PFAS im Boden

Es gibt viele verschiedene PFAS: Von den relativ wenigen gut untersuchten gelten laut der Europäischen Umweltagentur EEA "die meisten als mittel- bis hochtoxisch". (Bild: Chris Anton – stock.adobe.com)

Ohne PFAS ließen sich die Schlüsseltechnologien der Transformation zur Klimaneutralität nicht produzieren: kein Windrad, kein Energiespeicher, kein E-Auto, keine Halbleiter, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), dem Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) und dem Verband der Automobilindustrie (VDA). Gemeinsam vertreten die Organisationen drei der vier größten Branchen in Deutschland.

Die Verbände wenden sie sich gegen das aktuell von der EU geplante pauschale PFAS-Verbot und plädieren für eine differenzierte Betrachtung der Gruppe mit über 10.000 Stoffen. Sie fordern: Die Stoffe, für die es aktuell noch keinen Ersatz gibt und solche, von denen kein Risiko für Mensch und Umwelt ausgeht, sollen der Industrie weiterhin zur Verfügung stehen. Es dürfe nicht zu „unverhältnismäßigen Verboten“ kommen. PFAS, von denen Risiken für Mensch und Umwelt ausgehen, sollen demgegenüber kontinuierlich substituiert werden, wie es bereits heute gängige Praxis ist.

PFAS für viele Industrie „unverzichtbar“

Für die von den Verbänden vertretenen Branchen seien viele PFAS aus der Stoffgruppe aktuell unverzichtbar. Die Stoffe würden umfassend in Querschnittstechnologien, beispielsweise als Dichtungen und Kabel, verbaut und in allen relevanten Schlüsseltechnologien eingesetzt, die maßgeblich über den Erfolg des Green Deal mitentscheiden werden. Auch Lithium-Ionen-Batterien oder Wasserstofftechnologien seien dringend auf PFAS angewiesen.

„Ein umfassendes PFAS-Verbot gefährdet viele grüne Technologien, von Windenergieanlagen über die Wasserstofferzeugung bis hin zur Produktion von Brennstoffzellen“, erklärte VDMA-Präsident Karl Haeusgen. Zudem seien die PFAS tief im Inneren von Maschinen verbaut und hätten damit keinen direkten Kontakt mit der Umwelt. PFAS müssten daher differenziert und risikobasiert betrachtet werden, „nicht pauschal mit dem Holzhammer", sekundierte ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel. Auch für den Automobilbau seien „heute weder die bestehenden Fahrzeuge noch zukünftige Fahrzeugtechnologien denkbar“, sagte die dritte Branchenvertreterin VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Ihre Branche nehme den verantwortungsvollen Umgang mit PFAS ernst und werde „dies selbstverständlich auch in Zukunft tun."

Wirtschaftsminister Habeck deutet Zustimmung an

Hoffnung, dass der Appell gehört wird, können die Branchenvertreter derweil offenbar haben. So sprach sich auch Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck für „Augenmaß“ bei der Regulierung von PFAS-Chemikalien. Gegenüber der Deutschen Presseagentur (DPA) erklärte der Grünen-Politiker es brauche zwar eine „bessere Regulierung dort, wo es für den Verbraucherschutz notwendig ist, aber keine Überregulierung für die Wirtschaft, wo es Wachstum und Technologieentwicklung hemmt.“

Konkret heiße dies: „Da, wo diese Chemikalien nicht sicher für Mensch und Umwelt verwendet werden und gut durch andere Stoffe ersetzt werden können, sollten wir den schnellen Ausstieg befördern.“ Die gelte vor allem da, wo sie verbrauchernah eingesetzt werden.

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