
Lanxess baut das Geschäft mit Industrieschmierstoff-Additiven bei Rhein Chemie Additives aus. (Bild: Lanxess)
Im zweiten Quartal 2020 verzeichnete Lanxess wie erwartet deutliche Auswirkungen der Corona-Pandemie auf seine Geschäftsergebnisse. Das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen sank um 20,3 % von 281 Mio. Euro auf 224 Mio. Euro. Damit lag das Ergebnis in der Mitte der im Mai prognostizierten Bandbreite zwischen 200 Mio. Euro und 250 Mio. Euro. Der Konzernumsatz lag im zweiten Quartal mit 1,436 Mrd. Euro um 16,7 % unter dem Wert des Vorjahresquartals von 1,724 Mrd. Euro. Trotzdem konnte Lanxess seine Netto-Finanzverbindlichkeiten deutlich zurückfahren. Grund dafür war der Erlös aus dem Verkauf der Anteile am Chemiepark-Betreiber Currenta, den der Konzern Ende April abgeschlossen hat.

Lanxess-Cheff Matthias Zachert ist zufrieden, erwartet aber "keine schnelle gesamtwirtschaftliche Erholung".
„Wie erwartet haben wir nach dem massiven Einbruch der Weltwirtschaft im zweiten Quartal die Corona-Krise deutlich stärker gespürt als noch in den ersten drei Monaten des Jahres. Unsere stabile Aufstellung, unsere starke Liquidität und unsere hohe Kostendisziplin bringen Lanxess aber weiterhin gut durch diese herausfordernde Zeit. Im Übrigen sehen wir in Asien bereits erste Zeichen einer Aufhellung. Daher bleibe ich zuversichtlich, auch wenn derzeit keine schnelle gesamtwirtschaftliche Erholung abzusehen ist“, sagte der Vorstandsvorsitzende Matthias Zachert. Lanxess erwartet für das Gesamtjahr 2020 weiterhin ein Ebitda vor Sondereinflüssen zwischen 800 Mio. und 900 Mio. Euro.
Verbrauchernahe Segmente schlagen sich besser
Bezogen auf die einzelnen Segmente entwickelte sich insbesondere das Geschäft mit verbrauchernahen Schutzprodukten im Segment Consumer Protection erfreulich für Lanxess. Der Umsatz stieg hier um 21,9 % auf über 300 Mio. Euro. Die drei anderen Segmenten verzeichneten dagegen teilweise deutlich sinkende Erlöse. Im Geschäft mit Basis- und Feinchemikalien (Advanced Intermediates) ging der Umsatz aufgrund geringerer Nachfrage sowie preisbedingt um knapp 20 % auf 469 Mio. Euro. Auch im Additiv-Geschäft (Specialty Additives) sank der Umsatz aufgrund der schwachen Nachfrage um etwa ein Fünftel Prozent auf knapp über 403 Mio. Euro. Am stärksten fiel das Minus im Bereich technische Kunststoffe und Polyurethane (Engineering Materials) aus: Nach dem auch preisbedingten Rückgang von knapp einem Drittel betrug der Umsatz hier noch 244 Mio. Euro.
Lanxess verkauft Lederchemikalien-Geschäft an TFL

Lederchemikalien stellt der Konzern bisher unter anderem am Standort Leverkusen her. (Bilder: Lanxess)
In all den drei zurückgehenden Segmenten spielte dabei die schwache Nachfrage aus der Automobilindustrie eine Rolle. Um sich von dieser Branche in Zukunft noch unabhängiger zu machen, hat Lanxess bereits am Vortrag den Verkauf seines Geschäfts mit organischen Lederchemikalien bekanntgegeben. Dieses geht an TFL Ledertechnik, einem globaler Anbieter für Lederchemikalien und Portfoliounternehmen der US-Investmentgesellschaft Black Diamond Capital Management. Der Kaufpreis umfasst eine fixe Komponente in Höhe von 80 Mio. Euro sowie eine erfolgsabhängige Komponente von bis zu 115 Mio. Euro. Zusätzlich übernimmt TFL mit dem Geschäft verbundene Verbindlichkeiten. Der Abschluss der Transaktion wird für die Jahresmitte 2021 erwartet.
Gerbereien setzen organische Lederchemikalien in allen Prozesstufen der Lederproduktion ein. Lanxess stellt die Produkte in Leverkusen, Filago (Italien) und Changzhou (China) her. Hinzu kommen anwendungstechnische Labore und Verkaufsbüros weltweit. TFL werde sämtliche Betriebe mit insgesamt rund 460 Mitarbeitern des Geschäftszweigs Organische Lederchemie übernehmen. 2019 hatte Lanxess mit dem Geschäft einen Umsatz im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erzielt. Mit dem Verkauf steigt der Konzern vollständig aus der Lederchemie aus. Zuvor hatte der Spezialchemie-Konzern bereits das Chromchemikalien-Geschäft veräußert, ebenso seinen Anteil an der südafrikanischen Chromerzmine.
„Wir sind überzeugt, dass wir dem Geschäft durch den Übergang an TFL neue Wachstums- und Entwicklungsperspektiven eröffnen und es damit deutlich stärken“, sagte Konzernchef Matthias Zachert. „Gleichzeitig machen wir Lanxess noch ein Stück unabhängiger von der Automobilindustrie, einer wichtigen Zielbranche für Lederprodukte.“(jg)
Die größten Chemiestandorte in Deutschland

Mit 180 Hektar Gesamtfläche kommt der von Yncoris (ehemals Infraserv Knapsack) betriebene Chemiepark Knapsack auf Platz 19 des Chemiepark-Rankings deutscher Standorte. (Bild: Yncoris)

Der von Infraserv Gendorf betriebene Chemiepark Gendorf umfasst 197 Hektar Gesamtfläche. (Bild: Chemiepark Gendorf)

Als Chemie- und Industriepark sieht sich der Standort Zeitz in Ostdeutschland. Die Gesamtfläche beträgt 232 ha. (Bild: Infra-Zeitz Servicegesellschaft mbH)

Im Chempark Krefeld, der von Currenta betrieben wird, hat unter anderem der Kunststoffhersteller Covestro Produktionsanlagen in Betrieb. Gesamtfläche: 260 ha. (Bild: Covestro)

Solvay betreibt in Rheinberg Chlor-Vinyl-Anlagen und vermarktet die freien Flächen des Industrieparks (261 ha Gesamt, frei: 80 ha). (Bild: Solvay)

Klarer Fokus auf Petrochemie hat der Standort Gelsenkirchen-Scholven, der von Ruhröl - BP Gelsenkirchen betrieben wird. (280 ha) (Bild: BP)

Der von der BASF betriebene Standort Schwarzheide umfasst 290 ha, davon stehen 95 ha für neue Ansiedler zur Verfügung. (Bild: BASF)

Auch Dormagen ist ein von Currenta betriebener Chempark-Standort. Dort stehen von einer Gesamtfläche von 360 ha nur noch 25 ha für Ansiedler zur Verfügung. (Bild: Covestro)

Agrochemie bildet einen Fokus am Chemiestandort Piesteritz, der von SKW betrieben wird. Von 390 ha sind noch 30 für Ansiedler frei. (Bild: SKW Stickstoffwerke Piesteritz)

Der Industriepark Brunsbüttel ist zwar auch ein ehemaliger Bayer-Standort, wird aber nicht wie die Chempark-Standorte von Currenta betrieben, sondern vom Kunststoffhersteller Covestro. Von 420 ha sind 250 ha frei. (Bild: Covestro)

Infraserv Höchst betreibt mehrere Chemieparks, der größte davon ist der Standort Höchst (460 ha, 50 ha Freifläche). (Bild: Infraserv Höchst)

Der größte unter den von Currenta betriebenen Chempark-Standorten ist das Werksgelände in Leverkusen (480 / 30 ha). (Bild: Currenta)

Am Standort Lingen im Emsland wird nicht nur Chemie hergestellt, sondern wird auch Strom und Dampf aus Kernkraft produziert. Von 500 ha Gesamtfläche sind 80 verfügbar. (Bild: RWE)

Der Chemiepark Marl landet mit einer Gesamftfläche von 650 ha auf Platz 6 unseres Rankings. (Bild: Evonik)

Der Standort Schwarze Pumpe in der Lausitz kommt auf 720 ha, von denen 70 ha verfügbar sind. (Bild: Vattenfall)

Der Industriepark Schwedt wird von der PCK Raffinerie beherrscht, die gleichzeitig Betreiber des 800 ha umfassenden Geländes ist. (Bild: Werner Weber-Fotolia)

Auf Platz 3 der Chemiestandorte landet das BASF-Gelände in Ludwigshafen (1000 ha). Nach jüngster Erhebung stehen dort noch 50 ha für neue Anlagen zur Verfügung. (Bild: BASF)
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