Digitale Lösung für Chemie

BASF und Atos wollen Industriestandard für CO2-Fußabdruck etablieren

Für Unternehmen aus der Prozessindustrie wird es immer wichtiger, den CO2-Fußabdruck von chemischen Produkten zu ermitteln und zu überwachen. Eine digitale Lösung dafür wollen jetzt der Chemiekonzern BASF und der IT-Dienstleister Atos entwickeln.

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Emissionen
Auch Chemieunternehmen sollten den Fußabdruck ihrer Produkte kennen.

Ausgemachtes Ziel ist es, einen Industriestandard für die Berechnung des Product Carbon Footprint (PCF) in der Chemie- sowie der Prozessindustrie zu etablieren. Hierzu stellt BASF ihre digitale Lösung sowie die Methodik zur Berechnung des PCF zur Verfügung. Das Unternehmen ist bereit, „unsere digitale Lösung und Methodik anderen Branchenakteuren einschließlich unserer Lieferanten und Kunden zur Verfügung zu stellen", erklärt Alessandro Pistillo, Director Digital Strategic Projects bei BASF. Der Partner Atos soll dazu eine Software auf den Markt bringen, die auf der Methodik sowie dem Know-how aus der internen Lösung von BASF aufbaut.

Mit der Lösung sollen Anwender aus der Chemiebranche die Möglichkeit erhalten, eine bereits getestete und zertifizierte Lösung zu nutzen, die auf Basis von Primärdaten und qualitativ hochwertigen Sekundärdaten den CO2-Fußabdruck eines chemischen Produktes effizient berechnet. Die Methodik der BASF ist nach eigenen Angaben vom TÜV Rheinland zertifiziert und entspricht sowohl den ISO-Vorgaben als auch dem Greenhouse Gas Protocol Product Standard. Durch sie können Unternehmen ihr Portfolio und das Produktionsnetzwerk in Bezug auf die CO2-Emissionen evaluieren und Maßnahmen zur Reduzierung ihres PCF ergreifen. Zudem kann der Ansatz Unternehmen bei ihrer Ausrichtung auf künftige Klimagesetze unterstützen.

Welche Klimaziele haben sich Chemiekonzerne gesetzt?

EU-Parlament
Die EU hat ihre bis 2050 geplanten Klimaziele verschärft. Der im April 2021 verabschiedete neue Beschluss sieht vor, bis 2030 die emittierten Treibhausgase um 55% im Vergleich zu 1990 zu senken.
Bayer-Fabrik
Bereits Ende 2019 hat Bayer ein Paket an Maßnahmen und neuen Nachhaltigkeitszielen ab 2020 bekanntgegeben. Das Unternehmen strebt an, bis 2050 unter Einbezug der gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral zu werden. Das bedeutet, dass der Pharma- und Chemiekonzern bis 2030 an seinen eigenen Standorten klimaneutral sein will und bis 2029 den CO2-Ausstoß bei Abnehmern sowie der Lieferkette um 12,3 % verringern will. Bis 2030 plant Bayer außerdem, 100 % des Stroms aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.
Lanxess-Klimagrafik
Fast gleichzeitig zur ehemaligen Mutter hat sich der Spezialchemie-Konzern Lanxess ein Klimaschutzziel gesetzt: Bis 2040 will der Konzern klimaneutral werden und seine Treibhausgas-Emissionen von derzeit rund 3,2 Mio. Tonnen CO2-Äquvivalent abbauen.
Dow
Das Chemieunternehmen Dow hat sich dasselbe Jahr der Klimaneutralität gesetzt wie die EU – 2050. Bis zum Etappenziel 2030 will der Konzern seine Netto-Kohlenstoffemissionen um 5 Mio. t/a verringern, im Vergleich zu 2020. Außerdem plant er bis 2030 insgesamt 1 Mio. t Kunststoff zu sammeln, wiederzuverwenden oder zu recyceln.
BASF
Auch der Chemie-Riese BASF hat sich als Netto Null Jahr 2050 gesetzt. Bis 2030 will das Unternehmen seine weltweit emittierten Treibhausgase im Vergleich zu 2018 um 25 % senken. Außerdem will der Konzern fossile Energieträger gegen Strom aus erneuerbaren Quellen austauschen.
Merck-Zentrale
Ein anderer Chemie- und Pharmakonzern nimmt sich nur bis 2040 Zeit: Merck hat im November 2020 seine neue Nachhaltigkeitsstrategie vorgestellt. Das Unternehmen hat sich 2030 als Etappenziel gesetzt bis zu dem es seine Treibhausgas-Emissionen um 50 % reduzieren (Vergleich 2020) und 80 % seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen will. Um Emissionen einzusparen plant Merck, bis 2023 90 % seiner Healthcare Produkte mit dem Schiff, anstelle des Flugzeugs zu transportieren.
Lyondellbasell
Der Kunststoffhersteller Lyondellbasell gibt kein konkretes Jahr an, bis zu dem er klimaneutral handeln will. Jedoch plant das Unternehmen, bis 2030 2 Mio. t/a recycelte Polymere zu produzieren. Dafür will es sowohl das mechanische, als auch das molekulare Recycling vorantreiben. Weiterhin will der Konzern bis 2030 die CO2-Äquivalente pro Tonne Produkt im Vergleich zu 2015 um 15 % reduzieren.
Henkel
Der Konsumgüter-Hersteller Henkel will bis 2040 nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv sein. Also neben dem Ausgleich der eigenen Emissionen, zusätzlich einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten. Dafür plant das Unternehmen, bis 2030 den CO2-Fußabdruck seiner Produktion um 75 % im Vergleich zu 2010 zu senken. Außerdem möchte der Konzern, für denselben Zeitraum seinen Energieverbrauch pro Tonne Produkt um 50 % senken und 100 % seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen.
Anlagenbau einer Düngemittel-Anlage
Und auch im Anlagenbau führt kein Weg an Klimaschutz vorbei: Thyssenkrupp will ab 2050 klimaneutral sein. Bereits 2030 möchte der Konzern rund 30 % bei den Emissionen aus eigener Produktion und bezogener Energie einsparen. Dabei orientiert sich Thyssenkrupp mit seiner im Sommer 2019 vorgestellten Klimastrategie am Pariser Klimaabkommen von 2015.
Linde
Der Gaskonzern Linde plant bis 2028 seine Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2018, um 35% zu reduzieren. Außerdem will das Unternehmen 1 Mrd. US-Dollar in Dekarbonisierungsprojekte investieren und den Kauf von CO2-armen Energien verdoppeln.

„Die Chemie- und Prozessindustrie leistet einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Gleichzeitig ist die Industrie mit diversen Regularien konfrontiert. Gemeinsam mit unserem Partner BASF wollen wir unseren Kunden durch einheitliche Standardansätze und innovative Technologien dabei helfen, ihren CO2-Fußabdruck von Produkten besser zu erfassen und zu bewerten“, erklärte Stephan Grötzner, Global Head of Chemicals & Process Industries bei Atos.

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