Wie Planern die Überarbeitung des Preisindex mehr Genauigkeit und Vergleichbarkeit bringt

PCD 2025: Branchenindex auf neuem Stand

Nach neun Jahren wurde der Preisindex Chemieanlagen Deutschland (PCD) umfassend aktualisiert – mit präziserer Methodik, aktualisierter Gewichtung und neuen Subindizes. Der überarbeitete Index bietet Planern und Investoren jetzt noch mehr Transparenz bei der Kostenbewertung im Anlagenbau.

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Drei Mitarbeiter mit Schutzhelmen besprechen sich vor einer großen Chemieanlage

  • Der Chemieanlagen-Preisindex PCD wurde aktualisiert und bildet nun detaillierter die realen Kostenstrukturen im Chemieanlagenbau ab.
  • Rückwirkende Anwendung ab 2015 erlaubt belastbare Projektvergleiche über Jahre hinweg.
  • Die Neuausrichtung des Index basiert auf realen Projektdaten und wurde in der Dechema-Fachgruppe Cost Engineering entwickelt

Welche Neuerungen umgesetzt wurden, weshalb der Umstieg notwendig war und welchen konkreten Nutzen der neue PCD in der Praxis bietet, erklärt dieser Beitrag.

Wenn Projektleiter in Chemieunternehmen oder Ingenieure im Anlagenbau das Budget für ein geplantes Projekt abschätzen sollen, stehen sie vor Herausforderungen: Unter Umständen ist das letzte vergleichbare Projekt bereits Jahre her und die Kosten sind seither deutlich gestiegen. Wie viel wäre das Arbeitspaket heute wert? Und wie haben sich einzelne Gewerke – etwa die EMSR-Technik oder der Stahlbau – seitdem entwickelt? Ohne verlässliche Daten wird jede Kalkulation zur Spekulation.

Hier kommt der Preisindex Chemieanlagen Deutschland – kurz PCD – ins Spiel. Für Projektplaner und Investoren im Anlagenbau ist er längst unverzichtbar. Als Benchmark für die Entwicklung der Investitionskosten hilft er, Projekte valide zu kalkulieren, historische Kostendaten zu indexieren und Preisentwicklungen marktgerecht zu bewerten. Nun wurde die Systematik des Index erstmals seit neun Jahren grundlegend überarbeitet – eine Reaktion auf veränderte Marktbedingungen, technologische Entwicklungen und wachsende Anforderungen an die Datengenauigkeit.

Vergleich bisheriger (2015) und neuer (2025) PCD: Im Gesamtindex zeigen sich nur marginale Abweichungen.
Vergleich bisheriger (2015) und neuer (2025) PCD: Im Gesamtindex zeigen sich nur marginale Abweichungen.

Wer steckt hinter dem PCD?

Verantwortlich für die Entwicklung und kontinuierliche Pflege des PCD ist die Fachgruppe Cost Engineering bei der Dechema Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e. V. Die Fachgruppe setzt sich aus Experten führender Industrieunternehmen – darunter BASF, Evonik, Siemens, Wacker und andere – zusammen und arbeitet an praxisnahen Standards für Kostenkalkulation und Wirtschaftlichkeitsbewertung im Anlagenbau.

Der PCD ist ein Ergebnis langjähriger gemeinsamer Arbeit von Industrievertretern, die ihre realen Projektdaten und Erfahrungen in die Weiterentwicklung des Index einbringen. Die Methodik wird im Konsens entwickelt, regelmäßig überprüft und an sich verändernde Rahmenbedingungen angepasst. Auch externe Entwicklungen wie geopolitische Krisen oder technologische Innovationen fließen in die Bewertungen ein.

„Unser Ziel ist ein verlässliches, transparentes Werkzeug für die Kostenbewertung“, sagt Werner Pehlke, Principal Expert Cost Engineering bei BASF SE und Vorsitzender der Fachgruppe. „Der Index lebt von der Beteiligung der Anwender – und genau das macht ihn so praxisnah.“

Neue Gewichtung, neue Struktur, neuer Name

Was früher „Processnet Chemieanlagen-Preisindex Deutschland“ hieß, firmiert nun klarer als Preisindex Chemieanlagen Deutschland – kurz PCD. Doch der neue Name ist nicht nur Kosmetik. Hinter der Überarbeitung steht eine inhaltliche Neuausrichtung: Sowohl die Gewichtung der Subindizes als auch die methodische Granularität wurden aktualisiert.
„Wir haben in den letzten Jahren geopolitische Veränderungen erlebt – von der Corona-Krise bis zum Ukraine-Krieg –, die sich deutlich auf die Preisstruktur im Anlagenbau ausgewirkt haben“, erklärt Dr. Markus Eckrich, Cost Engineering Experte bei BASF SE. „Daher war es an der Zeit, die Gewichtung der Kostenanteile neu zu bewerten.“

Im Detail gab es mehrere Schwächen der bisherigen Methodik. „Wichtige Kostenkomponenten wie etwa die Programmierung in der Automatisierungstechnik wurden bisher nicht über eigene Indizes erfasst“, so Ralf Waltermann, Leiter Cost Estimation & Validation bei Evonik. Auch die Unterscheidung zwischen Schwarzstahl und Edelstahl fehlte bislang. Beides hat sich mit der neuen Systematik geändert.

Ein zentrales Ziel war es, die Repräsentativität des Index zu erhöhen. Dazu wurden die Subindizes überprüft, teils neu zusammengesetzt und mit Produktionsstatistiken abgeglichen, um eine realistischere Abbildung der Branche zu gewährleisten.

Ein Beispiel: Bei den Gerüstbaukosten fließen nun sowohl die Material- als auch die Arbeitskosten in einem angepassten Verhältnis ein. „Früher war das nur das Material selbst – heute berücksichtigen wir auch die Montagearbeit realitätsnäher“, so Waltermann.

Abweichungen zeigen sich bei Maschinen und Apparaten: Dort wurden drei Subindizes ersetzt und neu gewichtet.
Abweichungen zeigen sich bei Maschinen und Apparaten: Dort wurden drei Subindizes ersetzt und neu gewichtet.

Mehr Details, mehr Transparenz

Mit der neuen Systematik steigt auch die Granularität des Index: Mehr Subindizes erlauben eine differenziertere Kostenbetrachtung. Das sei vor allem bei Teilerneuerungen von Anlagen hilfreich, betont Eckrich: „Wenn wir nur die Automatisierungstechnik oder das Piping modernisieren, können wir jetzt viel gezielter analysieren, wie sich genau diese Kostenbereiche entwickelt haben.“

Zudem wurde der Zeitbezug verfeinert: Statt rein quartalsbezogener Daten fließen nun auch monatliche Preisentwicklungen ein – sofern verfügbar. Das macht den PCD sensitiver gegenüber kurzfristigen Marktbewegungen. „Die Jahre 2021 bis 2023 haben gezeigt, wie stark Preise plötzlich steigen können. Da hilft es, nicht nur das Quartal, sondern auch die Monatswerte im Blick zu haben“, so Eckrich.

Die neue Methodik wird rückwirkend bis zur Indexbasis im Jahr 2015 genutzt. Für viele Unternehmen ein echter Vorteil: „Wir nutzen den PCD regelmäßig, um Altdaten aus unseren Projektarchiven auf heutige Werte zu bringen“, sagt Waltermann. „Dass wir dafür jetzt die präzisere Methodik rückwirkend nutzen können, erhöht die Aussagekraft deutlich.“

In der Praxis wird der PCD in vielen Unternehmen nicht nur zur Kostenverfolgung, sondern auch als Plausibilitätsprüfung und Verhandlungsgrundlage verwendet. „Der PCD basiert auf Daten von Destatis. Er bildet so eine neutrale, anerkannte Datengrundlage, insbesondere bei spezifischen Subindizes wie Maschinen oder Bauleistungen“, so Eckrich. Gerade bei Preisabweichungen oder -klauseln in Verträgen kann er helfen, Differenzen sachlich einzuordnen.

Schätzungen im mitteleuropäischen Raum stützen sich zunehmend auf den PCD, weil sie die Kostenstruktur der lokalen Anlagen besser abbilden. Angelsächsische Indizes wie der CEPCI und PEPCI beruhen weitestgehend auf dem US-Dollar und zeigen teilweise erhebliche Schwankungen, die nicht zu unserer Realität passen, so Waltermann. „Da ist der PCD deutlich verlässlicher.“

Im Gewerk Prozessleittechnik werden nun auch der Programmieraufwand und Aktoren berücksichtigt.
Im Gewerk Prozessleittechnik werden nun auch der Programmieraufwand und Aktoren berücksichtigt.

So funktioniert der PCD

Der Preisindex Chemieanlagen Deutschland (PCD) ist ein branchenspezifischer Kostenindex für den deutschen Chemieanlagenbau. Er basiert auf einem repräsentativen Warenkorb von Anlagenteilen – etwa Apparate, Rohrleitungen, EMSR-Technik, Maschinen, Isolierung und elektrotechnische Ausstattung (inklusive Montage und Planung) –, deren Preisentwicklung monatlich anhand offizieller Indizes des Statistischen Bundesamtes erfasst wird.

Besonderheit: Die Gewichtung der Gewerke erfolgt auf Basis realer Projektstrukturen aus der Industrie. So bildet der PCD nicht nur Durchschnittswerte ab, sondern reflektiert die tatsächlichen Kostenanteile im chemisch-pharmazeutischen Anlagenbau. Die Indexbasis liegt bei 100 im Jahr 2021. Die Werte sind öffentlich zugänglich, detaillierte Daten gibt es für Abonnenten.

Keine Revolution, aber ein klarer Fortschritt

Wie stark unterscheidet sich der neue PCD vom alten? Überraschend wenig – zumindest auf den ersten Blick. „Das Delta ist nicht riesig, aber die Sensitivität ist klar gestiegen“, erklärt Eckrich. „Er bildet Kostenentwicklungen, gerade nach 2020, einfach realistischer ab.“

Mit dem Update reagiert die Branche auf die Herausforderungen der letzten Jahre – und bereitet sich zugleich auf neue Entwicklungen vor. Denn Themen wie Cybersecurity, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz werden künftig auch die Investitionskosten im Anlagenbau beeinflussen. Trends und Entwicklungen werden sich sicher langfristig im Index niederschlagen. Für eine nächste Aktualisierung sieht er dennoch keinen kurzfristigen Bedarf: „Das Update war aufwändig – da sprechen wir von einem Zeithorizont von mindestens fünf Jahren.“

Fazit: Mit der neuen Systematik und einem geschärften methodischen Profil wird der Preisindex Chemieanlagen Deutschland seinem Anspruch als verlässlicher Kostenkompass im Anlagenbau weiterhin gerecht – nun mit noch mehr Realitätsnähe, Transparenz und Praxistauglichkeit. Wer Investitionen in der Branche realistisch planen und bewerten will, kommt am PCD auch künftig nicht vorbei.