Das neue Flusswasserwerk kann 15.000 Kubikmeter Wasser pro Stunde reinigen. (Bild: Infraserv Höchst)
- Das fast 100 Jahre alte Flusswasserwerk im Industriepark Höchst wurde durch ein neues ersetzt.
- Das aufbereitete Flusswasser kann bis zu 50-mal wiederverwendet werden.
- Die neue Anlage hat eine Reinigungsleistung von bis zu 15.000 m3/h.
Wie an allen Chemie- und Pharma-Produktionsstandorten gilt im Industriepark Höchst in Frankfurt am Main: Ohne Wasser geht nichts. Mit der für sämtliche Produktionsprozesse unverzichtbaren Ressource werden die Industriepark-Unternehmen vom Betreiber Infraserv Höchst versorgt. Der Main fließt durch den Industriepark und ist die wichtigste Wasserquelle für das Areal, das über 90 ansässige Unternehmen, 22.000 Beschäftigte und eine Fläche von 460 ha verfügt. Das Flusswasser deckt 95 % des Wasserbedarfs am Standort. Pro Jahr werden aktuell 60 Mio. m3 Flusswasser aus dem Main gefördert, die aufbereitet und den Unternehmen am Standort als Nutzwasser zur Verfügung gestellt werden.
Mit der Inbetriebnahme des neuen Flusswasserwerks kann eine Anlage abgeschaltet werden, die es auf eine lange Lebenszeit gebracht hat: Fast 100 Jahre versorgte das alte Werk die Produktion des Industrieparks mit Wasser. Nun versorgt der Nachfolger die Unternehmen. Die schrittweise Inbetriebnahme verlief reibungslos, ohne dass die Wasserversorgung unterbrochen wurde. Aktuell läuft der Testbetrieb, währenddessen das alte Flusswasserwerk noch über eine Rohrleitung mit dem neuen Werk verbunden bleibt. Geht das neue Werk in den Regelbetrieb über, entfernt der Betreiber diese Verbindung und schaltet das alte Flusswasserwerk endgültig ab.
50-fache Wiederverwendung
Um das gewonnene Wasser bestmöglich zu nutzen, wird es recycelt, sodass aufbereitetes Flusswasser bis zu 50-mal wiederverwendet werden kann. Das Ergebnis: Durch die Aufbereitung kann der Betreiber den ansässigen Unternehmen ein Vielfaches der jährlich aus dem Main entnommenen 60 Mio. m3 Flusswasser zur Verfügung stellen. Zusammen mit Regenwasser und gereinigtem Abwasser aus der Abwasserreinigungsanlage wird das Wasser anschließend wieder in den Main zurückgeführt.
Mit dem Neubau des Flusswasserwerks hat der Betreiber in die Versorgungssicherheit des Industrieparks investiert. Die Bauarbeiten fanden in 8 m Tiefe, nur 5 m vom Main entfernt statt, um eine massive, wasserdichte Wanne aus Beton zu errichten, wofür die Bauexperten verschiedene Verfahren kombinieren mussten. Zudem ruht das Gebäude auf mehr als 80 Pfählen, damit es auch bei einem Jahrhundert-Hochwasser nicht aufschwimmt.
Spezialangefertigte Pumpen
Im Sinne des verantwortungsvollen Umgangs mit der wertvollen Ressource wird die Wassernutzung effizienter und nachhaltiger als bisher: Die sechs im Flusswasserwerk verbauten Hochleistungspumpen passen ihre Drehzahl automatisch dem Wasserbedarf an und sind für eine Fördermenge von 3.000 m3/h ausgelegt. Es sind Spezialanfertigungen, die genau auf die Anforderungen des Industrieparks angepasst wurden – die Pumpengehäuse wurden eigens für das Flusswasserwerk konstruiert und gegossen. Jede der Pumpen wiegt rund 7,5 t.
Nach einer Vorfiltration durchläuft das Wasser zwei Filterstufen, in denen es bis auf 20 µm gereinigt wird, dafür kommen Scheibenfilter aus Schweden zum Einsatz. Insgesamt hat die neue Anlage eine Reinigungsleistung von bis zu 15.000 m3/h Flusswasser.
Zehn verschiedene Wasserarten
Das Flusswasser wird zum Teil zu sehr hohen Wasserqualitäten aufbereitet, beispielsweise zu einer dem Trinkwasser angenäherten Qualität, dem Reinwasser oder zu vollentsalztem Wasser. Die Unternehmen am Standort verwenden letzteres für qualitativ hochwertige Produktionsprozesse und zur Dampferzeugung. Insgesamt produziert und verteilt der Betreiber zehn verschiedene Wasserarten: Flusswasser, Rückkühlwasser, Reinwasser, vollentsalztes Wasser, Kesselspeisewasser, Brunnenwasser, Trinkwasser, gereinigtes Wasser, vollentsalztes Wasser aus Brunnenwasser und Treated Water.
Ifat 2024, Halle A6 – 326
