Storage tanks with heating pipes

Bei dem Projekt geht es um die bessere Abstimmung der Nutzung von Wärme, Strom und Dampf, aber auch Rohstoffen wie Wasser und Industriegasen. (Bild: Eric Bakker / Port of Rotterdam)

Viele der Unternehmen der petrochemischen Industrie im Hafen von Rotterdam haben ihre eigenen Abläufe bereits stark optimiert. Doch die Sorge um die Offenlegung vertraulicher Informationen hält sie oft davon ab, über den „Tellerrand“ hinauszuschauen und mit anderen Unternehmen am Standort zusammenzuarbeiten – obwohl dies zu weiteren Energie- und Ressourceneinsparungen führen könnte. Der Hafen von Rotterdam und Yokogawa wollen diese Barriere nun durchbrechen, indem sie den vertraulichen Austausch von Daten und eine tiefere Integration innerhalb des Clusters erleichtern.

Den Nachbarn mit Dampf versorgen

Die Idee ist es, verschiedene Versorgungsleistungen wie Wärme, Strom und Wasserstoff zu integrieren und die industrielle Flexibilität zu erhöhen. Bei der Elektrizität kann beispielsweise der Verbrauch „hinter dem Zähler“ zwischen benachbarten Unternehmen optimiert werden, um Nachfragespitzen zu bewältigen. Das könnte auch dazu beitragen, eine Überlastung des Stromnetzes im Hafengebiet zu verhindern.

Derselbe Ansatz lässt sich nach Ansicht der Kooperationspartner auch auf die Nutzung anderer Versorgungsleistungen ausdehnen: Unternehmen, die Dampf als Nebenprodukt erzeugen, könnten zum Beispiel die Produktion genau dann hochfahren, wenn ein benachbartes Unternehmen mehr Dampf benötigt, und so verhindern, dass Wärme verschwendet wird. Insgesamt könnte dieser Multi-Utility-Ansatz einen wichtigen Beitrag zur Energieeinsparung und Emissionsreduzierung leisten.

Testgebiet mit mehr als 200 Unternehmen

Yokogawa und der Hafenbetrieb haben nun eine Machbarkeitsstudie mit mehreren Petrochemie- und Energieunternehmen des Clusters begonnen, um konkrete Anwendungsfälle auf der Grundlage bestehender Abläufe zu definieren. Die ersten Ergebnisse der Machbarkeitsstudie werden bis Ende 2023 erwartet. Wenn sie hinreichend positiv ausfallen, soll der nächste Schritt darin bestehen, Pläne für die Durchführung von Feldversuchen mit kooperierenden Unternehmen im Hafen ab 2024 zu entwickeln.

Als Europas größter Hafen und Sitz von mehr als 200 Industrieunternehmen ist der Hafen von Rotterdam bestens geeignet, um dieses Projekt zur Unterstützung der Energiewende zu ermöglichen. Yokogawa bringt dabei die eigene Simulationstechnologie zur Optimierung der Produktionsplanung sowie Lösungen für das regionale Energiemanagement in das Projekt ein.

Vorstudie mit hoffnungsvollen Ergebnissen

Die beiden Unternehmen haben bereits eine „Vormachbarkeitsstudie“ durchgeführt, bei der Computersimulationen und Vergleiche mit den Abläufen im Rotterdamer Hafenindustriecluster eingesetzt wurden, um mögliche Einsparungen bei einer Reihe von Versorgungseinrichtungen zu ermitteln. Die Studie ergab Effizienzsteigerungen von bis zu 5 %.

Langfristig könnten durch eine tiefere Integration und Optimierung innerhalb des Industrieclusters Einsparungen von bis zu 10 % erzielt werden, glauben die Kooperationspartner. Auf diese Weise könnte sich der Raum Rotterdam zu einer „industriellen Sharing Economy“ entwickeln, in der die intensive gemeinsame Nutzung von Ressourcen und Infrastruktur zu hocheffizienten Abläufen für alle Unternehmen in der Region führt.

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