Viel mehr Anlagen für die CO2-Entfernung aus der Luft nötig
Eine international geleitete Studie hat erfasst, wie viel CO2 mit den aktuell weltweit im Betrieb befindlichen Abscheidungsanlagen aus der Luft entfernt werden kann. Das Fazit: um das Pariser Abkommen einzuhalten, muss diese Technologie stark ausgebaut werden.
Bisher verlassen sich viele Länder noch auf die CO2-bindenden Fähigkeiten von Wäldern.(Bild: Afunbags - stock.adobe.com)
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Die Zusammenarbeit leiteten Vertreter der Universität Oxford, des Deutschen Instituts für Internationale und Sicherheitspolitik, des Mercator Forschungsinstituts und der Universität von Wisconsin-Madison. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass um das im Pariser Abkommen vereinbarte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, verstärkt CO2-Abscheidungs-Anlagen gebaut werden müssen.
Wie viel bewirken aktuelle CO2-Speicher-Projekte?
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Denn: im Moment werden lediglich 2 Gt CO2 pro Jahr aus der Luft entfernt und das meist auch nur mit kleinen Pilotanlagen. Damit der Temperaturanstieg nicht über die 1,5 °C hinaus geht, ist es laut den Autoren der Studie notwendig, sowohl weniger CO2 auszustoßen als auch mehr bereits ausgestoßenes CO2 aus der Luft zu entfernen. Ihnen ist wichtig zu betonen, dass es sich nicht um ein Entweder-oder-Szenario handelt.
Das sogenannte Carbon-Capture-and-Storage (CCS) zählt als neue Methode der CO2-Abscheidung. Die oben erwähnten 2 Gt/a stammen allerdings fast ausschließlich von klassischen Maßnahmen wie der Aufforstung oder der Bewirtschaftung bestehender Wälder. Die neuen Methoden zu denen Bioenergy with Carbon Capture and Storage (BECCS), Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS) und Pflanzenkohle gehören, sind nur für 0,1 % des jährlich aus der Luft entfernten CO2 verantwortlich – das entspricht 2 Mt/a.
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Was ist BECCS und DACCS?
Bioenergy with Carbon Capture and Storage (BECCS) bedeutet, dass Biomasse wie Holz oder Pflanzen genutzt wird, um damit Energie zu erzeugen. Dafür wird die Biomasse verbrannt wobei CO2 entsteht. Dieses CO2 wird dann aus der Abluft der jeweiligen Anlage abgefangen und eingespeichert beispielsweise in leergepumpten Öl- oder Erdgas-Lagerstätte.
Direct Air Carbon Capture and Storage (DACCS) wiederum steht dafür, dass CO2 aus der Atmosphäre extrahiert und eingelagert wird. Es ist auch denkbar, das abgeschiedene CO2 für andere Zwecke zu nutzen beispielsweise um synthetische Kraftstoffe herzustellen.
Die Studie führt an, dass über 120 Regierungen weltweit ein Netto-Null-Emissionsziel haben, jedoch nur die wenigsten dieses Ziel erreichen wollen, indem sie CCS in ihre Pläne integrieren. Bis 2030 könnten weitere 2,1 Gt/a CO2 durch klassische Maßnahmen eingespeichert werden. Weitere 9 Mt/a CO2 würden abgeschieden, wenn alle im Moment angekündigten Projekte mit neuen CCS-Methoden umgesetzt würden. Was sich große Chemiekonzerne für Klimaziele gesetzt haben, lesen Sie hier.
Wie viel CCS ist nötig, um das Pariser Abkommen zu erfüllen?
Die Studie errechnet für verschiedene Szenarien wie viel mehr CO2 pro Jahr abgeschieden werden müsste, damit die Temperatur um 2 °C oder weniger ansteigt. Zusätzlich zu den aktuell jährlich eingespeicherten 2 Gt wären bis 2030 weitere 0,96 Gt CO2 nötig, bis 2050 sogar 4,8 Gt/a. Die Zahlen sind abhängig von dem Fokus, den Politik und Länder zukünftig setzen, ob sie den CO2-Ausstoß reduzieren, Kohlendioxid entfernen oder erneuerbare Energien ausbauen wollen.
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