„Nur wer Wissen teilt, wird erfolgreich sein!“

Zusammenarbeit als Erfolgsfaktor im Anlagenbau

Auftraggeber, Generalunternehmer, Zulieferer, Lizenzgeber, …: Ohne das Zusammenwirken vieler Partner sind Anlagenbauprojekte nicht denkbar. Wie vertrauensvolle Zusammenarbeit funktioniert, haben wir mit Michael Volkmann, CEO des Anlagenbauers Pörner, besprochen.

Veröffentlicht Geändert
Male and female industrial engineers wearing hard hats talk to c

CT: Herr Volkmann, Sie sind seit Anfang des Jahres CEO. Aus dieser Rolle heraus gesehen: Welche Bedeutung hat Zusammenarbeit für ein Unternehmen wie Pörner?
Michael Volkmann: Zusammenarbeit ist im Anlagenbau das entscheidende Thema. Nur durch eng verzahnte Projektarbeit und technologische Partnerschaften entstehen Anlagen „wie aus einem Guss“ – mit dem gewissen Mehr an Innovation, Produktivität und Nachhaltigkeit. Das ist seit über 50 Jahren unser Markenzeichen. Die Ingenieurarbeit allein ist meist nicht die größte Herausforderung – entscheidend sind die Schnittstellen. Ein Projekt hat Tausende davon. Viele laufen inzwischen automatisiert über Software, doch der menschliche Faktor bleibt unverzichtbar. Es geht darum, mitzudenken: Was braucht mein Partner als Nächstes? Dieses ständige Zusammenspiel mit internen Fachgruppen, externen Partnern, Lieferanten und Kunden ist der Schlüssel zum Erfolg.

Michael Volkmann, CEO Pörner
„Es geht darum, mitzudenken: Was braucht mein Partner als Nächstes? Dieses ständige Zusammenspiel ist der Schlüssel zum Erfolg.“ Michael Volkmann, CEO Pörner

Zur Person

Michael Volkmann ist bereits seit 1994 Teil der Pörner-Familie. Mit 1. Januar 2025 wurde er offiziell zum Geschäftsführer des Wiener Anlagenbau-Unternehmens bestellt, wo er für das operative Geschäft der Pörner Gruppe verantwortlich zeichnet. Volkmann hat sein Studium an der TU in Wien absolviert und ist seit über 30 Jahren eine prägende Führungspersönlichkeit in der Unternehmensgruppe. Er begann seine Karriere 1994 als Projektingenieur und übernahm später Verantwortung für internationale Baustellen-Akquise, Projektabwicklung und -leitung. 2006 baute er die Niederlassung in Rumänien auf und leitet sie seither erfolgreich als CEO.

CT: Wie gelingt dies in der Praxis?
Volkmann: Entscheidend ist, die Projektpartner rechtzeitig einzubinden. Und damit meine ich alle Partner: vom Auftraggeber über Lizenzgeber bis hin zu Lieferanten und Behörden. Die Schlüsselpartner ändern sich im Laufe eines Projekts, aber immer gilt: Jede kleine Entscheidung, die nicht getroffen wird, kann sich im Laufe eines Projekts zu einem großen Problem auswachsen. Kommunikation ist daher das zentrale Stichwort. Transparenz schafft Vertrauen, und nur wenn alle Beteiligten die richtigen Informationen zur richtigen Zeit haben, bleibt das Projekt auf Kurs. Wir legen großen Wert auf offene Abstimmung, klare Verantwortlichkeiten und gegenseitigen Respekt. Ebenso wichtig ist ein verlässliches Partnernetzwerk mit Exportkompetenz und Kenntnis lokaler Standards.

CT: Nicht alle sehen das Thema Zusammenarbeit so offen und positiv. Wo gibt es vielleicht auch Risiken?
Volkmann: Zusammenarbeit heißt, Wissen zu teilen, sich zu öffnen und sich ein Stück weit abhängig zu machen. Das kann sensible Themen wie Intellectual Property betreffen. Im Anlagenbau sind die Projekte jedoch so komplex, dass echte Kooperation gar nicht optional ist – dafür ist das Geschäft zu vielschichtig. Risiken entstehen dann, wenn der Wettbewerbsgedanke verwässert oder Partner ihren eigenen Leistungsumfang aus den Augen verlieren. Kritisch wird es auch, wenn Schnittstellen nicht klar definiert sind oder das Projekt keine saubere vertragliche und vertrauensvolle Basis hat. Der Vorteil unserer Branche: Wir sind gewohnt, Verantwortung auf viele Schultern zu verteilen und große Projektteams zu leiten.

CT: Welche weiteren Herausforderungen betreffen die Zusammenarbeit in Anlagenbau-Projekten?
Volkmann: Die Welt ist unsicherer geworden. Märkte, Lieferketten und manchmal sogar Projektziele ändern sich. Trotzdem müssen Auftraggeber, Lieferanten und Technologiepartner über Jahre hinweg koordiniert werden. Deshalb ist es entscheidend, Herausforderungen früh zu erkennen und gemeinsam zu lösen. Rechtzeitige Informationen und schnelle Entscheidungen sind überlebenswichtig. Wer Probleme aussitzt, gefährdet Termine, Kosten und Qualität. Jede Designänderung zieht Verzögerungen nach sich – Transparenz und Kommunikation sind daher unsere wichtigsten Werkzeuge.

CT: Unterscheiden sich hier langfristige Partnerschaften von kurzfristigen Kooperationen?
Volkmann: Langjährige Partnerschaften beruhen auf Vertrauen und eingespielten Abläufen. Man kennt sich, weiß, wie der andere arbeitet, und kann dadurch Projekte schneller und belastbarer umsetzen. Der Nachteil ist, dass Innovation und Weiterentwicklung gehemmt sein können, wenn man zu sehr im Bekannten bleibt. Kurzfristige Kooperationen bringen dagegen neue Impulse, sind aber fehleranfälliger und aufwendiger in der Abstimmung. Beide Modelle haben ihre Berechtigung. Entscheidend ist, dass man sich ihrer Stärken und Schwächen bewusst ist und die Zusammenarbeit entsprechend steuert.

CT: Apropos Steuerung: Im klassischen EPC-Modell war Zusammenarbeit oft hierarchisch geprägt. Hat sich hieran etwas verändert?
Volkmann: Sehr viel. Auch im EPC-Modell wird heute partnerschaftlicher gearbeitet, oft mit langjährigen Lieferanten. Zwar bleibt die Hierarchie vertraglich festgelegt, aber in der Praxis wird das Modell zunehmend als Netzwerk verstanden. Vertragsgestaltungen sind kreativer geworden, mit Bonusbeteiligungen oder Caps, die Risiken und Chancen fairer verteilen. Zudem sehen wir einen klaren Trend zu EPCM-Projekten. Kunden wünschen mehr Flexibilität, weil sich Rahmenbedingungen während eines Projekts ändern können. EPCM erleichtert diese Anpassungen, da nicht von Beginn an ein fix und fertiger Gesamtauftrag vergeben werden muss. Für uns ist das eine Rolle, in der wir uns sehr wohl fühlen.

CT: Welche Rolle spielt diese Partnerschaftlichkeit bei der grünen Transformation?
Volkmann: Eine zentrale. Noch nie gab es so viele kreative Köpfe mit neuen technischen Lösungen. Aber nicht jede Idee ist sofort marktreif. Partnerschaften helfen, Projekte weiterzuentwickeln und eine spätere Umsetzung zu ermöglichen. Der Markt hat sich stark verändert: Die Zahl der Anfragen ist enorm gestiegen, doch die Zahl tatsächlich realisierter Anlagen ist noch zu gering. Gleichzeitig werden Technologien komplexer, die Anforderungen an Energieeffizienz und Ressourcenschonung steigen. In Bereichen wie der Wasserstoffwirtschaft sehen wir zudem eine starke Abhängigkeit von Schlüssellieferanten, etwa Elektrolyseur-Herstellern. Hier greifen Investoren oft wieder auf klassische EPC-Modelle zurück, weil sie einen zentralen Ansprechpartner mit Gesamtverantwortung verlangen.

CT: Neben der grünen erleben wir auch eine digitale Transformation: Wie wirkt sich das auf die Zusammenarbeit im Anlagenbau aus?
Volkmann: Künstliche Intelligenz und automatisierte Schnittstellen werden vor allem die Datenqualität sichern und Routinearbeit reduzieren. Aber da geht es weniger um das eine Tool, sondern um das Zusammenspiel verschiedener Systeme. Digitale Plattformen, 3D-Modelle und digitale Zwillinge schaffen eine gemeinsame Datenbasis für alle Beteiligten. Wir setzen zusätzlich auf Eigenentwicklungen: Der Pörner Integrator verknüpft gewerkeübergreifende Interfaces unserer Planungssoftware, von Rohrklassen über 3D-Planung bis zur Materialwirtschaft. Ziel ist, Daten nur einmal zu erfassen und dann zu verteilen. So wird die Planung übersichtlicher, schneller und qualitativ hochwertiger.

CT: KI und Zusammenarbeit spielen auch auf dem Engineering Summit, auf dem Sie in diesem Jahr sprechen werden, eine entscheidende Rolle. Was ist Ihre zentrale Botschaft an die Community?
Volkmann: Zusammenarbeit ist der entscheidende Hebel für Innovation und Zukunftsfähigkeit. Projekte werden komplexer, die Anforderungen an Nachhaltigkeit steigen. Nur wer Partnerschaften lebt, Wissen teilt und moderne Technologien konsequent nutzt, wird erfolgreich sein. Wir sollten den Blick öffnen für neue Projektmodelle, digitale Tools und Forschungspartnerschaften. Gemeinsam lassen sich Lösungen entwickeln, die nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich und ökologisch überzeugen. Unsere Branche hat schon viele Krisen gemeistert – und auch die aktuellen Herausforderungen werden wir gemeinsam bewältigen.

Engineering Summit 2026 – Save the date!

Engineering Summit

Mit dem Engineering Summit steigt am 15. und 16. September 2026 in Darmstadt wieder die wichtigste Veranstaltung des europäischen Anlagenbaus. Top-Speaker aus Industrie, Politik und Forschung liefern Impulse, Best Practices und kontroverse Debatten – ergänzt durch Networking-Sessions und eine Fachausstellung. Der Summit bietet damit einmal mehr die Plattform, um Trends zu setzen und Projekte der Zukunft auf den Weg zu bringen.

Mehr Infos und Anmeldung unter www.engineering-summit.de

Unternehmen