Auch Mindestgehälter für Akademiker steigen
9. Oktober: Nach der allgemeinen Tarifeinigung in der Chemieindustrie wurde nun auch speziell für akademisch gebildete naturwissenschaftliche und technische Angestellte ein neuer Tarifvertrag abgeschlossen. Ausgehandelt wurde dieser am 9. Oktober 2024 zwischen dem Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) und der Akdademikergewerkschaft VAA in Köln.
Für das Jahr 2024 betragen die tariflichen Mindestjahresbezüge im zweiten Beschäftigungsjahr demnach für diplomierte Angestellte und Angestellte mit Masterabschluss 74.050 Euro und für Angestellte mit Promotion 86.075 Euro.
Für das erste Jahr der Beschäftigung können die Bezüge wie bisher zwischen Arbeitgeber und Angestellten frei vereinbart werden.
Im Frühsommer nächsten Jahres werden die tariflichen Mindestjahresbezüge für 2025 festgelegt, wenn mehr Informationen über die weitere wirtschaftliche Entwicklung vorliegen.
Tarifeinigung erzielt: Alle Infos zum Kompromiss
27. Juni: Nach "zähem Ringen" haben sich die Chemiearbeitgeber und die Gewerkschaft in der dritten Runde der Tarifverhandlungen schließlich geeinigt: Die 585.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie erhalten in zwei Stufen insgesamt 6,85 % mehr Geld: Gewerkschaftsmitgliedern winkt exklusiv sogar ein zusätzlicher freier Tag im Jahr.
Alle Details und Stimmen von Gewerkschaft und Arbeitgebern zum Tarifkompromiss gibt es in unserem ausführlichen Beitrag:
Zeitplan der Chemie-Tarifrunde 2024
- 30. Januar: Forderungsempfehlung des IGBCE-Hauptvorstandes
- Februar und März: Forderungsdiskussion in den Betrieben
- 10. April: Forderungsbeschluss durch die Bundestarifkommission der IGBCE
- April und Mai: Verhandlungen in den Regionen
- 14./15. Mai: Erste Verhandlungsrunde auf Bundesebene in Teistungen
- 04./05. Juni: Zweite Verhandlungsrunde auf Bundesebene in Wiesbaden
- 26./27. Juni: Dritte Verhandlungsrunde auf Bundesebene in Bad Breisig
Dritte Verhandlungsrunde startet heute
26. Juni: Heute startet in Bad Breisig die dritte Runde der Tarifverhandlungen in der Chemie- und Pharmaindustrie. Die letzten zwei Gesprächsrunden waren ergebnislos vertagt worden. Auch für die dritte Runde erwarteten die Arbeitgeber im Vorfeld "zähe, aber dennoch konstruktive Gespräche". Nach den Tarifaktionen der Gewerkschaft in der vergangenen Woche (siehe unten) seien brauche es jetzt Bewegung "am Verhandlungstisch, nicht auf der Straße". Kernforderung der Gewerkschaft sind 7 % mehr Gehalt für die Beschäftigten, die Arbeitgeberseite nennt keine konkrete Zahlen, will aber nach eigenem Bekunden einen "Tarifabschluss mit möglichst niedriger Belastung, langer Laufzeit und hoher Flexibilität" erreichen.
50.000 Chemie-Beschäftigte demonstrieren für Tarifforderung
20. Juni: Bei der BASF in Ludwigshafen haben am Mittwoch viele Beschäftigte für die Tarifforderung der Chemie-Gewerkschaft IGBCE demonstriert. Bei der Kundgebung vor Werkstor 2 versammelten sich nach Angaben der IGBCE zwischen 4.000 und 5.000 Beschäftigte. „Wir sind überzeugt: Wir fordern das Richtige und Realistische“, betonte Verhandlungsführer Oliver Heinrich. Die Gewerkschaft fordert unter anderem 7 % mehr Gehalt sowie eine Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern. Beides lehnen die Arbeitgeber ab. Ähnliche Aktionen wie bei der BASF fanden bereits am Montag bei Merck in Darmstadt, am Dienstag bei Evonik in Hanau sowie am Mittwoch an den Chempark-Standorten in NRW statt. Bundesweit beteiligten sich laut der Gewerkschaft insgesamt 50.000 Beschäftigte an über 200 Aktionen. Nächste Woche Mittwoch (26. Juni) gehen die in die dritte Runde – die letzte Chance, bevor die Friedenspflicht endet. Ab Juli sind dann theoretisch auch Streiks möglich.
IGBCE ruft zu bundesweiten Aktionstagen auf
14. Juni: Nach den gescheiterten Tarifgesprächen ruft die IGBCE die Beschäftigten in der Chemieindustrie zu verschiedenen Aktionen auf. Damit will die Gewerkschaft in der Woche vor der dritten Bundestarifrunde den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.
In der laufenden Woche sind bundesweit mehr als 200 Aktionen geplant - darunter Kundgebungen, Mahnwachen und Demonstrationszüge. Auch in der zweiten Tarifverhandlung Anfang Mai hatten sich IGBCE und Arbeitgeber nicht auf ein Ergebnis für die 585.000 Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie einigen können. Mehr als 30 Stunden hatten beide Seiten verhandelt.
„Den Beschäftigten reißt langsam der Geduldsfaden“, warnte IGBCE-Tarifvorstand Oliver Heinrich. Ziel der Aktionstage sei es deshalb, Bewegung in die Arbeitgeberseite zu bringen. Die Chemie habe inzwischen „die Krise hinter sich gelassen“, so Heinrich. Die zentrale Forderung der Gewerkschaft besteht in einer Einkommenserhöhung von 7 %.
Hier sind größere Aktionen geplant:
- Montag (17. Juni): Pharmakonzern Merck in Darmstadt
- Dienstag (18. Juni): Evonik in Hanau, Continental in Hannover und im Industriepark Behringwerke in Marburg
- Mittwoch (19. Juni) in den großen Chemparks in Nordrhein-Westfalen (Leverkusen, Dormagen, Uerdingen, Wuppertal), sowie bei BASF in Ludwigshafen
Am 26. und 27. Juni gehen die Verhandlungen in Bad Breisig bei Bonn weiter. Die dritte Bundestarifrunde ist die letzte Chance, in der Friedenspflicht zu einem Abschluss zu kommen. Die Friedenspflicht endet am 30. Juni.
Zweite Runde der Tarifverhandlungen endet ergebnislos
05. Juni, 13:33 Uhr: Die Chemie-Tarifverhandlungen sind auch in der zweiten Bundesrunde ohne Ergebnis geblieben und wurden auf den 26. und 27. Juni in Bad Breisig vertagt. Das ist die letzte Möglichkeit, vor Ende der Friedenspflicht am 30. Juni zu einem Ergebnis zu kommen.
„Trotz intensiver Verhandlungen über zwei Tage war es nicht möglich, in Wiesbaden einen Tarifabschluss auszuhandeln. Die Positionen liegen in vielen zentralen Fragen schlicht und einfach noch weit auseinander“, sagte BAVC-Verhandlungsführer Matthias Bürk. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind schwierig und die Forderungen der IGBCE komplex. Wir müssen uns die Zeit nehmen, die wir für einen Kompromiss brauchen, und weiter an Schnittmengen arbeiten, die die Interessen beider Seiten berücksichtigen.“
„Am Ende brauchen wir einen Tarifabschluss, der für die Unternehmen in allen Bestandteilen tragbar ist.“ Nun gelte es, kühlen Kopf zu bewahren. „Wir werden uns nicht unter Druck setzen lassen, sondern weiter konstruktiv an einem Kompromiss arbeiten. Beide Seiten sind in der Pflicht, für Fortschritte in den Verhandlungen zu sorgen.“
IGBCE-Verhandlungsführer Oliver Heinrich hält dagegen: „Was die Arbeitgeberseite vorgelegt hat, ist noch zu weit entfernt davon, ein substanzielles Angebot zu sein.“ Zwar habe man in allen Themenfeldern ernsthaft Lösungsmöglichkeiten ausgelotet. „Aber zu oft sind einem Schritt nach vorn zwei zurück gefolgt.“
Stundenlanges Ringen in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen
05. Juni, 09:19 Uhr: Nach stundenlangem Ringen am ersten Tag der zweiten Runde der Tarifverhandlungen für die chemisch-pharmazeutische Industrie, erreichten die Verhandlungspartner nach Aussage der IGBCE gegen Abend eine leichte Annäherung. Es würde nun ernsthaft über verschiedene Modelle gesprochen, wie sich die Wertschätzung in konkrete Vorteile für Mitglieder ummünzen lasse. Jetzt müsse man weiter verhandeln und schauen, ob man eine gemeinsame Lösung finde. Eine Aussage über ein mögliches Gesamtpaket sei aber weiterhin nicht möglich. Denn: Über das Thema Entgelterhöhung habe man immer noch nicht gesprochen.
Nur bei der Anpassung des Bundesentgelttarifvertrages (BETV) ist man schon weiter, da beide Parteien sich grundsätzlich einig sind, dass das 40 Jahre alte Regelwerk modernisiert werden müsse – es seien aber noch rechtliche Fragen und Details zu klären.
BAVC-Verhandlungsführer Matthias Bürk sagte vor Beginn der Verhandlungen am Dienstag den 4. Juni auf Linkedin, dass zwischen der ersten und zweiten Verhandlungsrunde viele Gespräche stattgefunden hätten. Beim BETV seien die Verhandlungsparteien vorangekommen, da aber ein Paket verhandelt würde, reiche eine Einigung nur dort nicht aus. Die bisherigen Gespräche hätten auch bestätigt, dass es bisher keinen gemeinsamen Weg gibt, um die beiderseitige Tarifbindung zu stärken. Über die Entgeltsteigerung sei bisher noch gar nicht gesprochen worden, Ziel des BAVC sei ein krisengerechter Abschluss mit möglichst geringer Belastung, langer Laufzeit und großer Flexibilität.
Zweite Runde der Tarifverhandlungen startet heute Mittag in Wiesbaden
04. Juni: Am heutigen Dienstag beginnt gegen Mittag die zweite Runde der Chemie-Tarifverhandlungen auf Bundesebene in Wiesbaden. IGBCE-Tarifvorstand Oliver Heinrich ist gespannt, ob im Laufe des Tages ein erstes Angebot der Arbeitgeber kommen wird und betont: „Heute geht es darum, unsere drei Forderungspunkte den Arbeitgebern noch einmal klarzumachen.“ Der Bundesarbeitgeberverband spricht in einem Linkedin-Post davon, dass er "harte, aber konstruktive Gespräche" mit der Gewerkschaft erwartet.
Erste positive Zahlen der Chemie-Konjunktur: Auswirkungen auf Verhandlungen?
22. Mai: In der Konjunktur für die Chemieindustrie zeigen sich in den vergangenen Tagen erste Lichtblicke: So zog laut den aktuellen Zahlen des VCI die Produktion gegenüber dem Vorjahr und der Umsatz zumindest gegenüber dem Vorquartal wieder an. Auch der Indikator für die Geschäftserwartungen der Chemieindustrie nach dem Ifo-Geschäftsklimaindex liegt erstmals seit knapp zwei Jahren wieder im positiven Bereich. Die dürfte sich auch auf die zweite Verhandlungsrunde der Chemie-Tarifverhandlungen Anfang Juni auswirken – die Arbeitgeber lehnen einen Entgelterhöhung bisher mit Verweis auf die wirtschaftliche Lage noch ab: "Die Branche befindet sich in einer tiefen Krise – deshalb brauchen wir einen krisengerechten Tarifabschluss“, erklärte zuletzt noch BAVC-Verhandlungsführer Matthias Bürk. Der Gewerkschaftsseite sind dagegen die ersten positiven Zahlen nicht entgangen: „Die Chemie ist wieder auf Wachstumskurs, die Konjunktur zieht an“, sagte IGBCE-Verhandlungsführer Oliver Heinrich. Die Verhandlungen auf Bundesebene werden nach der ergebnislosen ersten Runde am 4. und 5. Juni in Wiesbaden fortgesetzt.
Erste Bundesverhandlungen vertagt
15. Mai: Die Tarifrunde für die Chemie- und Pharmaindustrie auf Bundesebene ist heute nach zweitägigen Verhandlungen auf den 4. und 5. Juni vertagt worden. Die Positionen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern lagen auch nach den ersten zwei Verhandlungstagen noch weit auseinander. „Die Arbeitgeber müssen verstehen, dass sie mit einer Total-Blockade nicht weiterkommen“, forderte IGBCE-Verhandlungsführer Oliver Heinrich. „Wenn wir in der Friedenspflicht zu einem Ergebnis kommen wollen, muss sich noch einiges bewegen.“ Der Verhandlungsführer der BAVC Matthias Bürk hält dagegen, dass die kritische Lage in vielen Betrieben von der IGBCE bislang nicht ausreichend berücksichtigt würde. „In diesem Jahr wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Entscheidend ist, dass wir uns aufeinander zu bewegen und intensiv an einem Kompromiss arbeiten. Wir kommen nur gemeinsam aus dem Krisen-Modus heraus.“ Bürk empfand die Verhandlungen bisher als grundsätzlich konstruktiv.
In Bezug auf den von der Gewerkschaft geforderten Mitgliedervorteil, machte Heinrich deutlich: „Wir haben den Beweis erbracht, dass Vorteilsregelungen möglich sind, ohne die Belegschaft zu spalten oder Bürokratiemonster zu schaffen. Nun liegt der Ball im Feld der Arbeitgeber”. Gewerkschaft und Arbeitgeber haben vereinbart, die Zeit bis zu den zweiten Verhandlungen auf Bundesebene zu nutzen, um zum Mitgliedervorteil weitere Gespräche zu führen. Bürk spricht von einem Sondieren, da die Arbeitgeber nicht nur eine Spaltung der Belegschaft verhindern wollen, sondern auch eine Schwächung der Tarifbindung durch Austritte aus dem Arbeitgeberverband.
Zu den Verhandlungen um die Erneuerung des Bundesentgelttarifvertrags (BETV) meint Bürk: „Ein umfangreicher Tarifvertrag wie der BETV lässt sich nicht ohne gründliche Prüfung und ohne seriöse Folgenabschätzung ändern. Das Thema ist komplex und auch materiell von Gewicht. Hier geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit.“ Er fügt hinzu, dass Unternehmen während der derzeitigen Krisenbewältigung nicht mit zusätzlichen materiellen und administrativen Belastungen umgehen müssen sollten. Auch die Gewerkschaft spricht in Bezug auf den BETV von "ein wenig Annäherung".
"Eine ermüdende Wirtschaftsdiskussion"
15. Mai, 11:08 Uhr: Nach dem ersten Verhandlungstag in Teistungen haben sich die beiden Verhandlungsführer Matthias Bürk (BAVC) und Oliver Heinrich (IGBCE) mit Videobotschaften zu Wort gemeldet. Die Wirtschaftsdiskussion verlief laut Heinrich ähnlich wie in den Regionalrunden ermüdend, da grundsätzlich debattiert wurde, was es zu verteilen gibt. Bürk spricht von einer konstruktiven Atmosphäre.
Von den drei großen Verhandlungsthemen wurde zunächst die Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags (BETV) besprochen, da beide Parteien sich bei diesem Punkt weitestgehend einig sind. Heinrich sagte, dass die Gewerkschaft den Arbeitgebern einen Vorschlag gemacht hat wie eine Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern gelingen kann, während Bürk abschließend meint, dass über das Entgelt bisher nicht gesprochen wurde, da dies seiner Meinung nach erst Sinn ergibt, wenn die beiden anderen Themen geklärt sind.
Die Verhandlungen auf Bundesebene starten
14. Mai: In Teistungen in Thüringen starten heute die Chemie-Tarifverhandlungen auf Bundesebene. In der thüringischen Gemeinde kommen Klaus-Peter Stiller, der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, und Oliver Heinrich, der Verhandlungsführer der Gewerkschaft, mit weiteren Vertretern zusammen, um einen Kompromiss zwischen den jeweiligen Forderungen zu finden.
Der MDR berichtet, dass im Vorhinein keins der angefragten Chemieunternehmen Interviewanfragen zu den Tarifverhandlungen angenommen hat und lediglich auf Stiller als Verhandlungsführer verwiesen wurde.
Wie sieht die Linkedin-Community die Tarifforderungen?
10. Mai: Am kommenden Dienstag starten die Chemie-Tarifverhandlungen auf Bundesebene. Vor ein paar Wochen haben wir die Linkedin-Community von CHEMIE TECHNIK nach ihrer Meinung zu den Tarifforderungen befragt. Die Antwortmöglichkeiten waren: Die Forderung ist angemessen, 7 % sind derzeit zu viel und es sollte noch mehr sein. Fast die Hälfte unserer Leserinnen und Leser (45 %) sieht die Forderung einer Entgelterhöhung um 7 % als angemessen an. Immerhin 21 % von 197 Umfrageteilnehmenden finden sogar, es könnte noch mehr sein. Dagegen vertreten 34 % der Befragten die Meinung, die geforderte Tariferhöhung sei in der aktuellen Situation zu viel.
Wenn Sie in Zukunft auch mitdiskutieren wollen, folgen Sie uns auf Linkedin:
Folgen Sie uns auf Linkedin
Chemieindustrie, Chemieingenieurwesen und Anlagenbau sind Ihre Themen und Sie wollen stets auf dem Laufenden sein? Dann folgen Sie unserem Fachmagazin auf Linkedin.
Tag der Arbeit: Chemiegewerkschaft droht mit Streik
02. Mai: Auch die Chemie-Gewerkschaft IGBCE hat sich an den Kundgebungen zum Tag der Arbeit am 1. Mai beteiligt. In Köln äußerte der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis deutliche Kritik an den Arbeitgebern und schloss auch Streiks nicht aus: „Wir haben in der Chemie zwar seit über 50 Jahren nicht mehr gestreikt. Dafür gab es in der Vergangenheit auch keinen Grund, wir konnten uns stets so einigen. Aber das ist kein Automatismus, dass muss nicht für immer so bleiben“, so Vassiliadis.
In den aktuellen Tarifauseinandersetzungen gehe es um die Frage, ob die Angestellten noch Miete, Nahrung, Energie bezahlen könnten. Und während die Unternehmen hohe Dividenden ausschütten, erzählten sie, es gäbe nichts zu verteilen. „So läuft das nicht!“, stellte Vassiliadis klar, man werde sich einen „fairen Teil vom Kuchen holen“. Die differenzierte wirtschaftliche Lage in der Branche habe man in der Forderung nach 7 % mehr Entgelt bereits eingepreist.
Auch die letzten lokalen Tarifrunden ergebnislos vertagt
29. April: Die letzten drei lokalen Tarifrunden in Nordost, Bayern und dem Saarland endeten letzte Woche ohne Ergebnisse. Damit sind jetzt alle lokalen Verhandlungen abgeschlossen. Die IGBCE postete dazu heute ein Statement auf LinkedIn in dem Chemie-Verhandlungsführer Oliver Heinrich zitiert wird: „Mit jeder neuen Prognose entfernt sich die Krisen-Erzählung der Arbeitgeber ein Stück weiter von der Realität.“ Denn das war der Hauptstreitpunkt während den Verhandlungen, dass die Ansichten von Arbeitgebern und Gewerkschaft zur wirtschaftlichen Lage der chemisch-pharmazeutischen Industrie auseinander gehen.
Alle Beteiligten haben jetzt zwei Wochen Zeit, um sich auf die erste Verhandlungsrunde auf Bundesebene vorzubereiten, die am 14. Mai beginnt.
Drei weitere lokale Tarifrunden ergebnislos vertagt
24. April: Auch die Meldungen der Tarifkommission Chemische Industrie Nord, des IGBCE Landesbezirks Westfalen und aus Baden-Württemberg lesen sich ähnlich wie die aus Rheinland-Pfalz, Nordrhein und Hessen: die Arbeitgeber halten die Forderungen der IGBCE für zu extrem in der aktuellen wirtschaftlichen Lage, während die Gewerkschaft dagegen argumentiert, dass beispielsweise die Pharmaindustrie gerade floriere. Einig sind sich die Parteien nur in einem Punkt: der Bundesentgelttarifvertrag müsse modernisiert werden.
Es stehen jetzt noch die Verhandlungen in Nordost, Bayern und dem Saarland aus, die alle noch diese Woche stattfinden. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es dann am 14. und 15. Mai in die Verhandlungsrunde auf Bundesebene.
„Verbessern ja, verteuern nein!“: Tarifrunde in Hessen scheitert
22. April: Während der Arbeitgeberverband Hessen Chemie davon spricht, dass die chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen ein Minus bei Produktion (-7,9 %) und Umsatz (-8,1 %) verzeichnet, führt die IGBCE an, dass die meisten Unternehmen höhere Kosten über höhere Preise an ihre Kunden weitergeben und in der hessischen Pharmaindustrie die Umsätze in den vergangenen Jahren gestiegen sind.
„Unser Ziel ist es, gemeinsam mit der IGBCE Lösungen zu finden, die Standort und Beschäftigung sichern", erklärt Kolja Hosch, Verhandlungsführer der hessischen Chemie-Arbeitgeber. „Was uns dabei helfen kann, ist die Tatsache, dass die Inflation in diesem Jahr im Schnitt auf 2,3 Prozent sinken wird.“ Die Verhandlungsführerin der IGBCE in Hessen, Sabine Süpke mein hingegen: „Die Branche steht wesentlich besser da, als die Arbeitgeber behaupten. Die Beschäftigten spüren die Inflation tagtäglich. Sie brauchen eine ordentliche Entgelterhöhung.“
Für Gespräche über eine Modernisierung des Bundesentgelt-Tarifvertrages sind die Arbeitgeber hingegen offen – doch gelte das Motto: „Verbessern ja, verteuern nein!“, fasst Hosch zusammen. Aufgrund der gegensätzlichen Ansichten konnten sich Chemie-Gewerkschaft und -Arbeitgeber auch in Hessen nicht einigen. Süpke gab an, mit Aktionen vor Ort Druck für die Gewerkschafts-Forderungen machen zu wollen.
Tarifrunde im Bezirk Nordrhein ebenfalls gescheitert
18. April: Nach Rheinland-Pfalz ist auch die Chemie-Tarifrunde im Bezirk Nordrhein ohne Ergebnis ausgegangen – die Verhandlungen sollen am 14. Mai auf Bundesebene fortgesetzt werden. „Wo keine Zuwächse sind, können wir auch keine verteilen. In der chemisch-pharmazeutischen Industrie ist die Produktion 2023 um 8 % eingebrochen. Für 2024 ist keine nachhaltige Besserung absehbar“, erklärte der Verhandlungsführer der Chemiearbeitgeber Nordrhein, Randolf Bursian.
„Die IGBCE muss - auch in Zeiten von Tarifverhandlungen - die äußerst kritische Lage der Branche anerkennen und sehen, dass wir uns nur gemeinsam aus dem Krisenmodus herausbewegen können“, meint Bursian weiter. „Es macht keinen Sinn, wenn die Gewerkschaft die Lage verharmlost, um eine Entgeltforderung zu rechtfertigen, die nicht in Einklang mit der wirtschaftlichen Situation steht.“
Die geforderte Besserstellung von IGBCE-Mitgliedern lehnen die Arbeitgeber ab, dem Modernisieren des Bundesentgelttarifvertrags stehen sie hingegen offen gegenüber – aber nur wenn dadurch keine Kostenerhöhungen entstehen.
"Ziemliche Empörung": Erste regionale Tarifverhandlung gescheitert
15. April: Die erste regionale Tarifverhandlungsrunde für die Chemieindustrie ist gescheitert. Arbeitgeber und Gewerkschaft in Rheinland-Pfalz konnten sich nicht einigen, die Verhandlungen endeten „ergebnislos“. Die Arbeitgeberseite hatte angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage viele Betriebe eine Nullrunde gefordert, die Gewerkschaft will dagegen bundesweit ein Lohnplus von 7 % durchsetzen. „Die Realität wird sein, dass viele Unternehmen auch 2024 wieder ihr Dividenden-Füllhorn ausschütten werden“, erklärte der regionale Verhandlungsführer der Gewerkschaft IGBCE, Roland Strasser. „Dann aber den Beschäftigten, die dies alles überhaupt erst tagtäglich erarbeiten zu sagen, für Euch ist kein Geld da – das ist realitätsfern, respektlos und sorgte in der Tarifkommission für ziemliche Empörung.“ Die Arbeitgeber setzen dagegen. "Die Produktion am Standort Deutschland ist vielfach nicht mehr wettbewerbsfähig", sagte Verhandlungsführer Hendrik Müller. Daher brauche man jetzt einen "Krisentarifvertrag für die Branche“. Die Verhandlungen werden nun zunächst in allen anderen Tarifbezirken durchgeführt, danach wechselt das Mandat voraussichtlich auf die Bundesebene.
7 % mehr Lohn: Gewerkschaft hat Bundesforderung beschlossen
10. April: Heute hat die Chemiegewerkschaft IGBCE ihre bundesweite Forderung für die anstehenden Tarifverhandlungen beschlossen. Das Ergebnis: Die Tarifkommission will 7 % mehr Lohn für die fast 585.000 Beschäftigen in der chemisch-pharmazeutischen Industrie durchsetzen. Außerdem fordert die Gewerkschaft eine Besserstellung für eigene Mitglieder. Bei den Chemie-Arbeitgebern stößt die Forderung erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe. „Die Forderung der IGBCE ist weder krisengerecht noch finanzierbar. Wo keine Zuwächse sind, können wir keine verteilen. Wir müssen dem Schutz des Standorts Deutschland oberste Priorität einräumen und die begonnene De-Industrialisierung gemeinsam stoppen", meint Verhandlungsführer Matthias Bürk. Für eine Modernisierung des Entgelttarifvertrags zeigen sich die Arbeitgeber dagegen offen.
Weitere Hintergründe zur Gewerkschaftsforderung lesen Sie hier.
Arbeitgeber veröffentlichen "Krisen-Umfrage"
9. April: Der Chemie-Arbeitgeberverband BAVC hat die Ergebnisse einer aktuellen Konjunkturumfrage veröffentlicht – und sich damit auch deutlich für die anstehenden Tarifverhandlungen in der Chemie- und Pharmaindustrie positioniert. „Unsere Branche ist in der Krise - und wird es bis auf Weiteres auch bleiben", erklärte BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller. „Das Jahr 2024 haben viele Unternehmen aufgrund fehlender Aufträge bereits abgeschrieben. Umso wichtiger ist, dass wir in den anstehenden Tarifverhandlungen einen Weg finden, der den Unternehmen Zuversicht gibt und die Planbarkeit erhöht. Eine Branche in der Krise braucht einen Tarifabschluss für die Krise. Und genau daran werden wir in den nächsten Wochen mit der IGBCE arbeiten. Wir müssen dem Schutz des Standorts oberste Priorität einräumen und die begonnene De-Industrialisierung gemeinsam stoppen.“
Die Ergebnisse der Umfrage im Einzelnen finden Sie in unserem ausführlichen Bericht.
"Gewerkschaft ignoriert die aktuelle Lage"
28. März: Auch der Landesbezirk Westfalen der IGBCE hat inzwischen seine regionale Forderung beschlossen. Wie die anderen Tarifkommission fordern auch die Westfalen 7 % mehr Lohn, Vorteile exklusiv für Gewerkschaftsmitglieder sowie eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags. „Unsere Forderung ist eine Forderung mit Maß“, sagt IGBCE-Landesbezirksleiter Thomas Meiers. Sie überfordere auf Unternehmensseite niemanden – helfe aber auf Belegschaftsseite vielen. Dem widersprechen die Arbeitgeber deutlich: Die Gewerkschaft habe mit ihrer Forderung den Grundstein dafür gelegt, dass der Standort Deutschland für immer mehr Unternehmen unattraktiver wird. „Wir lesen links und rechts von Standortverlagerungen, von Personalabbau, von Produktionsrückgang infolge Auftragsrückgang", erklärte Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer des Westfälischen Arbeitverberverbandes Chemie. „In diesem wirtschaftlichen Umfeld mindestens 7 % Entgeltsteigerungen zu fordern, ignoriert die Realität völlig“, so Erlhöfer. Die regionalen Verhandlungen für Westfalen finden am 23. April statt.
Auch Baden-Württemberg fordert 7 % mehr
21. März: Die regionale Tarifkommission der IGBCE in Baden-Württemberg fordert 7 % höhere Entgelte, für alle Auszubildenden eine Erhöhung von 100 Euro Festbetrag, mehr tariflichen Schutz exklusiv für IGBCE-Mitglieder und einen modernisierten Bundesentgelttarifvertrag. Catharina Clay, Verhandlungsführerin der Tarifkommission Baden-Württemberg, zufolge konnte der letzte Tarifabschluss vom Oktober 2022 mit zweimal 3,25 % und insgesamt 3000 Euro steuer- und abgabenfreier Inflationsausgleichsprämie die massiven Preissteigerungen über die Laufzeit von 20 Monaten zwar zunächst ausgleichen. „Das war aber eben nicht von Dauer. Die Wirkung der Einmalzahlungen ist inzwischen verpufft.“
Prämien für Azubis gefordert
20. März: Auch die Tarifkommission Nordrhein hat ihre Forderung beschlossen. Wie in Rheinland-Pfalz und im Saarland (siehe 18.3.) werden 7 % mehr Lohn sowie Tarifextras für Gewerkschaftsmitglieder gefordert. Neu in der Forderung sind Freistellungsmöglichkeiten für Azubis sowie eine Ausbildungsstartprämie in Höhe von 3000 Euro. Auch nach dem Lohnplus zum Januar müssten sich laut einer aktuellen IGBCE-Umfrage drei von vier Beschäftigten beim Haushaltsbudget einschränken, eine Mehrheit von 59 % blickt für sich persönlich pessimistisch in die Zukunft. „Das darf so nicht bleiben. Reallohnverluste in dieser Leitindustrie werden wir nicht akzeptieren“, sagte Gewerkschafts-Landesbezirksleiter Frank Löllgen.
Erste regionale Tarifforderung in Rheinland-Pfalz
18. März: Die IGBCE hat die erste regionale Tarifforderung beschlossen. Die Forderung soll die Interessen der über 75.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Rheinland-Pfalz und dem Saarland vertreten und umfasst damit unter anderem den derzeit kriselnden BASF-Standort in Ludwigshafen. Die regionale Tarifkommission orientierte sich am oberen Rand der im Januar beschlossenen Forderungsempfehlung und will eine Erhöhung der Entgelte von mindestens 7 % erreichen. Dies sei für die Beschäftigten „dringend erforderlich“, um die Arbeitnehmer vor den Auswirkungen der Inflation zu schützen, erklärte Roland Strasser, Verhandlungsführer der Gewerkschaft. Die wirtschaftliche Lage in der Chemieindustrie sei aktuell zwar schwierig, aber „eine existentielle Krise sieht anders aus“, so Strasser. Das sehen die Arbeitgeber naturgemäß anders: Die Chemie-Industrie erlebe derzeit einen gravierenden Wandel voller Unsicherheiten, erklärte Bernd Vogler, Hauptgeschäftsführer der Chemieverbände Rheinland-Pfalz. „Gleichzeitig sind die Auftragsbücher leer und die Produktion ist nicht ausgelastet. Erste Anlagen wurden bereits abgeschaltet. Diesen Realitäten werden wir uns in den kommenden Tarifverhandlungen stellen müssen“, meint Vogler. Die Verhandlungen zwischen beiden Seiten beginnen am 15. April 2024 in Frankenthal. Weitere Forderungen der Gewerkschaft werden dabei Vorteile für Gewerkschaftsmitglieder und eine Modernisierung des geltenden Bundesentgelttarifvertrags sein.
"Wir steuern auf eine Krisen-Tarifrunde zu."
15. März: Der Verhandlungsführer der Chemie-Arbeitgeber, Matthias Bürk, geht in dieser Tarifrunde von schwierigen Verhandlungen aus. Man steuere auf eine "Krisen-Tarifrunde" zu, sagte er dem Nachrichtenmagazin Focus. Bürk sieht die Chemie-Arbeitgeber durch die sinkende Nachfrage und "strukturelle Nachteile" nicht in der Lage, den Gewerkschaftsforderungen nachzukommen. Auf die Frage ob er eine Null-Runde wolle, antwortet Bürk, dass bereits die in der vergangenen Tarifrunde ausgemachten Erhöhung zu Anfang Januar 2024 ein Kraftakt gewesen sei, weil sie in der tiefsten Krise des Jahrzehnts erfolgt sei. Er sieht bei vielen Betrieben die Belastungsgrenze schon überschritten und meint, jedes zusätzliche Zehntel würde Arbeitsplätze kosten. Auf den Hinweis seines Interviewpartners, dass die Energiepreise doch wieder auf Vorkrisenniveau lägen, erläutert Bürk, dass die Industrie aktuell auf dem Niveau von 2005 produziere, aber die Entgelte aus 2024 zahle.
Arbeitgeber weisen Gewerkschaftsforderung zurück
5. Februar: Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) hat die angekündigten Forderungen der Gewerkschaft IGBCE für die kommende Tarifrunde 2024 klar zurückgewiesen. Die Erwartungen der Gewerkschaft zur Lohnsteigerung seien „weder krisengerecht noch finanzierbar.“ Klaus-Peter Stiller, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbands Chemie, verwies vor allem auf die aktuell schwierige konjunkturelle Lage in der Chemieindustrie. „Die Branchendaten sprechen eine deutliche Sprache: 2023 ist die Produktion erneut eingebrochen, um weitere 8 %. Die Produktion am Standort Deutschland ist damit in vier der letzten fünf Jahre geschrumpft. Der Branchenumsatz lag mit minus 12 % noch tiefer in den roten Zahlen. In weiten Teilen der chemischen Industrie ging die Beschäftigung in den vergangenen Monaten zurück.“
Startschuss mit Forderungsempfehlung
30. Januar: Die Tarifrunde 2024 hat mit mit der sogenannten Forderungsempfehlung des Hauptvorstandes der IGBCE ihren Auftakt genommen. Der Chemie-Verhandlungsführer Oliver Heinrich forderte stellvertretend eine Erhöhung der Entgelte in der Spanne von 6 bis 7 % und tarifliche Regelungen für besseren Schutz und Arbeitsplatzsicherheit für IGBCE-Mitglieder. Zudem hatten sich beide Seiten bereits im vergangenen Tarifvertrag darauf verständigt, gemeinsam Regelungen zur Stärkung der Tarifbindung verabreden zu wollen. Die Forderungsempfehlung umfasst auch eine Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags (BETV). „Hier herrscht ein gewaltiger Modernisierungsstau“, sagt der IGBCE-Tarifvorstand. Der BETV stamme aus dem Jahr 1987, kenne noch nicht mal Bachelor und Master, habe viel zu komplizierte Regelungen bei Höhergruppierungen und umfasse inzwischen viele Akademikerinnen und Akademiker nicht mehr. Die am 30.01.2024 verkündete Forderungsempfehlung wird nun in den Betrieben besprochen und die Resultate fließen in den Forderungsbeschluss am 10. April 2024 ein.