Interview mit Oliver K. Stöckl, Geschäftsführer Endress+Hauser Deutschland
Die Prozessindustrie wandelt sich rasant – digital, ökologisch und strategisch. Wie Messtechnik-Spezialist Endress+Hauser den Weg zu einer nachhaltigen, effizienten und zukunftsfähigen Industrie begleitet, erläutert Geschäftsführer Oliver Stöckl im Interview.
Endress+Hauser Endress+Hauser
(Bild: Endress+Hauser/Kristoff Meller)
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(Bild: Endress+Hauser)
Zur Person
Oliver Stöckl ist seit 2019 Geschäftsführer der deutschen Vertriebsgesellschaft von Endress+Hauser.
Davor war der passionierte Vertriebler bereits für verschiedene Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau tätig.
Sein Ziel ist es, dass Endress+Hauser die Digitalisierung weiterhin als Innovator maßgeblich voranbringt.
Industrieunternehmen stehen vor einem grundlegenden Wandel – technologisch, ökologisch und strategisch. Wie begleitet Endress+Hauser seine Kunden auf dem Weg? Oliver Stöckl: Neben unserer Expertise in der Messtechnik verstehen wir uns vor allem als Partner unserer Kunden, der sie unterstützt, wenn es um komplexe Fragestellungen, ein tiefes Verständnis ihrer Prozesse oder die Entwicklung nachhaltiger Strategien geht. Wir denken über das eigentliche Messen hinaus: Mit vorausschauender Wartung, individuellen Serviceverträgen und digitalen Lösungen schaffen wir Transparenz, Sicherheit und Planbarkeit. So können unsere Kunden ihre Anlagen zuverlässig betreiben, Emissionen senken und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken.
In welchen Schlüsseltechnologien sieht Endress+Hauser das größte Potenzial, um die grüne Transformation der Industrie maßgeblich voranzutreiben? Oliver Stöckl: Der Schlüssel zur grünen Transformation liegt für uns in zwei Bereichen mit besonders großer Wirkung. Der erste ist die Digitalisierung. Smarte Sensoren, Cloud-Anwendungen und zunehmend auch Künstliche Intelligenz schaffen die Grundlage, Daten in Echtzeit zu nutzen. Dadurch lassen sich Prozesse nicht nur stabiler und effizienter steuern, sondern auch flexibler anpassen. Energie- und Rohstoffverbräuche sinken, Emissionen werden messbar und können gezielt reduziert werden.
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Der zweite Bereich ist die Dekarbonisierung. Technologien wie Carbon Capture, Utilization & Storage (CCUS) sowie der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft sind entscheidend, um die Industrie langfristig von fossilen Energien zu lösen. Präzise Mess- und Analyselösungen spielen hier eine Schlüsselrolle: Sie machen neue Verfahren zuverlässig, skalierbar und wirtschaftlich – und damit überhaupt erst umsetzbar. Ein aktuelles Beispiel dafür ist unser gemeinsam mit vier Partnern entwickelter MEGC-Container für Wasserstoff. Er verbindet modernste Mess- und Automatisierungstechnik mit innovativer Speicher- und Werkstofftechnologie. Damit setzt er neue Maßstäbe für den sicheren und effizienten Transport und schafft eine zentrale Voraussetzung für den Markthochlauf von Wasserstoff.
Angesichts verhaltener Investitionen steht der Industriestandort Deutschland zunehmend auf dem Prüfstand. Wie schätzen Sie die Lage ein – auch im Vergleich zum internationalen Markt? Oliver Stöckl: Deutschland ist und bleibt für uns Kernmarkt. Hier liegt unser Ursprung, hier sitzen viele unserer wichtigsten Kunden – und hier investieren wir bewusst weiter, weil wir an die Zukunft des Standorts glauben. So fließen derzeit mehr als 100 Millionen Euro in den Ausbau unseres Entwicklungs- und Produktionsstandorts in Maulburg. Gleichzeitig erleben wir die Herausforderungen hautnah: hohe Energiekosten, internationale Konkurrenz und politische Unsicherheit. Gerade deshalb ist es entscheidend, Innovationen in Deutschland voranzutreiben. Wir investieren gezielt in unsere Standorte und Kompetenzzentren, die weltweit Maßstäbe setzen – und stärken damit nicht nur unsere eigene Position, sondern auch die Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts.