
Wäre die Zement-Industrie ein Staat, sie läge bei den CO2-Emissionen an dritter Stelle, hinter China und den USA. (Bild: Adobe Stock – 7crafts / podsolnykh)
Beton ist eigentlich recht einfach: Er besteht aus Sand als wesentlichem Rohstoff, sowie aus eventuellen Zusätzen wie Kies, Wasser und einem Bindemittel. Letzteres basiert in der Regel auf gebranntem Kalk. Die Vorteile dieses Baumaterials liegen auf der Hand: Es ist relativ günstig, es ist geradezu sprichwörtlich unnachgiebig, und es lässt sich in beinahe beliebige Form gießen und damit vielseitig einsetzen. Aufgrund dieser Vorzüge ist Beton nach Wasser die industriell am zweitmeisten genutzte Substanz.
Eine Tonne CO2 für jede Tonne Zement
Allerdings drückt Beton – genauergesagt dessen Bestandteil Zement sowie die zur Produktion notwendige Energie – aufs Klima: Die Zementherstellung ist, je nach Rechenweg und einbezogenen Produktionsprozessen, verantwortlich für 4 bis 8 % der weltweiten CO2-Emissionen. Gut die Hälfte davon entsteht beim Brennen von Zementklinker, wo für jedes produzierte Molekül Kalziumoxid ein Molekül des Treibhausgases CO2 austritt. Hinzu kommt der große Energieaufwand zum Heizen, der noch zum großen Teil mit fossilen Brennstoffen anstatt aus erneuerbaren Energien gedeckt wird. Zusammengerechnet führt das dazu, dass für jede Tonne Zement bei der Herstellung eine Tonne CO2 anfällt. Wäre die Zement-Industrie ein Staat, sie läge bei den CO2-Emissionen an dritter Stelle, hinter China und den USA.
Zwar haben viele der großen Zementhersteller in den letzten Jahren in energieeffiziente Brennöfen investiert und so neben den Energiekosten auch die CO2-Emissionen gesenkt. Der Verzicht oder zumindest der teilweise Ersatz der fossilen Energieträger zum Beheizen des Brennprozesses leistet ebenfalls einen Beitrag zum Klimaschutz. Allerdings gehen die mit solchen Maßnahmen eingesparten Emissionen im gigantischen und gleichzeitig wachsenden Bedarf an Zement förmlich unter: In den letzten 30 Jahren ist die weltweite Jahresproduktion von Zement von 1 Mrd. t auf über 4 Mrd. t angestiegen. Zum Vergleich: Die Menge an Plastik, die in den letzten 60 Jahren weltweit produziert wurde, beträgt etwa 8 Mrd. t. Die Zementindustrie produziert mehr als das in zwei Jahren.
Kreislaufwirtschaft noch illusorisch
Laut einem Bericht des britischen „Guardian“ wäre die Branche aufgrund dieser Zahlen in der Lage, im Alleingang die Ziele des Klimaschutzabkommens von Paris zu kippen oder zumindest stark zu gefährden. Demnach müssen, um die Erderwärmung auf 2°C zu begrenzen, die jährlichen Treibhausgasemissionen in den nächsten zehn Jahren um mindestens 16 % sinken. Ohne einen Beitrag der Zementindustrie ist das kaum zu schaffen. Die weiteren drastischen Senkungen der Emissionen, die in der Folgezeit notwendig sind, sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt.
Dabei gibt es klimafreundlichere Alternativen für die Zementproduktion: Aus Nebenprodukten anderer Industrien, wie Schlacke aus der Stahlproduktion oder Flugasche aus Kohlefeuerungen, lassen sich mit deutlich geringeren Emissionen zementähnliche Materialien herstellen. Diese alternativen Zementmischungen werden beispielsweise bei niedrigeren Temperaturen gebrannt, wodurch der Energiebedarf und damit der klimaschädliche CO2-Ausstoß bei der Herstellung sinkt. Allerdings beschränkt sich der Einsatz solcher Materialien bislang auf die Forschung. Großprojekten, die die Möglichkeiten solcher Baustoffe zeigen, sind bislang ausgeblieben. Die Industrie bleibt somit vorerst bei altbewährter Technologie.
Helfen könnte es auch, wenn sich Beton-Elemente nach der Herstellung zurückverfolgen ließen. Dann wäre es auch möglich, ihre genaue Zusammensetzung festzustellen, und nach dem Abriss eines Gebäudes könnten einzelne Bestandteile für neue Bauten verwendet werden. Bislang landet Beton-Bauschutt auf Deponien, eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft ist unter den derzeitigen Bedingungen illusorisch. Einige festbetonierte Meinungen und Strukturen gibt es noch zu überwinden, um die Klimabilanz der Zementherstellung nachhaltig zu verbessern.
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