Kraftwerk von Uniper und Jade-Weser-Hafen

Uniper betreibt in Wilhelmshaven ein Kraftwerk und will am Jade-Weser-Hafen einen Wasserstoff-Hub errichten. (Bild: bonpictures Adobe Stock)

Das Terminal soll einen so genannten Ammoniak-Cracker zur Herstellung von Wasserstoff erhalten und an das zukünftige Wasserstoff-Netz angeschlossen werden. Darüber hinaus ist eine Elektrolyse-Anlage in der Größenordnung von 410 MW geplant. Importterminal und Elektrolyse gemeinsam würden rund 295.000 t Wasserstoff produzieren und damit rund 10 % des Bedarfs für ganz Deutschland im Jahr 2030 decken können. Der erzeugte klimafreundliche Wasserstoff soll der Versorgung der lokalen Industrie dienen, aber auch in das geplante nationale Wasserstoff-Netz eingespeist werden können. Damit wäre einem zentralen Problem der Energiewende Rechnung getragen: der Versorgungssicherheit. Die Ammoniak-Split-Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff wäre die erste skalierte Anlage ihrer Art. Unlängst hatten weltweit verschiedene Unternehmen angekündigt, Anlagen zur Produktion von Ammoniak aus grünem Wasserstoff bauen zu wollen.

David Bryson, COO Uniper: „Deutschland und Europa müssen starke Industriestandorte bleiben. Wenn wir dies trotz der ehrgeizigen Klimaschutzziele schaffen wollen, brauchen wir Wasserstoff – im Stahlsektor, der Chemie oder im Lastverkehr, der Schifffahrt und dem Luftverkehr. Wir müssen Wasserstoff mit seinen zahlreichen Anwendungen zu einer „Commodity“ machen." Das Unternehmen schätzt die geplante deutsche grüne Wasserstoffproduktion im Jahr 2030 auf 14 TWh, der Bedarf sei dann aber mit  90 bis 110 TWh deutlich höher. "Wir werden sehr stark auf Importe angewiesen sein, wenn wir unsere Klimaziele auch mit Hilfe von Wasserstoff erreichen wollen“, so Bryson.

Die Inbetriebnahme des neuen Terminals ist für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts geplant und abhängig vom nationalen Importbedarf und Exportangebot. Zusammen mit der ebenfalls am Standort Wilhelmshaven geplanten Wasserstoff-Elektrolyse würde damit am Standort Wilhelmshaven ein “Energy Hub” im Zeichen einer CO2-neutralen Zukunft der Energieversorgung entstehen.

Europäische Förderung für integrierte Projekte

“Green Wilhelmshaven” mit seiner Kombination aus Wasserstoffimport und -herstellung ist eines der Projekte, die Uniper zur Schaffung eines gemeinsamen europäischen Wasserstoffmarktes vorgeschlagen und vor wenigen Wochen beim Bundeswirtschaftsministerium als „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI) eingereicht hat. Mit den IPCEI sollen integrierte Projekte entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette gefördert werden. Zudem arbeitet Uniper mit Partnern an einer Machbarkeitsstudie, die den Bau einer Direktreduktionsanlage mit vorgeschalteter Wasserstoff-Elektrolyse auf dem bestehenden Kraftwerkgelände in Wilhelmshaven sowie die Entwicklung der dazu nötigen Infrastruktur zur Versorgung mit Rohmaterialien prüft. Ziel sei es, rund zwei Millionen Tonnen „grünes“ Roheisen mit Hilfe von Wasserstoff aus Windstrom zu produzieren. Bei diesem Projekt kooperiert Uniper mit den Unternehmen Salzgitter und Rhenus Logistics sowie der Stadt Wilhelmshaven und dem Land Niedersachsen.

 

Wasserstoff für klimafreundliche Stahlproduktion statt LNG-Terminal

Dr. Axel Wietfeld, Leiter des Geschäftsbereichs Wasserstoff bei Uniper: „Gerade in der Stahlerzeugung spielt Wasserstoff für die gewollte Reduktion der CO2-Emissionen eine entscheidende Rolle. Aktuell entstehen bei der Erzeugung einer Tonne Rohstahl noch rund eine Tonne an CO2-Emissionen. Nur mit Wasserstoff haben wir in diesem Industriezweig eine realistische Möglichkeit zur Dekarbonisierung.“

Ursprünglich hatte Uniper am Standort Wilhelmshaven die Errichtung eines schwimmenden Importterminals für Verflüssigtes Erdgas (LNG) geprüft. Ein Markttest zur Bekundung verbindlichen Interesses hatte im Oktober 2020 erwiesen, dass es im LNG-Markt derzeit zu wenig Interesse an der langfristigen Buchung großer LNG Regas-Kapazitäten in Deutschland gibt.

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