Positionen in den Chemie-Tarifverhandlungen 2024

Das wollen Gewerkschaft und Arbeitgeber

Die Tarifverhandlungen in der Chemie starten im April 2024. Unsere Bilderstrecke fasst die wichtigsten Positionen von Arbeitgebern und Gewerkschaft IGBCE zusammen.

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Banner am Gebäude des IGBCE; Chemie-Tarifverhandlungen, Gewerkschaft,
In den sozialen Medien findet man alles zu den diesjährigen Tarifverhandlungen unter #chemie24.

Seit 1971 gab es keinen größeren Streik in der Chemieindustrie mehr – verglichen mit den Tarifverhandlungen in anderen Branchen ist das ungewöhnlich und dieser nun 53 Jahre andauernde Frieden könnte 2024 vorbei sein. Der Süddeutschen Zeitung zufolge, hat Oliver Heinrich, Verhandlungsführer der IGBCE, gesagt, dass wenn die Verhandlungen bis Ende Juni nicht nahe an einen Abschluss kämen, die Gewerkschaft ihre Forderungen auch anders deutlich machen könne. Und Heinrich wird noch deutlicher, indem er angibt, dass die Arbeitgeber eigentlich wissen sollten, dass Arbeitskämpfe zum Werkzeugkasten zählen. Darüber wie weit die Standpunkte von IGBCE und dem Chemie-Arbeitgeberverband BAVC auseinanderklaffen, können Sie sich in der Galerie unten ein Bild machen.

Demonstration beim Reifenhersteller Michelin
Die Chemie-Tarifverhandlungen betreffen 2024 deutschlandweit etwa 585.000 Beschäftigte in der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Insbesondere bei der Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage der Unternehmen liegen die Tarifparteien in diesem Jahr weit auseinander – es könnte sogar zum Äußersten kommen, einem Streik, ähnlich wie im Bild beim Reifenhersteller Michelin. Mehr auf den folgenden Bildern der Galerie.
Münzen auf einem Geldschein
Die zentrale Forderung, mit der die Chemie-Gewerkschaft IGBCE in die Verhandlungen geht, ist eine Erhöhung der Entgelte um 7 %. „Wir müssen bei den Reallöhnen zurück zum Status Quo – nicht mehr und nicht weniger“, so Verhandlungsführer Oliver Heinrich. Seit 2020 sei die Inflation stärker gestiegen als die Entgelte in der Chemie.
Hand Stop wird von Geschäftsmann gezeigt
Der Chemie-Arbeitgeberverband BAVC widerspricht dieser Forderung deutlich: Die Gewerkschaft rede sich die derzeitige Lage in der Chemieindustrie schön, „um eine Entgeltforderung zu rechtfertigen, die mit der wirtschaftlichen Situation nicht in Einklang zu bringen ist“, sagte BAVC-Verhandlungsführer Matthias Bürk. Seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine sei die Produktion von Chemie und Pharma in Deutschland um 9 % geschrumpft.
Unternehmensstruktur
Ein weiterer Streitpunkt ist die geforderte Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern. Die IGBCE möchte so den Organisationsgrad bei den Beschäftigten und die Tarifbindung steigern. „Seit Jahren reden wir über spürbare Differenzierungsregelungen für unsere Leute, seit Jahren halten uns die Chemie-Arbeitgeber hin“, meint Verhandlungsführer Heinrich.
Porträt BAVC-Verhandlungsführer Matthias Bürk.
Auch diese Forderung lehnen die Arbeitgeber ab. Man stehe zwar zu dem gemeinsamen Ziel, die Tarifbindung auf beiden Seiten zu steigern. Aber: „Eine Differenzierung nach Gewerkschaftszugehörigkeit spaltet die Belegschaften und findet auf Arbeitgeberseite keine Akzeptanz“, meint der Verhandler auf Arbeitgeberseite.
Closeup of people shaking hands
Weitgehend einig sind sich beide Seiten dagegen darin, dass der Bundesentgelttarifvertrag (BETV) von 1987 modernisiert werden soll. Der BETV kenne noch nicht mal Bachelor und Master und enthalte viel zu komplizierte Regelungen bei Höhergruppierungen, so die Gewerkschaft. Auch die Arbeitgeber „streben seit Langem eine Entschlackung der Chemie-Tarifverträge an“. Allerdings dürften „keine zusätzlichen Kosten durch die Hintertür entstehen“, meint Matthias Bürk.
Close up a blue toned calendar page
Die Tarifverhandlungen 2024 in der Chemieindustrie beginnen am 15. April in den einzelnen Regionen und gehen am 14. Mai dann auf Bundesebene. Alle Hintergründe und die neuesten Nachrichten finden sie aufunserem ständig aktualisierten Tarifblog.

Im April und Mai 2024 finden in den verschiedenen Regionen die Verhandlungen statt, bevor dann am 14. und 15. Mai die erste Verhandlungsrunde auf Bundesebene beginnt. Am 30. Juni endet nicht nur die Friedenspflicht sondern auch ein Schlichtungsabkommen, das seit 1982 bestand und unter anderem Streiks erst nach einer gescheiterten Schlichtung ermöglicht. Das Aufkündigen dieses Schlichtungsabkommens ist ein weiterer Vorbote für mögliche Streiks, auch wenn der Tarifvorstand nicht darauf aus ist, dieses – für seine Branche – extreme Mittel einzusetzen.