Korrosionsschutz

Durch den Wirkstoffmechanismus wird der Korrosionsschutz immer nur dann aktiv, wenn er auch wirklich gebraucht wird. (Bild: Excor)

  • Produkte für den Transport vor Korrosion geschützt zu verpacken, stellt eine große Herausforderung dar.
  • Ein neues Verpackungsmaterial aktiviert den Korrosionsschutz erst dann, wenn er auch wirklich gebraucht wird.
  • Diese ICB-Folie ist beispielsweise geeignet für Gitterboxen, Schüttgut oder zur Umwickelung von Maschinen und Coils.

ICB steht für Intelligent Corrosion Blocker und basiert auf dem Zusammenhang vom Grad der Luftfeuchtigkeit und dem Korrosionsrisiko bei Metall: Ab etwa 55 % Luftfeuchtigkeit nimmt dieses deutlich zu. Ein „intelligenter“ Korrosionsschutz muss also erst bei zunehmender Luftfeuchtigkeit aktiv werden.

Genau so wirkt ICB: Mit dem Auftreten von Feuchtigkeit, die Korrosion auslösen kann, beginnt das Trägermaterial, beispielsweise eine Folie, den Korrosionsschutz-Wirkstoff kontrolliert abzugeben. Sinkt die Belastung durch Feuchtigkeit wieder, so verringert sich auch die Abgabe des Korrosionsschutz-Wirkstoffes. Durch diese bedarfsgerechte Freigabe hält der Schutz insgesamt länger an und bietet eine bessere Depotwirkung als bisher auf dem Markt erhältliche Korrosionsschutz-Produkte. Dabei ist die Wirkung ebenso effektiv wie bei VCI-Verpackungen. Das überzeugte auch die Jury des Deutschen Verpackungspreises, die ICB 2021 in der Kategorie „Neues Material“ mit dem Gold-Award auszeichnete.

Metallkomponenten sind länger vor Korrosion geschützt

Hans-Jürgen Glettner von Netzsch und Benjamin Elting von Excor
Arbeiten seit Jahren zusammen: Hans-Jürgen Glettner von Netzsch und Benjamin Elting von Excor, hier vor einer in ICB-Folie verpackten Rührwerkskugelmühle. (Bild: Excor)

Überzeugt sind auch die Kunden von Excor: „Seit wir mit Excor zusammenarbeiten, also seit 2016, ist die Reklamationsrate im Bereich Verpackung & Korrosionsschutz auf null gesunken,“ freut sich Hans-Jürgen Glettner, Betriebsleiter bei Netzsch-Feinmahltechnik. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Selb stellt Maschinen und Anlagen zur Mahl- und Mischtechnologie her, die mitunter bis zu mehrere Tonnen auf die Waage bringen. Diese Großkomponenten und Maschinen für den Transport sicher und vor Korrosion geschützt zu verpacken, stellt eine große Herausforderung dar. „Für die neue ICB-Folie haben wir uns entschieden, weil wir damit unseren Kunden, die aus der ganzen Welt bei uns bestellen, einen länger anhaltenden Korrosionsschutz bieten können – insbesondere bei längeren Zwischenlagerungen in nicht klimatisierten Hallen oder auf Freigeländen. Dies ist bei den heutigen Engpässen an Lager- und Produktionsflächen ein großes Thema,“ bekräftigt Glettner seine Wahl.

Was ist trockener Korrosionsschutz mit flüchtigen Inhibitoren?

Trockener Korrosionsschutz funktioniert über sogenannte flüchtige Korrosionshemmer oder -inhibitoren. Diese Korrosionsschutz-Wirkstoffe können Bestandteil von unterschiedlichen Verpackungswerkstoffen wie Folie oder Papier sein. Sie dampfen aus diesen in den Verpackungsraum, setzen sich auf den blanken Metall­oberflächen ab und verhindern damit die Entstehung von Korrosion. Nach Entfernung der Verpackung verflüchtigen sich die Inhibitoren ohne Rückstände. Darin liegt auch der wesentliche Vorteil des trockenen Korrosionsschutzes gegenüber Schutzschichten aus Ölen oder Wachsen, die aufwendig entfernt werden müssen.

Mitarbeiterschutz: sehr gute Hautverträglichkeit

Ein weiterer Pluspunkt des ICB-Wirkstoffs, der zunächst in Form von Folie erhältlich ist: Der Wirkstoff wird zielgerecht in der Verpackung zur Unterbindung von Korrosion freigegeben und nicht schon vor oder während des Packprozesses. Im Gegensatz zu bisherigen Korrosionsschutzfolien verliert die ICB-Folie während des heißen Produktionsvorganges keine Wirkstoffe. Das gilt auch für den Umgang mit der Folie bei der Lagerung und im Verpackungsprozess. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten dadurch ein erhöhtes Gefühl der Sicherheit. Vom unabhängigen dermatologischen Test­institut Dermatest erhielt die ICB-Folie die Note „sehr gut“. Das wissenschaftliche Dermatest-Siegel bescheinigt dem Produkt damit sehr gute Hautverträglichkeit und gibt größtmögliche Sicherheit im Umgang mit der ICB-Folie, die zudem frei von Nitrit und Aminen ist.

In eigenem Forschungslabor entwickelt

Entwickelt hat den neuen Korrosionsschutzwirkstoff die hauseigene Korrosionsforschung von Excor. Die Excor Korrosionsforschung GmbH mit Sitz in Dresden wurde 1996 gegründet mit dem Ziel, Korrosionsschutz-Systeme zu entwickeln, aber auch in enger Zusammenarbeit mit den Kunden Risiken für Korrosion zu identifizieren und zu verhindern, oder die Ursache für bereits entstandene Schäden zu finden. „Vor über 30 Jahren hat Excor als erster Anbieter Folienverpackungen mit flüchtigen Korrosionsinhibitoren auf dem deutschen Markt eingeführt. Jetzt hat unsere Korrosionsforschung diese Technologie entscheidend weiterentwickelt und bietet neben dem bekannten VCI-Wirkstoff mit ICB einen intelligenten, reaktiven Korrosionsschutz,“ so Gerhard Hahn, Geschäftsführer der Excor Korrosionsschutz-Technologien und -Produkte GmbH, zu der Innovation seines Unternehmens. Im Laufe der vergangenen 25 Jahre hat die Excor Korrosionsforschung zahlreiche Korrosionsinhibitoren patentieren lassen, so auch den neuen ICB-Wirkstoff.

Geeignet für viele industrielle Anwendungen

ICB ist zunächst in folgenden Formen lieferbar: als Flach-, Schlauch-, Halbschlauchfolie, Seitenfaltenhaube, Kastenhaube, Beutel, Druckverschlussbeutel, Zuschnitt, Schrumpffolie, Luftpolsterfolie und Automatenfolie. Damit ist die ICB-Folie beispielsweise geeignet als Zwischenlage, zum Umhüllen von Stahl- und Holzgestellen oder Gitterboxen, als Überzug für fertige Metallgüter, als Einsatz für Gitterboxen, Kleinladungsträger oder Kisten, für Schüttgut, für die Palettensicherung, die Bündelung von Rohren, Stangen oder Profilen und zur Umwickelung von Maschinen und Coils. Die korrosionsschützenden Eigenschaften der ICB-Folie entsprechen den Technischen Lieferbedingungen (TL) 8135-0043, Stufe 3. Eine Arbeitsplatzüberwachung nach der Technischen Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 615 und 900 ist nicht notwendig.

Kurzinterview mit Dr. Gregor Wowsnick, Produktentwickler F & E bei Excor

Dr. Gregor Wowsnick,  Produktentwickler F & E  bei Excor
Dr. Gregor Wowsnick, Produktentwickler F & E bei Excor. (Bild: Excor)

neue verpackung: Herr Dr. Wowsnick, ICB wird nur dann aktiv, wenn die Luftfeuchtigkeit einen bestimmten Schwellwert überschreitet, wodurch der Korrosionsschutz insgesamt länger anhält. Was wäre ein in einer typischen industriellen Lagerhalle erwartbarer Wert?
Dr. Gregor Wowsnick: Typische Werte für die Luftfeuchtigkeit in Lagerhallen liegen zwischen 40 und 60 %. Das größte Korrosionsrisiko besteht jedoch dann, wenn die Temperatur einer Metall­oberfläche unter dem Taupunkt liegt. Deshalb bestehen in Lagerhallen geringere Korrosionsrisiken als beim Transport der Waren mit den dort auftretenden größeren Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen. Auf einem regional eingesetzten LKW wurden die klimatischen Bedingungen kontinuierlich aufgezeichnet und die relative Luftfeuchtigkeit unter der Plane stieg bis auf 100 % an und es wurden Temperaturen bis 60 °C erreicht. Die ICB-Folie erhöht ihre korrosionsschützende Wirkung erst unter diesen feuchteren, korrosiven Bedingungen stark. Diese bedarfsgerechte Abgabe macht den sparsamen Verbrauch aus, was letztlich auch ressourcenschonend ist.

neue verpackung: Aktuell bieten Sie den ICB-Wirkstoff in Folienform an. An welchen Verpackungsarten arbeiten Sie gerade noch?
Wowsnick: Bisher kommt ICB in PE-Folien von Excor zum Einsatz. Es ist aber auch möglich, die Wirkstoffe in anderen Kunststoffen anzuwenden, beispielsweise in Polyolefinen, ASB (Acrylnitril-Butadien-Styrol) oder Polyester, welche mittels Extrusions- oder Spritzgussverfahren unter anderem zu Hohlkammerplatten und Trays verarbeitet werden können. Hier sind wir bereits in der Entwicklung.

neue verpackung: Bei ICB handelt es sich um ein völlig neues Wirksystem in Sachen Korrosionsschutz. Ist dieses grundsätzlich für alle Anwendungen geeignet, bei denen bisher klassische VCI-Lösungen zum Einsatz kamen, oder gibt es gewisse Einschränkungen?
Wowsnick: Nein, Einschränkungen gibt es keine. ICB ist für die gleichen Anwendungen geeignet wie VCI. Generell gilt jedoch: Die Korrosionsmechanismen auf der Oberfläche verschiedener Metalle wie Eisen, Kupfer oder Zink unterscheiden sich erheblich. Daher gibt es keine Kombination von Inhibitoren, welche alle Metalle gleich gut vor Korrosion schützen würde. Im Gegenteil: Was ein Metall schützt, mag bei einem anderen Metall unter bestimmten Bedingungen sogar ungünstige Auswirkungen haben. Deswegen sollten angepasste Systeme für den jeweiligen Fall eingesetzt werden. Excor legt daher seit Langem den Fokus nicht nur auf die Entwicklung neuer Korrosionsschutzsysteme und deren Vertrieb, sondern auch auf die enge Begleitung und Beratung der Anwender beim Einsatz unserer Produkte.

Die Fragen stellte Philip Bittermann,
Chefredakteur neue verpackung

Sie möchten gerne weiterlesen?