen Beschäftigten wird mit 65 % doppelt so hoch liegen wie in der Krise 2009. Dabei sind Unternehmen und Beschäftigte entlang der Zulieferketten für die Automobilindustrie (z. B. Lacke, Kunststoff, Reifen, Fasern) am stärksten betroffen. Die meisten Unternehmen nutzen das Instrument der Kurzarbeit aber nur für einzelne Bereiche oder Produktionslinien und nicht für ganze Betriebe. Der Chemiearbeitgeber-Verband BAVC ermittelte diese Zahlen in einer Blitzumfrage unter den 1.900 Mitgliedsunternehmen, an der sich fast 250 Betriebe mit gut 240.000 Beschäftigten beteiligt hatten.
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Ursache für Kurzarbeit ist in den allermeisten der betroffenen Betriebe mangelnde Nachfrage von Seiten der Kunden, dies gaben 76 % der befragten Unternehmen im April an. Aber auch Personalengpässe durch hohen Krankenstand oder fehlende Kinderbetreuung tragen in fast einem Drittel (30 %) der betroffenen Betriebe zu Kurzarbeit bei. Jeder fünfte (20 %) der im April voraussichtlich Kurzarbeit nutzenden Betriebe erwartet dies als Folge fehlender Vorprodukte; meist wegen Lieferschwierigkeiten aus dem europäischen Ausland. Die Umfrage wurde Ende März 2020 durchgeführt und gibt den Kenntnis-bzw. Erwartungsstand zu diesem Zeitpunkt wieder.
Industrie leistet wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Krise
Dazu BAVC-Präsident Kai Beckmann:„Mit schon jetzt über 80.000 Beschäftigtenin Kurzarbeit trifft uns die Corona-Krise weitaus härter als die Finanz-und Wirtschaftskrise 2008/2009. Damals waren in der Spitze etwa 50.000 Beschäftigte in unserer Branche in Kurzarbeit.“ Das schnelle Ermöglichen von Kurzarbeit durch Bund und Länder sei darum ein wichtiger Schritt gewesen, Kurzarbeit könne in der Krise nun umfassender genutzt werden, um Beschäftigung zu erhalten und Einkommen zu sichern, führte Beckman aus.
Die Umfrage zeige aber auch, dass 85 Prozent der Beschäftigten ihrer Arbeit im üblichen Umfang nachgehen, wenn auch vielfach unter erschwerten Bedingungen. „So kann unsere Industrie die Produktion bisher weitgehend aufrechterhalten und einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten“, betonte Beckmann. Notwendig dazu seien aber umfangreiche Schutzmaßnahmen und die Versorgung mit Schutzausrüstung, zum Beispiel durch eine zentrale Stelle für Beschaffung und Verteilung von Schutzausrüstung nach Priorität. „Außerdem brauchen wir dringend einen Plan mit nachvollziehbaren Kriterien, um das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben schrittweise und kontrolliert wieder hochzufahren“, warnte Beckmann. „Anderenfalls werden noch mehr Lieferketten reißen, wir werden noch mehr Nachfrage verlieren und die Kurzarbeit zusätzlich ausdehnen müssen.“ (ak)