Blitzumfrage des VDMA

Nachfrage nach Ingenieuren und Ingenieurinnen steigt

Maschinen- und Anlagenbau-Unternehmen erhalten wieder mehr Aufträge. Die positiven Aussichten sorgen für einen steigenden Einstellungsbedarf in der Branche.

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Arbeiter mit Helm unter dem Arm vor Chemieanlage
Eine verbesserte Auftragslage im Maschinen- und Anlagenbau könnte zu einer Knappheit von IngenieurInnen in der Branche führen.

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) hat Anfang Juni eine Blitzumfrage zum Thema Arbeitsmarkt und Nachwuchsrekrutierung unter seinen Mitgliedern durchgeführt. Von den 569 befragten Personalverantwortlichen halten es demnach 77 % für realistisch, dass der Personalstand im Laufe des Jahres wachsen wird. Ein Großteil der Befragten rechnet mit einer Erhöhung von maximal 5 %.

Diese Einschätzungen decken sich mit dem allgemeinen Bild vom Arbeitsmarkt im Maschinenbau. Konjunkturelle Frühindikatoren wie die Beschäftigungserwartungen des Ifo-Instituts legen nahe, dass die inländische Beschäftigung in den nächsten Monaten wieder zulegen kann. Etwas gebremst wird diese Erwartung jedoch durch den Fakt, dass sich Mai 2021 schätzungsweise noch 65.000 der Beschäftigten im Maschinenbau in Kurzarbeit befanden. Das entspricht 6,1 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesem Bereich.

Das sind die aktuellen Chemieanlagenprojekte

6 Millionen Euro für grünen Wasserstoff in Niedersachsen
Seit Mai fördert das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur fünf Projekte zu klimafreundlichem grünen Wasserstoff. Die Forschungsverbünde erhalten in einem ersten Schritt für die kommenden drei Jahre jeweils rund 1,2 Mio. Euro.
BASF erweitert Produktions-Netzwerk für Enzyme
BASF hat in den Campus von Novartis im österreichischen Kundl investiert. Damit will der Chemiekonzern sein Produktions-Netzwerk für Enzyme und andere biotechnologische Produkte weiter ausbauen.
Stahl-Partner wollen internationale H2-Lieferkette aufbauen
Die deutschen Stahlunternehmen Thyssenkrupp und HKM sowie der Hafen Rotterdam wollen gemeinsam eine internationale Lieferkette für Wasserstoff etablieren. Das Projekt ist Teil der Transformation zu klimaneutralem Stahl.
Borealis nimmt Rückgewinnungsanlage für niederkalorische Wärme in Betrieb
Wärmeenergie auf einem niedrigen Temperaturniveau geht in der Chemie oft ungenutzt verloren. Der Kunststoffhersteller Borealis hat in einem Werk in Antwerpen nun eine neue Wärmerückgewinnungstechnologie (Qpinch) in Betrieb genommen, die helfen soll Kohlendioxidemissionen zu reduzieren.
Bilfinger erhält millionenschweren Inspektionsauftrag von Total
Bilfinger hat einen Fünfjahresvertrag für die Inspektion aller Anlagen von Total E&P in Dänemark abgeschlossen. Der Industriedienstleister soll alle Offshore-Anlagen des Brennstoff-Lieferanten prüfen.
Solvay beginnt Solarstrom-Projekt mit Engie in China
Solvay hat mit dem Energiedienstleister Engie China die Installation von Solarpaneelen an seinem chinesischen Standort Zhenjiang vereinbart. Engie soll für die Wartung zuständig sein, während der Spezialchemie-Konzern den produzierten Strom aufkaufen will.
Worley plant E-Methanol-Anlage für Liquid Wind in Schweden
Das schwedische Konsortium Liquid Wind hat einen FEED-Auftrag an Worley vergeben: Im Nordosten Schwedens soll eine Anlage für die Produktion von Methanol mittels Windenergie entstehen.
BASF erweitert globale PGM-Raffineriekapazität
BASF will seine Raffinerieanlage für Platinoide in Seneca im US-Bundesstaat South Carolina erweitern. Der Chemiekonzern plant, dadurch vermehrt Edelmetalle aus gebrauchten Katalysatoren recyceln zu können.
Nouryon erweitert Anlage für expandierbare Mikrokugeln
Nouryon plant, seinen bestehenden Standort Green Bay im US-Bundesstaat Wisconsin um eine Anlage für Mikrokugeln zu erweitern. Das Spezialchemie-Unternehmen will nordamerikanische Anwender im Bereich Spezialadditive besser versorgen.
Everfuel plant Wasserstoff-Elektrolysator mit 300 MW in Dänemark
Im Rahmen der Phase II seines Projektes Hy-Synergy plant Everfuel eine Elektrolyseanlage zur Produktion von Wasserstoff mit einer Leistung von 300 MW. Die Inbetriebnahme am Standort Fredericia, Dänemark, ist für 2024 geplant.
MC-Bauchemie startet Geschäftstätigkeit auf Philippinen
Die MC-Bauchemie hat in ihrer 2020 gegründeten philippinischen Geschäftsstelle die Arbeit aufgenommen. Die neue Niederlassung soll zunächst nur Materialien vertreiben, bevor am Standort mittelfristig produziert wird.
BASF schließt Batterie-Allianz in China
BASF hat ein Joint-Venture mit dem Anbieter von Lithium-Ionen-Batteriematerialien Shanshan gegründet. Der Chemiekonzern will dadurch Zugang zum chinesischen Markt gewinnen und seine globale Präsenz erweitern.
BASF und RWE planen Offshore-Windpark für Chemieproduktion
BASF und RWE wollen den Chemiestandort Ludwigshafen zum Vorreiter in Sachen Klimaschutz machen. Ziel des Projektes ist es, mit Strom aus einem neuen Offshore-Windpark die Basischemikalien-Produktion zu elektrifizieren und Wasserstoff herzustellen.
Großprojekt für grüne Kraftstoffe aus dem Oman
OQ, Intercontinental Energy und Enertech haben als Konsortium bekannt gegeben, im Oman grünen Wasserstoff produzieren, lokal nutzen und in Form von Ammoniak exportieren zu wollen. Die benötigte Solar- und Windenergie planen sie selbst zu erzeugen.
Triplan schließt Engineering-Partnerschaften im Chemiepark Linz
Wenige Wochen nach der Gründung hat die österreichische TTP Group-Tochtergesellschaft Triplan AT in Linz Rahmenverträge für Lifecycle-Engineering-Dienstleistungen im Bereich Feinchemie und chemische API im Chemiepark Linz abgeschlossen.
CHEMIE TECHNIK
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Arbeitskräfte-Nachfrage auf vorpandemischem Niveau


Der Bundesagentur für Arbeit wurden im Mai 2021 fast 8.000 offene Stellen im Maschinenbau gemeldet. Das sind mehr Stellen als zum Jahresbeginn 2020, also noch bevor sich erste Corona-Effekte am Arbeitsmarkt niederschlugen. Diese Entwicklung der Arbeitskräfte-Nachfrage macht es wahrscheinlich, dass die mit knapp über 1 Mio. Mitarbeitern (Stand: April 2021) beschäftigungsstärkste Industriebranche in der Folge wieder vermehrt einstellt.

Ingenieurinnen und Ingenieure könnten knapp werden

In der Branche werden aktuell neben Fachkräften vor allem Expertinnen und Experten gesucht – diese Kategorie umfasst in erster Linie Ingnieurinnen und Ingenieure. Mehr als die Hälfte der Personalverantwortlichen plant, bis Ende des Jahres das Personal in diesem Bereich aufzustocken. Einen besonders hohen Bedarf an Fachkräften registriert der VDMA in den Fachverbänden Elektrische Automation, Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen, Mess- und Prüftechnik, Fördertechnik und Intralogistik. Hochqualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind rar, was sich darin widerspiegelt, dass vier von fünf Befragten angaben, bereits jetzt Engpässe bei den Ingenieurinnen und Ingenieuren zu spüren. Sie befürchten, dass diese sich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten verschärfen könnten.

Dieses Ranking zeigt Ihnen die Gehälter von Ingenieurinnen und Ingenieuren in der Industrie.

Mann und Frau die Armdrücken auf einer Anlagen-Baustelle machen
Die Durchschnittsgehälter für Ingenieure im Bereich Projektierung starten mit 57.020 Euro. Platz 8 im Gehaltsranking.
Mensch mit Arbeitsschutzhelm im Anzug mit dem Rücken zur Kamera
Basis für den Gehaltsvergleich sind laut Seitenbetreiber die Angaben von 4.000 Ingenieuren und Ingenieurinnen. Im Baugewerbe lag das Durchschnittsgehalt für Ingenieure der Untersuchung zufolge bei 59.400 Euro im Jahr – 7,3 % mehr als 2020.
Mann im Anzug, Hand im Vordergrund bedient durchsichtigen Touchscreen
Informatiker sind gefragt, besonders durch die gezwungene digitale Transformation aufgrund der Pandemie. So verdienen Ingenieure in der Informatik-Branche laut dem acht Positionen umfassenden Ranking im Schnitt 63.414 Euro p.a.
Deutlich über dem Durchschnitt werden Ingenieure in der Energietechnik bzw. in der Energiewirtschaft bezahlt: Mit durchschnittlich 68.980 Euro landen sie auf Platz drei des Gehaltsrankings für Ingenieure.
Ingenieure in der Energietechnik und -wirtschaft haben mit durchschnittlich 65.028 Euro zwar ein definitiv ausreichendes Jahresgehalt, haben aber seit 2020 Gehalteinbußen von etwa 6 % zu verzeichnen.
Arbeiter mit Helm und Handschuhen in der Hand im Vordergrund, im Hintergrund Werkshalle mit weiteren Arbeitern
Der Maschinen- und Anlagenbau zählt mit einem Durchschnittsgehalt von 66.080 Euro pro Jahr zu einem der attraktiven Arbeitgeber für Ingenieure.
Mann der an Elektronik schraubt
Den Sprung über die 70.000er-Marke macht das Gehaltsgefüge in der nächsten Position, der Elektrotechnik: Die Ingenieure verdienen in dieser Branche im Mittel 70.200 Euro. Damit schaffen sie es auf Platz 3 des Rankings.
Roboter die Fahrzeug zusammenbauen
Besonders gut bezahlt die Autoindustrie ihre Ingenieure. Mit 72.232 Euro liegt die Branche mehr als 13.000 Euro über dem Durchschnitt aller Branchen und sichert sich damit Platz 2 im Ranking.
Mann im Anzug steht mit Hammer vor Loch in Wand durch das Chemieanlage zu sehen ist
And the winner is: die chemisch-pharmazeutische Industrie. Mit Jahresgehältern von durchschnittlich 79.556 Euro werden Ingenieure in der Chemie am besten bezahlt. Die Zahl reflektiert allerdings auch das Durchschnittsalter der Ingenieure in dieser Branche. Das Einstiegsgehalt für Berufsanfänger liegt in Chemie- und Pharmaunternehmen bei 54.430 Euro.

Die Nachfrage nach Ingenieurinnen und Ingenieuren, die der Verband in seiner Blitzumfrage ermittelt hat, zeigt sich auch in anderen Marktuntersuchungen. In dem vom Personaldienstleister Hays veröffentlichten Fachkräfte-Index zeigt sich, dass die Arbeitskräfte-Nachfrage seit einigen Monaten wieder steigt. Im ersten Quartal 2021 lag der Index schon wieder auf ähnlichem Niveau wie im Jahr 2019. Auch andere Branchen wie das Baugewerbe, die IT, die Elektronik/Elektrotechnik und die öffentliche Verwaltung verzeichnen eine stark gestiegene Nachfrage nach Ingenieurinnen und Ingenieuren. Vermehrt werden Betriebs-, Bau-, Qualitäts- und Fertigungsingenieurinnen und -ingenieure gesucht.

Schnittstellen-Kompetenzen sind gefragt

Die Anforderungen, die an diese Ingenieurinnen und Ingenieure gestellt werden, haben sich dabei in den letzten Jahren gewandelt, wie die jüngste VDMA-Ingenieurserhebung von 2019 gezeigt hat. Es sind vermehrt Fachkräfte mit Schnittstellen-Kompetenzen zu angrenzenden Fachbereichen, insbesondere der Informatik gefragt. Gut ausgebildetes Fachpersonal mit IT-Zusatzqualifikationen wurde also bereits vor der Corona-Pandemie gesucht.

Mehr zur konjunkturellen Dynamik im Maschinen- und Anlagenbau und der Produktionsprognose für 2021 des VDMA lesen Sie hier.